Wenn Oskar die Keule schwingt

TRIER. Nach Gregor Gysi, der vor kurzem rhetorisch im Ramada-Hotel glänzte, konnten die Basis-Linken in Trier am Freitagabend mit Oskar Lafontaine ihren zweiten Star begrüßen. Doch da waren Welten dazwischen. Während Gysi sich auf die große Politik konzentriert hatte, drosch Lafontaine auf "die Becks und Böhrs" ein und sprach von "Bekloppten" und "Schweinereien".

Der Tagungsraum des NH-Hotels, in den die WASG/Die Linke eingeladen hatte, bot einen schönen Blick auf die strömenden Mosel-Fluten. Von einer Titanic-Stimmung konnte jedoch keine Rede sein. Die 70 Zuhörer sahen sich einer energischen Spitze um die Trierer Direktkandidatin Katrin Werner und den Spitzenkandidaten Norbert Kepp gegenüber. Diese Energie war auch notwendig, denn Oskar Lafontaine kam - wetterbedingt - eine Stunde später als angekündigt. Das gab Norbert Kepp die Gelegenheit, Ziele und Situation der WASG/Die Linke quasi als Anheizer des Stars ausführlich darzulegen. Wer allerdings befürchtet hatte, Lafontaine fiele nach diesem ausführlichen Vor-Referat nichts neues mehr ein, der irrte sich. Gysi träumte während seines Trierer Auftrittes im Februar von einer besseren, sozialeren Gesellschaft und schwebte mit großer Eloquenz über einer zu drastischen Wortwahl oder über direkten Attacken gegen die politischen Mitbewerber. Ganz anders Oskar Lafontaine. Der Vorsitzende der Fraktion "Die Linke" im Bundestag kam unmissverständlich zur Sache. "Beck und Böhr repräsentieren Parteien, denen man nicht mehr trauen kann", betonte der Polit-Rückkehrer. "Vor der Bundestagswahl wurde eine Mehrwertsteuer als konjunkturfeindlich abgelehnt, jetzt ist sie Realität." Lafontaine plädierte für eine "Wahrhaftigkeit, auch und gerade in der Sprache". So bedeute der Begriff "Arbeitszeitverlängerung" nichts anderes als "Stundenlohnkürzung". Die "Flexibilisierung des Arbeitsmarktes" stehe für "Auflockerung des Kündigungsschutzes, Löhne runter, Mini-Jobs und befristete Arbeitsverträge". Parallel zu dieser "Wahrhaftigkeit" stellte Lafontaine auch die seiner Ansicht nach ebenfalls notwendige Deutlichkeit unter Beweis: "Wer so etwas tut und denkt, der ist bekloppt, der hat sie nicht mehr alle, der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank." Auch Hartz IV sei eine "unglaubliche Schweinerei". So unglaublich, dass "das Vorstellungsvermögen der Becks und Böhrs versagt". Dazu ein persönliches Wort: "Ich bin wieder in die Politik gegangen, weil es einfach nicht mehr hinnehmbar ist, dass das Volk immer mehr draufzahlt und eine Minderheit sich bereichert."

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