Weitaus besser als sein Ruf

TRIER-NORD. Er wächst und wächst: Trier-Nord ist sowohl nach der Fläche als auch nach der Bevölkerungszahl der größte Stadtteil. Er vereint gewachsene Wohnviertel mit Gewerbeflächen unterschiedlichster Couleur und ist Standort wichtiger Infrastrukturelemente.

Auf Fotos aus den frühen 30er Jahren präsentiert sich der Trierer Norden in weiten Teilen noch als offene Feld- und Gartenlandschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das weite Areal dann von einer regelrechten Besiedlungswelle überrollt. In 2002 hatte der Stadtteil etwas mehr 13 500 Einwohner. Außerdem ist er Standort zahlreicher Handels- und Gewerbebetriebe, großer Hotels, von Behörden und anderen Institutionen. Und die Tendenz ist nach wie vor steigend, wie das Konversionsgelände Castelforte verdeutlicht. Laut Ortsvorsteherin Gabriele Luz-y-Pérez erwirtschaftet der Stadtteil den Löwenanteil der Trierer Gewerbesteuer. Auch zahlreiche und bedeutsame Elemente der Trierer Infrastruktur sind im Norden Triers vereint. Um nur die wichtigsten zu nennen: Zwei große Krankenhäuser, das Moselstadion, Nordbad, Hauptfriedhof, Hauptpost, Telekom und Teile des Hauptbahnhofs, IHK und Hwk sowie die der Fertigstellung entgegenstrebende Großraumhalle. Außerdem gilt der Stadtteil als "Haupteinflugschneise" für den aus Richtung Norden nach Trier hereinfließenden Verkehr - mit allen Vor- und Nachteilen. Immer wieder wurden die Verkehrswege in den vergangenen Jahrzehnten erweitert und ausgebaut. Und immer wieder war die Mühe vergebens. Gewünscht wird eine dritte Verkehrstangente

 Größter Stadtteil: Obwohl aus verhältnismäßig großer Höhe aufgenommen, gibt das Luftbild nur einen Ausschnitt von Trier-Nord wieder.Foto: Willi Bosl

Größter Stadtteil: Obwohl aus verhältnismäßig großer Höhe aufgenommen, gibt das Luftbild nur einen Ausschnitt von Trier-Nord wieder.Foto: Willi Bosl

Die Folge sind tägliche Staus auf der schwer mitgenommenen Neuen Zurmaiener Straße und fast ein Dauerstau auf der Paulinstraße. Wegen seiner geografischen Lage ist und bleibt Trier-Nord ein Verkehrsengpass. Nicht nur Ortsvorsteherin Luz-y-Pérez bedauert, dass sich die schon vor Jahren geplante östliche Tangente bisher als Seifenblase erwiesen hat. Vorgesehen war, das Industriegebiet Nord mit einem eigenen Autobahnanschluss zu versehen. Gleichzeitig sollte die Metternichstraße per "Durchstich" über das ehemalige Moselbahngelände an die Kürenzer Straße und von dort an Bahnhofsbereich und Alleenring angebunden werden. Nicht ganz unproblematisch ist in Trier-Nord auch die strukturelle Vielfalt des Stadtteils. Er besteht aus zahlreichen, mehr oder minder homogenen Vierteln. Und oft sind die Grenzen nicht eindeutig festgelegt. Als "grobes Raster" nennt die Ortsvorsteherin folgende Bereiche: Zurlauben, Maarviertel, Paulinviertel, Nells Park und Parkstraße, nördliches Moselufer, Castelforte und Industriegebiet Nord. Außerdem führte die Konversion ehemaliger französischer Wohnviertel in den vergangenen Jahren zum Zuzug zahlreicher Neubürger. Luz-y-Pérez: "Das Spektrum reicht von absolut idyllischen Lagen wie Zurlauben über reine Industrieflächen bis hin zu Problembezirken wie Beutelweg, Ambrosius- und untere Thyrsusstraße." So liegen zwischen sozialen Brennpunkten und "gehobenen" Vierteln in Trier-Nord oft nur wenige Hundert Meter Luftlinie. "Doch der Stadtteil ist erheblich besser als sein Ruf", sagt die Ortsvorsteherin und erinnert an die erfolgreichen Projekte rund um Beutelweg, Ambrosiusstraße und Bürgerhaus. Viel sei in den vergangenen Jahren erreicht worden. Leider kann jedoch die allgemeine finanzielle Schieflage in Zukunft zum Hemmschuh werden. Dies gilt etwa für das Förderprojekt "Integration und Ausbildung", das nun durch ausbleibende Landesmittel zu scheitern droht. Ein betrübliches Kapitel ist auch in Trier-Nord der Einzelhandel. Entlang der unteren Paulinstraße gaben in jüngerer Zeit immer mehr Geschäfte auf, wie der hohe Leerstand dort zeigt. Es ist die gleiche Entwicklung wie in der nahen Fußgängerzone. Nur besonders qualifizierter Fachhandel und für Niedrigpreise bekannte Supermärkte scheinen sich in der traditionellen Einkaufsstraße der Nordstadt behaupten zu können. Am Montag in unserer Trier-Nord-Serie: Das Förderprojekt "Integration und Ausbildung" des Bürgerhauses steht auf der Kippe.

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