Wenn der Magnet auf Eis liegt

TRIER/BERLIN. Theoretisch könnte der Bau des Einkaufscenters zwischen Fleisch- und Zuckerbergstraße sofort beginnen, doch in der Realität steht noch nicht einmal der Abriss-Termin für den Paulinus-Komplex und das Ex-City-Parkhaus fest. Der Investor, die Trigon-Tochter C+T Development (Berlin), begründet die Verzögerung mit schwiegen Vermietungsverhandlungen; das Projekt sei aber nicht gefährdet.

13 000 Quadratmeter reine Verkaufsfläche will die C+T im so genannten Paulinus-Center vermieten. Bisher tatsächlich an den Mann gebracht wurden rund 16 Prozent. Relativ wenig für ein Großprojekt, das im Herbst 2007 an den Start gehen soll. "Das wirft uns aber nicht wirklich zurück", beteuert Projekt-Managerin Andrea Meyer (38); immerhin führe sie derzeit "viel versprechende Verhandlungen mit nahezu 80 Interessenten" für noch insgesamt rund 50 zu vergebende Ladenflächen. Der größte bislang gehandelte Interessent hat sich aber zumindest vorübergehend von der Bewerberliste verabschiedet. "Im Moment ist ein Karstadt-Sporthaus in Trier kein Thema mehr", bestätigt der Trierer Karstadt-Chef Thomas du Buy und macht damit eine Rolle rückwärts. Noch vor vier Monaten hatte der 41-Jährige die baldige Unterzeichnung eines endverhandelten Mietvertrages über 3000 Quadratmeter avisiert, auf denen sich Deutschlands größter Sportartikel-Anbieter auch in Trier als Marktführer positionieren wolle, inzwischen verfolgt der angeschlagene Warenhaus-Konzern andere Prioritäten. "Wir sind derzeit ein Sanierungsfall, Expansionspläne liegen vorerst auf Eis", bedauert du Buy. Im ersten Quartal sei die Karstadt-Sanierung überplanmäßig verlaufen. "Wir sind auf gutem Kurs. Wenn das so weitergeht, können wir vielleicht im Herbst wieder über Investitionen reden." Die Chancen für ein Karstadt-Sporthaus im Paulinus-Center, sieht du Buy bei "50:50". Offenbar bei Null Prozent liegen die Chancen, den Edeka-City-Supermarkt im Paulinus-Center anzusiedeln. "Wir bleiben unserem Standort im Kaufhof Fleischstraße treu. Davon versprechen wir uns mehr", begründet Inhaber Günter Schepers (54) seinen Rückzieher. Weil laut inoffiziellen TV-Informationen kürzlich auch Aldi abgesprungen ist, steht Projektmanagerin Meyer nun gänzlich ohne Magneten für den Teilkomplex auf dem Ex-City-Parkhaus-Gelände da. "Das ist leider so", räumt sie ein, "Magneten-Unterschriften bringen die Initialzündung. Dann kommt der Rest von selbst." Der zähe Verhandlungsverlauf, den die C+T-Frau auf die konjunkturelle Gesamtlage und keineswegs auf mangelnde Attraktivität des geplanten Einkaufstempels zurückführt, wirkt sich auch auf den Bauzeiten-Plan aus. Nachdem der Stadtrat Anfang Februar per Satzungsbeschluss Baurecht für das 63 Millionen Euro teure Center geschaffen hat, könnte die C+T theoretisch sofort Bautrupps anrücken lassen. Tatsächlich aber rückt der Abriss von Paulinus-Komplex und City-Parkhaus-Ruine auf die lange Bank. Vom Sommer, wie noch im Februar geplant, ist keine Rede mehr. Andrea Meyer: "Es läuft derzeit auf Ende des Jahres hinaus." Das eröffnet neue Kurzzeit-Miet-Perspektiven. Die Buchhandlung Interbook will laut Geschäftsführer Thomas Brausch (42) "so lange wie irgend möglich" mit ihrer im Juli 2004 eröffneten Restseller-Filiale auf einer Teilfläche ihres alten Standorts in der Fleischstraße bleiben. Noch mehr Feten in der Druckhalle

Auch in der Ex-Paulinus-Druckhalle, kürzlich Schauplatz eines "Comedy-Slams", dürfte sich demnächst öfter Publikum tummeln. Eine private Gesellschaft aus Trier plant weitere Großfeten, bestätigt die Verwaltungs- und Management-Gesellschaft (VMG) des Bistums. Ihr gehört das Paulinus-Gelände noch so lange, bis die C+T den kompletten Kaufpreis entrichtet hat. Gerüchten, die C+T habe sich verkalkuliert und wolle lieber heute als morgen "raus auf der Nummer", widerspricht Andrea Meyer energisch: "Das ist uns bei unserem Flensburger Einkaufs-Passagen-Projekt auch immer unterstellt worden. Die Realität sieht aber ganz anders aus: Am 12. Mai ist Grundsteinlegung."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort