Weiblich, evangelisch, arbeitssuchend

Ein wenig Bitterkeit schwingt beim Abschied von Karin Sauter (40) mit. Fast dreieinhalb Jahre war sie als Pfarrerin für die Menschen der evangelischen Kirchengemeinde Trier da. Aus ihrem Probedienst wurde sie nun entlassen. Allerdings nicht in die Zukunft als Seelsorgerin mit einer eigenen Pfarrei. Ihr Status: weiblich, evangelisch, arbeitssuchend.

 Frei von den dienstlichen Pflichten in der evangelischen Kirchengemeinde Trier: Pfarrerin Karin Sauter. TV-Foto: Cordula Fischer

Frei von den dienstlichen Pflichten in der evangelischen Kirchengemeinde Trier: Pfarrerin Karin Sauter. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Pfarrerin zu sein, "ist kein Job, es ist ein Beruf", sagt Karin Sauter. Umso bitterer, dass die kirchen-interne Stellensituation ihrer Berufung zum Dienst für Gott und an den Menschen einen Knick in den beruflichen Lebensweg macht. Der demografische Wandel macht den Weg ins Pfarramt zum fast undurchlässigen Nadelöhr. Nur noch 20 Stellen pro Jahr würden von der Evangelischen Landeskirche im Rheinland ausgeschrieben, Bewerber darauf gibt es sechsmal so viele. Ausgewählt wird - wie in den meisten weltlichen Unternehmen auch - nach der Examensnote. "Aber ein guter Pfarrer zu sein, hängt nicht vom Notendurchschnitt ab", sagt Sauter. Nach ihrem Studium in Marburg, Heidelberg, Bonn, Tübingen und Göttingen und dem Vikariat in ihrer Heimat Saarbrücken kam Karin Sauter im April 2005 in Trier an und arbeitete bis 2008 als Pfarrerin zur Anstellung in der Trierer Stadtgemeinde.

Ein mögliches Ziel ist die Schweiz



Wohin sie ihr Weg nun führt, weiß Sauter noch nicht, die Zukunft ist ungewiss. Mögliche Perspektiven sind, als evangelische Religionslehrerin an diversen Schulen zu arbeiten, sich um Pfarrstellen im Bereich anderer Landeskirchen zu bewerben oder in die Schweiz zu gehen, wohin viele Pfarrer ohne Aussicht auf eine eigene Pfarrei abgewandert sind. "So ganz habe ich mich noch nicht von dem Gedanken verabschiedet, Pfarrerin zu sein. Das hielte ich auch für ungeheuer schwer."

So ganz von Trier verabschiedet hat sich die Theologin auch noch nicht, verbindet sie doch mit der Stadt, dass sie selbst in der Trierer Christuskirche geheiratet hat. Die eigene Ehe - ein Stück gelebte und funktionierende Ökumene, denn ihr Mann ist Katholik. "Ich bleibe noch mindestens drei Monate in Trier. Und der Kontakt zu den Menschen wird nicht damit aufhören, dass ich aus der Arbeit in der Gemeinde ausgeschieden bin."

Als Sauter, die vorher in der Jugendarbeit tätig war, nach Trier kam, musste sie sich ein anderes Arbeitsfeld im Senioren-Sektor erschließen. Außerdem begleitete die Seelsorgerin Patienten im Mutterhaus, im Seniorenheim Härenwies und in der Residenz am Zuckerberg.

Mit Krankheit und Leid konfrontiert zu sein, mit "Dingen, die die Menschen nicht ertragen können", natürlich kenne sie in solchen Situationen auch Zweifel. Aber an Gott als Adresse seine Klagen zu schicken, helfe ihr neben den Schulungen, die sie für solche Fälle in Seelsorgekursen erhalten hat.

"Man muss als Pfarrer versuchen, professionell mit solchen Situationen umzugehen. Aber es nicht an sich ran zu lassen, so darf es für einen Pfarrer nie sein." Sich einen Ausgleich zu suchen, mit Kollegen zu sprechen, sei wichtig. "Und sich Zeit für sich zu nehmen, Ruhe zu haben." Oft habe sie nachts alleine in der Basilika vor dem Altar gesessen, um sich selbst zu sortieren. Ihren letzten Gottesdienst hat Sauter in der Basilika gehalten, sich in Kindergärten, in den Gruppen der Frauenhilfe und in den Senioren-Gottesdiensten von den Gemeindemitgliedern verabschiedet. Ihren Platz in der Kirche - den muss sich die 40-Jährige nun neu definieren.

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