Welterfahrener Fremder in der Welt

TRIER. Halbzeit auf der Suche nach dem größten Trierer: Kaiser Augustus, Kaiserin Helena, Balduin von Luxemburg und Friedrich Spee wurden bereits vorgestellt. Der Juli steht ganz im Zeichen von Simeon aus Syrakus.

Er war weder Kurfürst noch Erzbischof, erst recht kein Kaiser. Dennoch hält Professor Alfred Haverkamp ihn für den größten Trierer: Simeon aus Syrakus kam aus der Fremde nach Trier (1027). Bereits drei Jahre später ließ er sich in einen Raum im östlichen Turm der Porta Nigra (1030 bis zu seinem Tod 1035) einmauern.Abgeschieden inmitten der Hektik der Stadt

Die Trierer täten gut daran, den heiligen Simeon nicht nur zu den großen Trierern zu zählen, sondern ihn als größten Trierer zu feiern, warb der Geschichtswissenschaftler bei seinem Vortrag "Der heilige Simeon” - nur ein paar Meter von dem geschichtsträchtigen Raum entfernt. Anders als alle anderen großen Trierer "war er ein Fremder in dieser Welt und doch welterfahren - ein Wanderer zwischen den Kontinenten und ein Eremit in der Wüste, der sein Leben als freiwillig Weltabgeschiedener mitten im städtischen Leben der lateinischen Metropole Trier beschloss", berichtet Haverkamp. Auch wenn die räumliche Nähe zu Simeons Klausur Eindruck machte, war der Veranstaltungsort im zweiten Geschoss der Porta Nigra schlecht gewählt. Autos, Busse, Mofas und Motorräder bildeten eine störende Geräuschkulisse. "Simeon ist für mich eine Respektsperson geworden", zieht Gisela May ihr Fazit über einen "großen Heiligen". "Andere Trierer wurden weltberühmt", stellt Hannelore Silbermann fest. Haverkamp beschränkte sich in seinem "Plädoyer" für Simeon keineswegs auf den "Trierer Blickwinkel" seines Lebensweges, der etwa um 960 in "Siracusa" begann. Seine Heimat habe er verlassen, "in dem Wunsch, als freiwillig Armer dem armen Christus zu folgen”. So gelangte er 1027 nach Trier, wo er mit Erzbischof Poppo zusammentraf, den er auf dessen Pilgerfahrt ins Heilige Land begleitete. Hier fasste Simeon einen folgenschweren Entschluss: Er kehrte nicht ins Sinai-Kloster zurück, sondern ging mit Poppo in den Okzident.Bewahrte die Porta vor Zerstörung

An jedem ihm genehmen Ort in Trier habe sich Simeon niederlassen können, so Haverkamp. Doch Simeon erkor das Stadttor für sein Leben in Klausur. Das um 200 nach Christus errichtete, "einst triumphale Monument des römisch-heidnischen Imperiums" sei durch den Eremiten vor weiterer Ausbeutung und Zerstörung bewahrt worden: "Es wurde durch ihn zur Porta Sancta, zum Heiligen Tor." Noch in seinem Todesjahr 1035 wurde Simeon von Papst Benedikt IX. heilig gesprochen.

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