Wenn das Brett durchs Fenster fliegt

TRIER. Der Konstantinplatz vor der Basilika ist schon seit vielen Jahren das Mekka der Trierer Skateboard-Szene. Manche Passanten stören sich an den jungen Rollenakrobaten, viele gehen aber auch einfach vorbei oder sehen sogar interessiert zu. Neben Anerkennung oder schlichter Gleichgültigkeit sehen manche Passanten die für sie viel zu rücksichtlosen Jugendlichen allerdings nicht gerne.

"Liebe Skater, zur Zeit ist ein Konzert. Bitte nicht stören!" Mit diesem Hinweisschild versucht die evangelische Kirchengemeinde während ihrer Veranstaltungen in der Konstantin-Basilika mit für ungestörten Musikgenuss zu sorgen. "Im Alltagsbetrieb stören uns die Skater nicht", sagt Pfarrer Guido Hepke, "aber Konzert- und Gottesdienstbesucher beschweren sich gelegentlich über den Lärm. Mehr als die Skater um gegenseitige Rücksichtnahme bitten, können wir als Kirche nicht tun." Dass es in der Gegend um den Konstantinplatz zu generationsbedingten Gegensätzen kommt, ist nichts Neues - in der Regel bleibt es bei verbalen Auseinandersetzungen. Davon kann auch Karl Hinkeldey aus Trier berichten. Anfang Juni saß er zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern des Caspar-Olevian-Chores auf einem der großen Steinblöcke, um die noch verbleibenden zehn Minuten bis zur Generalprobe zu überbrücken. "Ein paar Skater kamen zu uns rüber und forderten uns auf, den Sitzplatz zu räumen", erzählt Hinkeldey, "wir erklärten den Jugendlichen aber, dass wir sowieso nur zehn Minuten dort sitzen würden und das wir das selbe Recht zur Nutzung des Platzes hätten, wie sie auch. Das wurde als Provokation aufgefasst." Etwa zwanzig Skater hätten die drei Chormitglieder dann in einem Halbkreis umschlossen. "Ein älterer Skater sagte dann zu uns, wir müssten uns nicht wundern, wenn uns mal ein Skateboard hinterher fliegt", sagt Hinkeldey, "wir hatten zwar keine Angst vor den Jugendlichen, aber ich habe es schon als etwas bedrohlich empfunden." Durch das Hinzustoßen weiterer Chormitglieder und den Beginn der Probe habe sich der Konflikt schließlich entschärft. "Ich habe selbst drei Kinder und komme mit jungen Leuten immer gut aus, und bisher bin ich schon oft über den Konstantinplatz gegangen und hatte noch nie eine derartige Begegnung mit den Skatern", sagt Hinkeldey, "und ich will auch nicht zum großen Kreuzzug ausrufen, aber das ging mir zu weit." Vergleichbares hat auch Juanita Niesen, die Küsterin der Basilika, erlebt. "Ende Juni war ich abends in der Apsis der Basilika, um die Mikrofone für den Sonntagsgottesdienst einzustellen, als plötzlich ein halbes Skateboard durch eine der splitternden Glasscheiben geflogen kam und mit lautem Knall unweit von mir auf dem Boden landete." Für Niesen kann das kein Zufall oder Missgeschick sein, denn die Scheiben in der Basilika beginnen erst ab etwa acht Metern Höhe. Eine Anzeige bei der Polizei brachte bisher keine Ergebnisse, wie der leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos auf TV-Anfrage mitteilte, und das Verfahren sei daraufhin eingestellt worden. Viele Jugendliche, die bei gutem Wetter jede freie Minute beim Skaten auf dem Konstantinplatz verbringen, können die Kritik nicht nachvollziehen: "Die meisten Leute, die hier vorbeilaufen, nehmen das eher positiv auf", sagt der 26-jährige Steph Reiter, "besonders die Touristen sehen uns oft zu, die Trierer - wenn auch nicht alle - sind dem gegenüber eher etwas negativer eingestellt. Aber über wirkliche Probleme mit Passanten kann ich nichts berichten." Auch der 20-jährige Touré Radji kommt oft zum Skaten in die Innenstadt. "Der Skatepark auf dem Landesgartenschau-Gelände ist einfach zu weit weg", sagt er, "und wenn wir hier trainieren, nehmen wir auch Rücksicht auf andere. Wir sind schließlich nicht hier, um Lärm zu machen, sondern um unsere Technik zu verbessern." Reiter, der schon 20 Jahre lang skatet, kennt die Szene gut: "Gerade bei noch etwas Jüngeren kommt es tendenziell eher zu Konflikten, als bei den Älteren. Die sehen das halt noch nicht so locker."

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