Weltbewegende Ambitionen - Ehemaliger Uni-Kanzler plaudert mit dem TV über sein neues Buch

Trier · Ignaz Bender ist Jurist im Ruhestand und ehemaliger Kanzler der Universität Trier. Nun hat er ein Buch über die Ohnmacht der Menschheit gegenüber Krieg und Terror geschrieben.

 Seit kurzem ist er auch Autor: der ehemalige Universitäts-Kanzler Ignaz Bender. TV-Foto: Sinja Michels

Seit kurzem ist er auch Autor: der ehemalige Universitäts-Kanzler Ignaz Bender. TV-Foto: Sinja Michels

Foto: (h_st )

Mit der Veröffentlichung seines Buches "Weltordnung - Der Weg zu einer besser geordneten Welt" geht für Ignaz Bender ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Bei einer Tasse Tee mit Milch und Zucker plaudert der 80-Jährige in seinem Wohnzimmer über sein Leben und seine Idee von der Gründung einer Weltverfassung.

"Der erste Schritt wäre ein Beschluss in allen nationalen Parlamenten der Welt, eine solche Weltgemeinschaft zu wollen", sagt Ignaz Bender. Jeder Abgeordnete des Deutschen Bundestages könne den von ihm vorgeschlagenen Beschlussantrag einbringen. Schön fände es Bender, wenn die vier Trierer Bundestagsabgeordneten von CDU, SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und der Linken einen gemeinsamen Antrag einbringen würden. Das sei für ihn keine Utopie, sondern realistische Vision.

Vor fünf Jahren hat Bender mit der Arbeit an seinem Buch begonnen. Seit seiner Zeit als Oberprimaner interessiert er sich für internationale Angelegenheiten. Aufgewachsen in der französischen Besatzungszone, in Freiburg, spricht er fließend Französisch und Englisch. In seiner Studienzeit entsandte ihn der Verband Deutscher Studenten wegen seiner Sprachkenntnisse als deutschen Vertreter zu vielen Begegnungen in Europa und Afrika. Während seiner beruflichen Karriere leistete er unter anderem Entwicklungshilfe für junge Demokratien in der Mongolei und in Kasachstan, auch in Rio de Janeiro war er im Einsatz. Die jüngsten internationalen Auftritte hatte er in Tel Aviv und 2015 in New York.

Auch im letzten Kapitel seines Buchs legt er den Fokus auf globale Verständigung - mit sieben Briefen an die großen Mächte der Welt, um sie für seinen Vorschlag zu gewinnen. Die Briefe richten sich unter anderem an die Bürger der Europäischen Union, an die Muslime der Welt und an die Jugend. 120 Exemplare des Buchs sollen an Wissenschaftler und Regierungsmitglieder, die Kanzlerin und den Bundespräsidenten versandt werden. Zudem fördere eine Kölner Stiftung die Verbreitung des Buchs mit einem vierstelligen Betrag, berichtet Bender. Eine englische Übersetzung ist in Arbeit.

Benders Frau Daniela sitzt mit am Tisch und versucht, die ausschweifenden Erzählungen ihres Mannes zu bremsen. Ursprünglich sollte sein Buch 100 weitere Seiten umfassen, auf denen er erklärte, weshalb er es geschrieben hat. Auf Anraten seiner Frau ließ er diesen Teil weg. "Meine Frau hat immer Recht."
Sein Alltag als Ruheständler sei nicht mehr geprägt von Anrufen und Terminen. Und befreit von den Zwängen einer großen Einrichtung wie der Universität. "Ich gehe gerne Schwimmen, Radfahren, Wandern, habe bis zu meinem 80. Geburtstag Uni-Fußball gespielt und lese regelmäßig Zeitung", erzählt Bender. Und kommt von der Freizeit sogleich wieder auf ernstere Dinge zu sprechen: "Aber die Nachrichtenagenturen enden an der Landesgrenze. Was wir brauchen, sind eine europäische Zeitung und europäische Fernsehsender. Arte ist da die Ausnahme."

Globalisierung ist Benders Steckenpferd. Das Amt des Präsidenten der Internationalen Hochschulkonferenz ICHE (International Conference on Higher Education) übt er bis heute aus. "Bei der ICHE gab es immer eine sehr starke türkische Beteiligung. Das hat sich aufgrund der aktuellen politischen Lage in der Türkei leider verändert", bedauert er.

Er interessiere sich für Geschichte und Historisches, erzählt Bender. Das spiegelt auch die Inneneinrichtung mit zahlreichen Gemälden aus aller Herren Länder wider. Im Hausflur lenkt er die Aufmerksamkeit auf ein altes Plakat. "Das ist Hippie-Kunst!" Stolz erzählt er, dass neben ihm auch ein bekannter Basketballspieler das Kunstwerk unbedingt haben wollte. Das Motiv: San Francisco in den 70ern. Damals haben die Menschen vom Weltfrieden geträumt. Knapp ein halbes Jahrhundert später träumen sie noch immer.

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