Wenn Familie und Beruf kollidieren

Ein Kind wird krank, die Betreuung fällt aus, die Pflege eines Angehörigen muss organisiert werden. Probleme, die nicht nur Eltern, sondern auch ihre Arbeitgeber betreffen. Weil Unternehmen, Verbände und Verwaltungen damit oftmals überfordert sind, bieten die Caritasverbände Trier und Westeifel den "Caritas-Familienservice" an, der die Betreuung in Notfällen übernimmt.

 Kooperation zugunsten der Familie (von links): Markus Leineweber (Brüderkrankenhaus), Caritasdirektorin Sandra Bartmann (CV Trier), Gabriele Piccolo und Winfried Wülferath (CV Westeifel), Gisela Minn (Uni Trier), Karl-Heinz Bechtel (Mutterhaus) und Evelyn Lehmann (Uni Trier) helfen ihren Mitarbeitern, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Kooperation zugunsten der Familie (von links): Markus Leineweber (Brüderkrankenhaus), Caritasdirektorin Sandra Bartmann (CV Trier), Gabriele Piccolo und Winfried Wülferath (CV Westeifel), Gisela Minn (Uni Trier), Karl-Heinz Bechtel (Mutterhaus) und Evelyn Lehmann (Uni Trier) helfen ihren Mitarbeitern, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Lena plagt heftiges Bauchweh - so kann sie nicht zur Schule gehen. Ein großes Problem für ihre Mutter, denn im Büro steht ein wichtiges Meeting an. Gut, dass ihr Chef eine Vereinbarung über den Familienservice der Caritasverbände (CV) Trier und Westeifel eingegangen ist. Dabei versorgen Mitarbeiter das Kind zu Hause, so dass die Eltern auch in Notfällen ihrem Beruf nachgehen können.

"Wir sind als Arbeitgeber in der Verpflichtung, unsere Mitarbeiter bei ihrer Familienarbeit zu unterstützen", betont Sandra Bartmann, Direktorin des CV Trier. Bei einer Mitarbeiterbefragung zur Vereinbarung von Familie und Beruf habe sich herausgestellt, dass ein hoher Bedarf an einer Notfallversorgung bestehe, sagt sie. Etwa wenn Kinder krank würden, die Betreuung ausfalle, eine Fortbildung oder Dienstreise angetreten oder die Pflege eines Angehörigen organisiert werden müsse. Der CV Westeifel biete seit 2009 genau diesen Dienst im Rahmen der Familienpflege an.

"Wir haben 26 qualifizierte Mitarbeiterinnen für beide Dienste", sagt Winfried Wülferath, Geschäftsführer der CV Westeifel. Sechs seien für den Bereich Trier zusätzlich eingestellt worden und - wegen der großen Nachfrage - gut ausgelastet. "Wir werden vergrößern, wenn der Bedarf da ist", sagt Gabriele Piccolo, Leiterin des Familienservices. Partner sind Unternehmen, Verbände und Verwaltungen in Trier, im Landkreis Trier-Saarburg, Eifelkreis Bitburg-Prüm und Vulkaneifelkreis.

Einer, der in Trier schon Erfahrung mit dem Service gesammelt hat, ist der Sonderforschungsbereich (SFB) 600 an der Universität Trier mit 70 Mitarbeitern. Dort rückte der Familienservice seit Oktober fünf Mal ein. "Unsere Beschäftigten haben es positiv aufgenommen, weil der Service sehr schnell reagiert", sagt Evelyn Lehmann.

Weitere Vertragspartner sind das Brüderkrankenhaus und das Mutterhaus in Trier. "Bei uns sind im medizinischen und pflegerischen Bereich viele Frauen beschäftigt", sagt Markus Leineweber, Hausoberer bei den Barmherzigen Brüdern, ein Krankenhaus mit dem Gütesiegel für familienbewusstes Arbeiten. "Das verpflichtet natürlich."

In der Pflicht sieht sich auch Karl-Heinz Bechtel, Personalleiter des Mutterhauses der Borromäerinnen, wo 70 Prozent der 1600 Beschäftigten Frauen sind. Nach der Elternzeit wollten viele im Beruf bleiben. "Dann beginnt der Spagat." Dass er als Arbeitgeber Geld für die Betreuung der Kinder oder Eltern seiner Mitarbeiter aufbringe, ist für Bechtel kein Widerspruch. Einen seiner hochqualifizierten Mitarbeiter zu verlieren komme teurer. Denn beim Familienservice entstehen keine Vorhaltungskosten. "Es werden nur die Leistungen abgerechnet", sagt Wülferath. Daher lohne sich das Angebot gerade für kleine und mittlere Betriebe. Bechtel ist sich sicher, den richtigen Weg zur Vereinbarung von Familie und Beruf eingeschlagen zu haben: "Ich bin der Meinung, dass sich das rechnet."

Informationen sind erhältlich bei Gabriele Piccolo, Caritasverband Westeifel, Brodenheckstraße 1, in Bitburg, Telefon 06561/967125, E-Mail an caritas-familienservice@caritas-westeifel.de

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