Weniger Autos, mehr Fahrräder

Über eine testweise einwöchige Sperrung der Saarstraße für den Durchgangsverkehr berät der städtische Bauausschuss am Donnerstag in nicht-öffentlicher Sitzung. Ähnlich wie beim Porta-Nigra-Fußgängerübergang könnte der Versuch überzeugen - und aus der Saarstraße dauerhaft eine verkehrsberuhigte Zone werden.

Trier. Der Vorschlag, den Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani am Donnerstag ihrem Ausschuss in geheimer Sitzung vorlegen will, hat Brisanz: Die Saarstraße, eine von Triers meistbefahrenen innerstädtischen Straßen, soll für eine Woche zur "falschen Einbahnstraße" werden. Weder von der Südallee noch von der Kreuzung am Brückenkopf der Konrad-Adenauer-Brücke wäre die Einfahrt in die täglich von bis zu 18 000 Fahrzeugen genutzten Saarstraße möglich - ausgenommen Linienbusse und Fahrräder. Geschäfte und Wohnhäuser der großen Parallele zur Moseluferstraße könnten Anlieger erreichen über Hohenzollernstraße, Hopfengarten, Friedrich-Wilhelm-Straße, Gerberstraße, Hawstraße und Ludolfstraße. 18 000 Fahrzeuge täglich

Die Idee, die belastete Saarstraße testweise für den Durchgangsverkehr zu sperren, ist nicht neu. In ihrem Bürgergutachten hatten Anwohner bereits 2004 Lösungen zu Gunsten besserer Fahrradfahr-Möglichkeiten gefordert. Die Stadtverwaltung grub die Idee aus, als der Verein Lokale Agenda im Frühjahr den Vorschlag machte, sich mit einem Projekt an der Europäischen Woche der Mobilität vom 16. bis 22. September zu beteiligen. Auch der Fußgängerüberweg an der Porta Nigra Richtung Paulinstraße wurde 2003 während der Mobilitätswoche ausprobiert - bevor er im vergangenen Jahr dauerhaft baulich eingerichtet wurde."Entwicklungsperspektiven" soll die einwöchige Sperrung der Durchfahrt für den Individualverkehr aufzeigen, heißt es in dem Info-Papier, das Kaes-Torchiani am Donnerstag ihrem Ausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung vorlegen will und das dem TV vorliegt. Dass täglich bis zu 18 000 Fahrzeuge auf der Saarstraße unterwegs sind, sei "in hohem Maße unverträglich" mit dem Umfeld, Anwohner seien durch Lärm, Schadstoffe, schlechter Fahrradmöglichkeiten und häufige Verspätungen der Busse durch Rückstaus stark belastet. Immerhin wohnen auf der rund 1250 Meter langen Saar- und Matthiasstraße rund 1400 Menschen. Dabei hätten rund die Hälfte der Autos "weder Quelle noch Ziel" in Trier-Süd oder dem angrenzenden Alt-Heiligkreuz. "Gelänge es, diese Verkehre aus der Saar- und Matthiasstraße heraus zu verlagern, wäre eine erhebliche Verbesserung der Umfeldqualität erreichbar", heißt es in dem Papier. Begleitet werden soll das Projekt durch umfangreiche Verkehrszählungen und -befragungen sowie Messungen der Schadstoff- und Lärmbelastung, damit die Auswirkungen der potenziellen einwöchigen Sperrung beurteilt werden können. Norbert Schwaben, Geschäftsführer der "Bastelstube" in der Saarstraße, ist von der Idee nicht begeistert: "Als Baustellen in der Südallee und vor Jahren in der Saarstraße die Autofahrer gezwungen haben, die Saarstraße zu umfahren, ist unser Umsatz jedes Mal im zweistelligen Bereich eingebrochen." Voraussichtlich würden bei einer Sperrung die Seitenstraßen der Saarstraße so überlastet sein, dass ein positiver Effekt ausbliebe. "Die Idee ist schwachsinnig - ich glaube, dass keiner der Gewerbetreibenden den Vorschlag gut findet", kritisiert Schwaben.Charlotte Kleinwächter von der Lokalen Agenda, die den Vorschlag zusammen mit der Stadtverwaltung ausgearbeitet hat, beruhigt: "Ziel der einwöchigen Sperrung wäre zunächst, das Thema Mobilität ins Gespräch zu bringen und zu zeigen, dass mobil zu sein nicht bedeutet, mit dem Auto unterwegs zu sein." Die probeweise Einrichtung wäre "ergebnisoffen": "Wenn sich zeigt, dass das Chaos ausbricht, dann wird es sicher keine dauerhafte Sperrung geben." Meinung Wenn man sich nur traut! "Besser, etwas zu bereuen, weil man's getan hat, als weil man's nicht getan." Auch wenn diese "Weisheit" nicht allgemeingültig ist: Als gutes Argument für das Saarstraßen-Projekt kann sie allemal herangezogen werden. Ja, die einwöchige Sperrung wird den Verkehr in den Seitenstraßen aufstauen. Und ja, weniger Durchgangsverkehr bedeutet Einbußen für den Einzelhandel. Dafür würde die Wohnqualität in einem von Triers schönsten Quartieren mit Sicherheit steigen. Und wahrscheinlich würden täglich rund 8500 Autos weniger für eine Atmosphäre sorgen, die Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen anzieht. Und vielleicht würden deren Einkäufe sogar den Umsatz des Einzelhandels stabilisieren. Sicher, diese Effekte stellen sich nicht innerhalb einer Woche ein. Aber vielleicht reicht diese kurze Zeitspanne wenigstens dazu aus, herauszufinden, was alles möglich ist - wenn man sich nur traut. c.wolff@volksfreund.detv-telefonabstimmung Ihre Meinung ist gefragt: Soll die Saarstraße probeweise für den Durchgangsverkehr gesperrt werden? Ja oder Nein - rufen Sie an, und stimmen Sie ab. Für "Ja" wählen Sie die 0137/9370080. Wenn Sie mit "Nein" stimmen wollen, ist die 0137/9370081 Ihre Nummer (Jeweils 50 Cent pro Anruf aus dem Festnetz der DTAG). Oder stimmen Sie mit dem Handy ab (Normaltarif, anbieterabhängig). Senden Sie eine SMS mit TV VOTE A für "Ja" oder TV VOTE B für "Nein" an die 42020. Das Ergebnis der Abstimmung wird am Donnerstag veröffentlicht.

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