Wenn 750 Kilo auf das Auto prallen

TRIER. Unfallursache Wild: Auch im Kreis Trier-Saarburg ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Wildkontakt stark gestiegen. Ein Grund dafür ist der erhöhte Tierbestand.

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 200 000 Wildunfälle registriert, allein im Jahre 2002 kamen dabei laut statistischem Bundesamt 2653 Personen zu Schaden. Im bundesweiten Durchschnitt ist die Zahl stabil, in der Region sind allerdings zum Teil starke Anstiege zu vermerken. "Allein in den Bereichen Hermeskeil und Saarburg stieg die Anzahl der Wildunfälle seit dem vorigen Jahr um 13 Prozent", nennt Winfried Streit, Sachbearbeiter in der Verkehrsdirektion der Polizeidirektion Trier, beunruhigende Zahlen. Als Gründe gibt er einen zu hohen Wildbestand und fehlende Wildschutz-Einrichtungen an. Hoher Wildbestand trotz starker Bejagung

Im Bereich Hermeskeil beträgt der prozentuale Anteil von Wildunfällen an der Gesamtzahl der Unfälle rund 41 Prozent, in Saarburg immerhin noch 34 Prozent. Franz-Josef Schunk, Polizeihauptmeister in der Polizeiinspektion Hermeskeil: "In den letzten Jahren hat die Anzahl der Wildunfälle stark zugenommen - vor allem Rehwild ist daran beteiligt: Die Tiere machen etwa 70 Prozent der Unfälle aus." Inzwischen habe allerdings auch der Anteil von Schwarzwildunfällen stark zugenommen. "Früher wurde vielleicht alle paar Monate mal ein Wildschwein überfahren, inzwischen haben wir solche Fälle fast wöchentlich." Auch Dachse seien laut Schunk inzwischen weit häufiger als früher unter den "Unfallopfern". Allein vom 1. bis zum 10. Oktober hatte er 19 Wildunfälle auf seinem Schreibtisch. Bis zum Jahresende rechnet er mit über 200 Unfällen insgesamt. Dazu kommt die Dunkelziffer der Unfälle, nach denen die Geschädigten sich an die Forstbehörde statt an die Polizei gewandt haben, um die für Versicherungsansprüche wichtige Wildunfallbescheinigung zu erhalten. Auch Schunk nennt als Grund für die vielen Unfälle den trotz starker Bejagung und hoher Abschusszahlen extrem gewachsenen Wildbestand. Außerdem befinden sich Rehe und Hirsche gerade in der Brunftzeit, was die Unfallrate zusätzlich in die Höhe treibt. Als besonders gefährdet gilt im Bereich Hermeskeil die Bundesstraße 407 zwischen Reinsfeld und Zerf. Dort passieren laut Schunk die meisten Unfälle. Vor allem in den späten Abend- und frühen Morgenstunden geschehen dort häufiger Wildunfälle; die Zeiten zwischen 5 und 8 Uhr morgens, und zwischen 17 und 22 Uhr abends gelten als besonders gefährlich. Die Gefahr solcher Kollisionen wird dabei häufig unterschätzt. Denn das Aufprallgewicht eines Körpers bei Tempo 70 entspricht dem 50-fachen Eigengewicht: Bei einem Zusammenstoß mit einem 15 Kilo schweren Reh prallt das Tier mit einem Gewicht von 750 Kilogramm gegen das Auto. Die Gefährdung für den Fahrzeugführer ist akut. Im eigenen Interesse und im Interesse der Tiere in Waldgebieten also lieber mal den Fuß vom Gas nehmen.

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