Wenn das Holz kocht

TRIER. Geschichtsträchtiges Projekt: Sechs Auszubildende bauen mit Tischlermeister und Ausbildungsleiter Andreas Heine das Neumagener Weinschiff originalgetreu nach.

 Nach dem Dampfbad werden die Holzbretter am Gerippe des Weinschiff-Nachbaus verschraubt. Die Auszubildenden Marcel Thormeyer, Thierry Cauchois, Björn Schmidt und Ausbildungsleiter Andreas Heine am Heck des römischen Flussbootes. TV-Foto: Anke Scholz

Nach dem Dampfbad werden die Holzbretter am Gerippe des Weinschiff-Nachbaus verschraubt. Die Auszubildenden Marcel Thormeyer, Thierry Cauchois, Björn Schmidt und Ausbildungsleiter Andreas Heine am Heck des römischen Flussbootes. TV-Foto: Anke Scholz

Hammerschläge und das Kreischen einer Säge schallen durch das Zelt. Sägespäne bedecken den Boden, und in der Luft liegt der Duft von Holz. Auf dem Gelände der Handwerkskammer Trier wird ehrgeizig gearbeitet. Sechs Auszubildende bauen mit ihrem Tischlermeister und Ausbildungsleiter Andreas Heine das Neumagener Weinschiff originalgetreu nach. "Ich koche gerade Holz", erklärt Andreas Heine. In einen eisernen, meterlangen Kasten schiebt er mehrere Holzbretter. Eine Flamme am unteren Ende des Behälters sorgt für Dampf im Inneren und bringt die Holzteile im Kasten zum Kochen. Eine halbe Stunde lang müssen die Holzbretter schwitzen. "Dann können wir sie besser ziehen, und sie sind elastischer", erklärt der Ausbildungsleiter. Die Zeit sitzt den Schiffsbauern im Nacken

Nach dem Dampfbad schrauben Andreas Heine und die sechs Azubis die warmen Paneele an den Rohbau des Weinschiffs. Dadurch können sie das überschüssige Holz im richtigen Winkel von den Spanten abtragen. Spanten, das sind die tragenden Bauteile zur Verstärkung des Schiffsrumpfs. Sie sorgen für Stabilität und tragen später die letzte Hülle, die Beplankung, die das Innere des Schiffes vor dem Wasser schützt. "54 solcher Spantenpaare haben wir in den letzten Wochen gebaut", erzählt Andreas Heise. Nicht nur eine schweißtreibende Arbeit. Andreas Heise musste seit Beginn des Projektes Ende August auch seine Motivationsfähigkeiten unter Beweis stellen und die sechs Auszubildenden für die harte Arbeit begeistern. "Das ist kein Selbstläufer", erklärt er, doch bis jetzt ist es ihm immer gelungen, die angehenden Tischlergesellen wieder ins Boot zu ziehen. Die Zeit sitzt den fleißigen Handwerkern im Nacken. "Nach unserem Zeitplan müssen wir bis Ende August fertig werden", erklärt Thomas Sandner, der Leiter der Ausbildungsbetriebe der Handwerkskammer Trier. Im Rahmen der Konstantin-Ausstellung soll der Nachbau des römischen Flussbootes ab September gezeigt werden und später im Heimathafen Neumagen-Dhron vor Anker gehen. Nach 15 Wochen Arbeit lässt sich das Ausmaß des Schiffsprojektes deutlich erkennen. Rund 18 Meter misst der Nachbau des Neumagener Weinschiffs von Bug bis Heck. Schwergewicht von zwölf Tonnen

Weil der Rohbau des riesigen Weintransporters längst nicht mehr in die Räume der Handwerkskammer passt, wurde ein Zelt auf dem Außengelände errichtet. "Wir haben hier fast eine komplette Tischlerwerkstatt", berichtet Andreas Heine. Das milde Winterwetter freut Heine und seine angehenden Tischlergesellen, die jeden Tag acht Stunden draußen arbeiten. Doch auch, wenn es kälter wird, brauchen die Bootsbauer nicht zu frieren. "Wir haben eine Heizung, mit der wir das Zelt beheizen können", berichtet Thomas Sandner. Das römische Moselschiff in Originalgröße wird aus Eichen- und Lärchenholz gebaut. Das Baumaterial stammt aus den Wäldern um Neumagen-Dhron. Zwölf bis dreizehn Tonnen wird das Schiff später auf die Waage bringen. Doch dass es auch bei diesem Schwergewicht später elegant über die Mosel gleiten wird, daran hegt Andreas Heine keinen Zweifel. "Ich wette, dass es schwimmt", erklärt er schmunzelnd.

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