Wenn der Sternbus früher kommt…

Die gute Nachricht zuerst: Es gibt keine nennenswerten Einschränkungen im Stadtbus-Fahrplan 2010. Aber auch keine wirklichen Verbesserungen. Verdi-Streiks, Sonder-Aktionen und mangelnde Personal-Kapazitäten haben die Planer der Stadtwerke-Verkehrs-GmbH ausgebremst.

 Sollen 2010 pünktlicher vom Bahnhofs-Vorplatz starten: die Sternbus-Linien 81 bis 87. TV-Foto: Roland Morgen

Sollen 2010 pünktlicher vom Bahnhofs-Vorplatz starten: die Sternbus-Linien 81 bis 87. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Wenn der neue Bus-Fahrplan in Kraft tritt (voraussichtlich am 6. Januar 2010), müssen sich Stadtwerke-Kunden nicht groß umstellen. "Es wird nur geringfügige Änderungen geben", kündigt Verkehrs-Chef Frank Birkhäuer an. Konkret: Abfahrtszeiten werden sich um einige Minuten verschieben. Insbesondere auf den Linien 6, 16 und 87. Die fahren dann in Richtung Stadt wieder durch die Olewiger Straße, die seit Ausbau-Beginn im März 2001 gesperrt war. Die Rückverlegung von der Ausweichroute Riesling-Weinstraße in den Ortskern verlängert die Fahrzeit um zwei bis drei Minuten.

Die Busse im Stern-Verkehr (Linien 81 bis 87; fahren abends, am Wochenende und feiertags) werden voraussichtlich ebenfalls länger unterwegs sein, sprich: auf ihrem Weg zum zentralen Umsteigepunkt auf dem Hauptbahnhofs-Vorplatz früher als bisher die Haltestellen anfahren. Das soll garantieren, dass die Bahnhofs-Abfahrtszeiten zur vollen halben und zur vollen Stunde eingehalten werden können. Derzeit kommt es immer wieder zu Verspätungen auf einzelnen Linien, die dann zu einem verspäteten Start der ganzen Armada führen, weil die Busse aufeinander warten.

Auf einen muss in Zukunft nicht mehr gewartet werden: Die Mitternachts-Tour der Linie 14 über Sickingenstraße und Petrisberg zum Uni-Campus 2 ist im neuen Fahrplan nicht mehr vorgesehen und wird durch das Angebot eines Anruf-Sammel-Taxis (AST) ersetzt. "Mangels Nachfrage", betont Birkhäuer. Mit der späten "14" seien noch nie mehr als drei Leute gefahren; die durchschnittliche Beförderungsquote liege bei "0,7 Fahrgästen".

Auf vielen anderen Strecken vermuten Birkhäuer und seine Planungs-Kollegen echte Potenziale. So könne etwa eine Verlängerung der Linien 2 oder 1 über Trier-West oder Euren bis zum Messepark völlig neue Kunden ansprechen; gleiches gilt für die Verlegung der Endhaltestelle der 6 und 16 aus der Augustinusstraße weiter hinein ins Neubaugebiet auf dem Trimmelter Hof.

Beides wollten die Stadtwerke intensiv prüfen und vielleicht schon für 2010 umsetzen, mussten das Vorhaben aber wieder abblasen. Birkhäuer führt einen Hinderungsgründe-Mix aus Verdi-Warnstreiks ("Darauf im Interesse unserer Fahrgäste zu reagieren kostet uns immer mehrere Planungstage"), zahlreichen Sonderfahrplänen (etwa wegen politischer Veranstaltungen an Porta Nigra oder Simeonstiftplatz) bei dünner eigener Personaldecke an.

Tiefer greifende und sich für die Fahrgäste positiv auswirkende Plan-Änderungen werde es deshalb wohl erst 2011 geben.

Meinung

Ausgebremste Bus-Kunden

Wer in Pallien wohnt und im Industriegebiet Euren arbeitet, muss als Bus-Kunde zweimal über die Mosel fahren, um zu seiner Firma zu kommen. An diesem ökologischen wie ökonomischen Unfug ändert sich vorerst nichts. Egal, ob es tatsächlich an Planungskapazitäten bindenden Verdi-Streiks liegt oder nicht: Es ist höchst bedauerlich, dass die Stadtwerke nicht dazu kommen, ihr Liniennetz kundenorientierter zu gestalten. Aber es gibt auch Faktoren, die Stadtbusse regelrecht ausbremsen. Die Stadt hat in den letzten Monaten zahlreiche Ampel-Steuergeräte erneuert - Bus-Kunden haben nichts davon. Wo es mal Bus-Bevorzugung per Ampel gab (zum Beispiel in der Weberbach Richtung Südallee), hat die Stadt sie wieder eingeschränkt. Öffentlicher Nahverkehr scheint in der Stadtpolitik derzeit kein ernstlich bewegendes Thema zu sein. r.morgen@volksfreund.de

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