Weinberge statt Achttausender

TRIER. Als "Grenzgänger" gehört Reinhold Messner seit 30 Jahren zu den erfolgreichsten Bergsteigern der Welt. Vor Kurzem war der Südtiroler bei einer Signierstunde zu Gast in der Sparkasse Trier. Am Abend folgte ein Vortrag von Messner vor geladenen Gästen.

Er hat bei 3500 Bergfahrten etwa 100 Erstbegehungen hinter sich gebracht, alle 14 Achttausender bestiegen, zu Fuß die Antarktis, Grönland der Länge nach, Tibet, die Wüsten Takla Makan und Gobi durchquert - letztere als 60-Jähriger. Das verrät die Homepage von Messner. Nun war der Abenteurer zu Gast in der ältesten Stadt Deutschlands. Jahrgang 1944 ist der Südtiroler, wovon allenfalls der angegraute Bart und ein paar Silberfäden in Messners üblicher Mähne erzählen. Eine Signierstunde auf Einladung der Sparkasse Trier hat Messner nach Trier geführt. Routiniert unterzeichnet Messner seine Bücher, die ein Stand der Akademischen Buchhandlung bereit hält.Signieren "für Elfriede"

Es ist eine bunte Truppe, die den weltbekannten Bergsteiger um eine Unterschrift bittet. Ältere Leute, die mal "für Elfriede" in ein Buch schreiben lassen. Ein Italiener, mit dem Messner einen Smalltalk führt. Einer hat sein Skateboard mitgebracht, auf dem Messner ohne mit der Wimper zu zucken seinen Namen setzt. Und ein Ehepaar hat gar ein dickes Fotoalbum mit früheren Bildern aus Sulden in Tirol dabei, wo sich Messner gelegentlich aufhält. "Der hier hat neu gebaut, und das hier ist jetzt ganz anders, aber schöner geworden", kommentiert Messner die Häuser und Landschaften auf den Fotos. Fünf Jahre war Messner Europaparlamentarier, setzt sich für die Umwelt ein, hat vor einem Jahr eine Stiftung zur Hilfe für Bergdörfer gegründet, ist weltweit mit Preisen bedacht worden. Welches Projekt der 61-Jährige als nächstes in Angriff nimmt, verrät Messner nicht. "Ich bin kein Ankündigungs-Abenteurer. Ich sage erst was, wenn ich es mache."Prämierter Riesling

Dennoch wirkt Messner sympathisch bodenständig. Sich selbst tituliert er in Anspielung auf seine Aktivitäten in Tirol als "Berg- und Weinbauer", und fügt beiläufig schmunzelnd hinzu, dass er einer der wenigen sei, die in Italien Riesling anbauen - sein Riesling Castel Juval sei schon prämiert. In Trier gefallen ihm die Sehenswürdigkeiten, sagt Messner, der seit Jahrzehnten im Sommer die Burg Juval bewohnt. "Es ist schon beeindruckend, was in Trier alles übrig geblieben ist." Es passt zu Messner, dass dem Weltenbummler mit Drang zu lebensgefährlichen Extremtouren auch Jahrtausende alte Gemäuer Emotionen abgewinnen können. Keine Antwort hat Messner allerdings auf die Frage, was einen Mann treibt, sich Strapazen in Eis oder Wüste auszusetzen. "Es ist mein Leben", sagt er nur, um dann philosophierend hinzuzufügen: "Das Leben auf der Erde ist absurd. Aber ich kann einen Sinn daraus machen und erfinde mir selbst Herausforderungen." Seine Familie und seine vier Kinder - das jüngste ist vier Jahre alt - würden ihn nicht anders kennen. Ob sie ihrem Vater nacheifern? Die Antwort von dem Individualisten Messner ist eigentlich voraussehbar. "Sie sollen ihre Leidenschaften leben, ihren Weg finden und ein selbstbestimmtes Leben führen."

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