Wenig Probleme mit dem Belagerungszustand

Trier · Die Schlacht ist geschlagen, die Premiere gelungen. Nach drei Tagen Open-Air-Festival Porta{+3} ist der Ausnahmezustand an Triers weltberühmten Römertor noch nicht ganz beendet. Die Bühne bleibt noch eine Woche lang stehen. Sie kommt auch beim Altstadtfest zum Einsatz.

 Transparent und daher auch für eine Woche kein Problem: die Bühne vor der Porta Nigra. TV-Foto: Roland Morgen

Transparent und daher auch für eine Woche kein Problem: die Bühne vor der Porta Nigra. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. 13 Meter hoch und 140 Quadratmeter Aktionsfläche - die Bühne vor der Porta Nigra ist ein schon von ihren Dimensionen her ziemlich "starkes Stück". Deshalb hat sie bereits im Vorfeld des gestern Abend mit dem Konzert von Gregor Meyle zu Ende gegangenen Open-Air-Festivals Porta{+3} für Gesprächs- und Zündstoff gesorgt, zumal sie bis übers Altstadtfest am kommenden Wochenende stehen bleibt.
Bei den Hütern des rheinland-pfälzischen Unesco-Weltkulturerbes soll man nicht sehr erbaut gewesen sein von den Trierer Plänen, Synergien zu nutzen und höhere Veranstaltungskosten zu vermeiden, sprich: eine Bühne für zwei aufeinander folgende Wochenenden zu nutzen und sich den Auf- und Abbau zu sparen.Die Bühne ist ein Kompromiss


"Wenn ich jetzt sagen würde, ich hätte gejubelt, dann wäre das gelogen", bestätigt Thomas Metz (60), Chef der Mainzer Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE). Gerüchteweise soll es Dissens gegeben haben mit der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM), die Porta{+3} zusammen mit Popp-Concerts veranstaltet hat und das Altstadtfest organisiert. Das bestreitet Metz: "Selbst wenn wir unterschiedlicher Meinung wären, dann würden wir darüber nicht in der Öffentlichkeit reden. Fakt ist, dass wir partnerschaftlich und vertrauensvoll miteinander umgehen und selbstverständlich im Vorfeld miteinander geredet haben." Dabei seien von Trierer Seite "alle Beteiligten sehr bemüht gewesen, die Beeinträchtigungen rund um die Porta Nigra möglichst gering zu halten."
Demnach ist die Bühne ein Kompromiss: Sie steht länger, ist dafür aber transparent, ermöglicht also den Durchblick auf das Römergemäuer, statt es zu verdecken.
Verhindern könnte die GDKE ohnehin keine Veranstaltung an der Porta Nigra, denn der Platz davor ist städtisches Gebiet und die TTM eine Tochtergesellschaft der Stadt. Anders lief es, als 2009 Gastronomen eine Eislaufbahn an der Porta betreiben wollten. Sowohl mit dem Vorplatz als auch mit dem Brunnenhof (Innenhof des im Mittelalter an die Porta angebauten Simeonstifts) als Standort mochte sich die GDKE nicht anfreunden und legte der Stadt erfolgreich nahe, keine Genehmigung zu erteilen. "Damals ging es aber um eine mehrmonatige Betriebszeit. Mit zwei Drei-Tage-Festivals an zwei aufeinander folgenden Wochenenden haben wir keinerlei Probleme", erklärt Metz; "Wir sind keine Hardliner, sondern finden es ja gut, wenn antike Stätten genutzt und modern inszeniert werden."
Genau darauf zielte Porta{+3} ja auch ab. Das weltbekannte Wahrzeichen von Deutschlands ältester Stadt an drei Abenden als Kulisse für drei Konzerte unterschiedlicher Genres. "Das ist uns ja auch sehr gut gelungen", lautet das erste Resümee von TTM-Prokurist Roman Schleimer (57). Ob es 2016 eine Neuauflage geben wird, steht noch nicht fest: "Wir werden in den nächsten Tagen gründlich Bilanz ziehen, auch mit Blick auf den hohen Genehmigungsaufwand." Außerdem werde es "selbstverständlich" auch um die Beeinträchtigungen gehen, die der Ausnahmezustand mit sich gebracht hat. Die waren aber offenbar weniger problematisch, als es zunächst den Anschein erweckte. Weder von Touristen noch von Bewohnern und Geschäftsleuten aus dem Umfeld war Protest über den Belagerungszustand zu vernehmen. Auch vom Verkehrsbetrieb der Stadtwerke (SWT), dem wegen der Tribünenaufbauten und Konzertgelände-Umzäunung am Freitag nur eine Fahrspur an den Stadtbus-Haltestellen Simeonstraße zur Verfügung stand, kommt keine Kritik. Wohl aber eine Anregung für eine eventuelle Zweitauflage von Porta{+3}: "Es wäre im Interesse unserer Fahrgäste besser, wenn wir am Freitag nicht bereits ab 15 Uhr die Umleitung fahren müssten. Ich denke, ein, zwei Stunden später wäre auch machbar", sagt SWT-Verkehrschef Frank Birkhäuer (59). Die Umleitung, die Stadtbusse aus Richtung Treviris-Passage ab Freitagnachmittag fahren mussten, entspricht der des Altstadtfestes (Bruchhausenstraße, Nordallee) und brachte am Wochenende die selben Begleiterscheinungen: verwirrte Fahrgäste auf der Suche nach der Ersatzhaltestelle (Christophstraße) und umwegbedingte Verspätungen.
Während die Porta{+3}-Tribünen und Zäune heute bereits verschwunden sein dürften, bleibt die Bühne noch eine Woche lang stehen. Auf ihr spielen beim Altstadtfest von Freitag bis Sonntag insgesamt neun Bands.

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Wenig Probleme mit dem Belagerungszustand
Foto: (g_kultur

Der Trierer Jochen Leuf (TV-Foto: Archiv/privat) ist beim Gentleman-Konzert im Rahmen von Porta{+3} am Freitagabend als Vorgruppe aufgetreten (der TV berichtete am Samstag) - fand sich aber bei der Zugabe unversehens wieder mit dem Reggae-Künstler auf der Bühne. War das eine Überraschung, dass Sie zum Schluss des Konzerts noch mal auf die Bühne durften? Jochen Leuf: Auf jeden Fall! Eigentlich haben wir nur auf ein Foto mit Gentleman and the Evolution nach der Show gewartet. Dass er uns dann für die Zugabe noch mit auf die Bühne nimmt, war ziemlich grandios. Gentleman ist halt ein ziemlich spontaner und sehr entspannter Typ. Haben Sie das Rappen vorher geübt? Das klang ja professionell ... Leuf: Danke für die Blumen! Wir sind alle Session-Musiker und improvisieren viel. Da gehört auch Freestylen dazu. Außerdem hat das Publikum so unglaublich geil gefeiert, da läuft das Reimkarussel im Kopf automatisch ab. Wie fühlt es sich an, vor der Porta und vor gut 2000 Zuschauern aufzutreten? Leuf: Vor 2000 Menschen zu Hause aufzutreten ist unglaublich gut! Da steht man glücklich auf der Bühne, schaut in tausende begeisterte Gesichter und sieht, dass Trier ein solches Event wirklich gebraucht hat. Darauf hat die Porta Nigra jetzt 2000 Jahre gewartet. Jochen Leuf ist ein Trierer Liedermacher. Zusammen mit Hannah Fortenbacher und Toby Urban bildet er die Band OAZO, ein Name, der nach Reisen, Meer und VW-Bustouren klingen soll. mic

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