Wenn Kirchen-Geschichte zum Krimi wird

TRIER-NORD. Die Basilika St. Paulin wurde vor 250 Jahren errichtet. Die Pfarrgemeinde St. Paulin feiert das Jubiläum des bedeutendsten Barock-Bauwerks in Rheinland-Pfalz mit einer Festwoche, zu deren Höhepunkt der Trierer Bischof Reinhard Marx am Sonntag ein Hochamt hält. Die Geschichte der Basilika liest sich wie ein Krimi.

Im vierten Jahrhundert steuerte das Christentum auf eine Spaltung zu. Der Grund lag in einer Kontroverse über Jesus Christus. Bischof Arius in Alexandria stellte dessen Göttlichkeit in Frage: Da Jesus geboren wurde, gab es logischerweise eine Zeit vor seiner Geburt, in der er nicht existent war. Das passte aber nicht zur Vorstellung seiner ewigen Göttlichkeit.Verbannung in die Türkei

Die Thesen des Bischofs Arius verbreiteten sich wie ein Lauffeuer im römischen Reich. Eine Bastion gegen diese Bewegung war Trier, wo Bischof Paulinus, der sechste Bischof der Stadt, tätig war. Paulinus widersetzte sich diesen Thesen beim Konzil von Nicäa - und wurde prompt in die Türkei verbannt. Er starb im Exil. Diese historischen Hintergründe beleuchteten die Vorträge der Professoren Josef Steinruck und Winfried Weber am Donnerstagabend - einer der Höhepunkte der Festwoche zum Paulinus-Jubiläum. Der zweite Höhepunkt wird am Sonntag das festliche Pontifikalamt mit Bischof Reinhard Marx sein. Der erste Sakralbau nördlich der Porta Nigra wurde an jener Stelle gebaut, an der heute die 250 Jahre alte Paulinkirche steht. Diese erste Kirche war der Jungfrau Maria geweiht, und sie stand inmitten eines Gräberfeldes, das sich über einen großen Teil des Trierer Nordens erstreckte. Auch die Gebeine von Paulinus lagen hier, nachdem sie aus der Türkei wieder nach Trier gebracht worden waren. Vor der Kirche erinnert die so genannte Märtyrerwiese an ein Massaker, das der Legende nach im dritten Jahrhundert dort geschehen sein soll. Eine Legion des römischen Heeres bekannte sich zum Christentum und wurde daraufhin in einer blutigen Schlacht ausgelöscht. Das Blut lief über das heutige Maarviertel hinunter in die Mosel. Diese große Bedeutung des Areals rund um die Paulinkirche brachte Winfried Weber, Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums, auf den Punkt: "Hier ist Geschichte mit Händen zu greifen und mit den Augen zu erleben." Seine Meinung teilen auch italienische Archäologen, die Paulin als einen der bedeutendsten Fundorte nördlich der Alpen klassifizieren. Schädel im goldenen Reliquar

Denn hier liegen die Gebeine eines Bischofs, der vor 1700 Jahren lebte. Die Echtheit der Gebeine des Paulinus wurde immer wieder geprüft. Das Material - Zedernholz, das nur im Süden wächst - und die Beigaben beweisen seine Authentizität. Der Sarg des Paulinus liegt heute in einer Krypta unter dem Altar der Kirche. Sein Schädelknochen ist in einem speziellen, goldfarbenen Kopfreliquar erhalten. So hat die Kirche, die nach Kriegen und Verwüstungen vor 250 Jahren im barocken Stil wieder errichtet wurde, eine tiefe historische Bedeutung, die weit in die Zeit des frühen Christentums reicht. Im Rahmen des Konstantinjahres wird das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum Teile der Grabbeilagen von Paulinus ausstellen, erklärt Weber.

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