"Wegen dieser blöden Geschichte"

TRIER. Schwere Zeiten für die City-Initiative: Rücktritt des langjährigen "Kapitäns", kein neuer Vorsitzender in Sicht, Fragezeichen bei der City-Managerin, Misstrauen im Vorstand. Der Zusammenschluss der Trierer Kaufleute ist in einer tiefen Krise.

Diese Woche sollte eine gute Woche für die Trierer City-Geschäftsleute werden. Mit der "Langen Einkaufsnacht" am Wochenende steht ein innovatives Projekt ins Haus, das die Kräfte von Kaufleuten, Kulturmachern und Event-Organisatoren in bislang ungekannter Weise bündelt. Doch statt ruhiger Vorbereitung war gestern hektisches Krisenmanagement angesagt. Schon um acht Uhr morgens traf sich der Vorstand der City-Initiative zur Dringlichkeitssitzung, einberufen von einer stinksauren City-Managerin, die in einer kategorisch formulierten Einladung unverhohlen mit "möglichen persönlichen Konsequenzen für die künftige Zusammenarbeit" drohte. Die Atmosphäre schwankte zwischen eisig und hitzig, und als man nach einer guten Stunde auseinander ging, hatte die City-Initiative keinen Vorsitzenden mehr. Hintergrund ist ein Vorgang, der auf den ersten Blick kurios anmutet. Mitte vergangener Woche hatte City-Managerin Inge Schönherr in einer vertraulichen Vorstandssitzung Kunde von ihrer Schwangerschaft gegeben - eine nicht ganz unerhebliche Information angesichts des "Ein-Frau-Betriebs" mit dünner Personaldecke. Schon am nächsten Morgen kursierte die Information in der halben Trierer Geschäftswelt, am Wochenende wurde sie gar zum Gegenstand des TV -"Stadtgesprächs". Schönherr reagierte, wie sie schrieb, mit "Entsetzen und Enttäuschung", hatte sie sich doch auf die "Diskretion und Verschwiegenheit" des Vorstands verlassen. Georg Kern, langjähriger Vorsitzender der City-Initiative, aber aufgrund der Insolvenz seines Unternehmens zurzeit mit ruhendem Mandat, stellte sich auf die Seite seiner Mitarbeiterin. Doch seine kategorische Aufforderung, der "Plauderer" aus dem Vorstand möge sich stellen und Konsequenzen ziehen, blieb erfolglos. Sein Stellvertreter Albrecht Thul räumte immerhin ein, er habe auf konkrete Presse-Nachfrage hin die Information bestätigt - aber da sei sie schon längst auf dem öffentlichen Markt gewesen. Da half alles Nachbohren nichts: Im Vorstand mochte sich kein Verantwortlicher outen. Und so nahm Georg Kern (unser Bild) den ohnehin längst am Haken befindlichen Hut und verkündete zornig seinen endgültigen Abgang. Es gebe "kein Vertrauensverhältnis mehr im Vorstand", er könne nicht "mit der Unehrlichkeit einzelner Leute leben". Nun muss sich die angeschlagene Initiative unter schwierigen Bedingungen auf die Suche nach einem neuen Vormann machen. Albrecht Thul, mit dem Rest-Vorstand über Kreuz, hat gegenüber dem TV eindeutig abgewinkt: Er stehe als Kern-Nachfolger "nicht zur Verfügung" und gehe davon aus, dass der Vorstand "eine gemeinschaftliche Lösung sucht und findet". Von den anderen Vorstandsmitgliedern strebe ebenfalls niemand nach dem Chefsessel, vermutet Beisitzer Wolfgang Sturges, den die aktuelle Entwicklung im Urlaub überraschte. Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch beschwört derweil den Zusammenhalt der Händler: "Wegen dieser blöden Geschichte" dürfe sich die City-initiative "nicht von ihren wirklichen Aufgaben ablenken lassen". Es sei "ein Witz, dass andere Städte unser City-Management zum Vorbild nehmen und wir uns mit internen Querelen beschäftigen". Damit liegt sie ganz auf der Linie von City-Managerin Inge Schönherr. Natürlich gebe es ein Interesse, die Vorsitzenden-Personalie "möglichst schnell zu entscheiden". Aber die wichtigsten Projekte würden ohnehin von Projektleitern aus dem Vorstand betreut und das Funktionieren der City-Initiative sei sichergestellt. Es gebe auch künftig eine "handlungsfähige Geschäftsstelle".

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