Wenn der Toni mit dem Siggi...

Eine umjubelte Premiere hat die "SCHMIT-Z- Family", die Bühnentruppe des Schwulen- und Lesbenzentrums Trier, mit ihrem neuen Dreiakter "Eifelfieber" in der Tufa gefeiert. Das Stück begeisterte mit satirischem Humor und Showeinlagen zu Musik der 70er Jahre.

 Bei Friseur Pauli klären Pfarrersköchin Walli, Großbäuerin Traud und Wirtin Rosi ihre Fronten. Szene mit Ingo Könen, Jean-Michel Ermold, Edgar Sonnen und Alex Rollinger. TV-Foto: Anke Emmerling

Bei Friseur Pauli klären Pfarrersköchin Walli, Großbäuerin Traud und Wirtin Rosi ihre Fronten. Szene mit Ingo Könen, Jean-Michel Ermold, Edgar Sonnen und Alex Rollinger. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Wenn der zukünftige Hoferbe sich in einen Mann verliebt, die vermeintlich brave Tochter in einem Nachtlokal arbeitet, zudem unehelich schwanger ist und sich der Bürgermeister in eine Tunte verguckt, kann es in einem 300-Seelen-Dorf in der Eifel nur zu Turbulenzen kommen. Genau die hat die SCHMIT-Z- Family in ein fast vierstündiges Theaterstück (mit Umbaupausen) gepackt und dabei wieder einmal die Erwartungen ihrer Fangemeinde an ein Vergnügen mit Kultcharakter erfüllt. "Eifelfieber", aus der kreativen Feder von Klaas Michel, der auch zusammen mit Alex Rollinger, Nele Engel und Edgar Sonnen Regie führt, ist stilistisch an Schwank und Mundart-Volkstheater angelehnt. Schauplätze sind eine Dorfkneipe und ein Tante-Emma-Laden mit Friseursalon im Jahr 1970, mit viel Liebe zum Detail (von Kuckucksuhr bis Tapetenmuster) in aufwendige Kulissen umgesetzt. Die transportieren optisch die Spießigkeit der sich hier treffenden braven Bürger Großbäuerin Traud (Edgar Sonnen), Ehemann Günter (Sascha Klebig), Wirtin Rosi (Alex Rollinger), Bürgermeister Johann-Heinrich (Klaas Michel), Pfarrersköchin Walli (Ingo Könen), Jubilarin Oma Mine (Nele Engel), Magd Alwine (Steffi Krisch) und Friseur Pauli (Jean-Michel Ermold). Doch typisch für SCHMIT-Z sind diese Figuren von Charakter bis Maske und Perücken (Salon Kopfsalat) aufs Schönste überzeichnet, und natürlich bröckelt das Bild der moralisch gefestigten heilen Welt. Den Startschuss dazu gibt eine texanische Reisegruppe, geführt von Lisa Humphrey (Kerstin Thielen), die den Eifelort als Relikt vergangener Zeit empfindet. Den Rest erledigen die Söhne und Töchter der Bürger, Toni (Dietmar Kruppert), indem er sich in Maler Siggi (Nicole Schneider) verliebt, Renate (Nicola Kellermann) mit ihrer Schwangerschaft, sowie die Freaks Wolli (Petra Schmitt) und Angie (Maria Arvanitis). Nach und nach offenbart sich überall Doppelmoral. Und wo ohnehin nichts ist wie es scheint, fehlt als I-Tüpfelchen nur noch der Auftritt einer Tuntentruppe. Chantall (Christian Sailler), Esmeralda ( Philipp Gonder) und Poulette (Thomas Hintermayer) sorgen für witzigste Showeinlagen. Aber auch am Ende jeder anderen Szene stehen Tanz- oder Gesangseinlagen. Das Stück hat für alle ein gutes Ende. Der Spaß ist auch auf dem Land zu sehen, am 24. Mai gastiert "Eifelfieber" in Rivenich.

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