Wenn der Verfassungsschutz auf Trier blickt

Gestern sollte die "Islamwoche" an der Universität Trier beginnen - doch die Uni-Leitung verweigerte den Veranstaltern die Genehmigung. Denn nicht nur der Verfassungsschutz interessiert sich für die einbestellten Redner - auch ist nicht ganz klar, wer überhaupt als verantwortlicher Ausrichter auftritt.

 Uni-Präsident Peter Schwenkmezger. TV-Foto: Archiv/Miguel Castro

Uni-Präsident Peter Schwenkmezger. TV-Foto: Archiv/Miguel Castro

Trier. (kbb) Heute Abend hätte Pierre Vogel, ein ehemaliger Profiboxer, über "Das islamische Konzept von Gott" sprechen sollen. Der gebürtige Frechener, der 2001 zum Islam konvertierte und sich seitdem "Abu Hamza" nennt, referiert auf Tagungen und im Internet immer wieder mit Euphorie über seine neue Religion. Nicht zuletzt wegen seiner bisweilen äußerst restriktiv anmutenden Auslegung des Islam interessiert sich unter anderem der baden-württembergische Verfassungsschutz für den Wanderprediger. Auch der Leipziger Imam Hassan Dabbagh sollte als Redner auftreten. Dabbagh erzeugte in der Vergangenheit vor allem dadurch Aufsehen, dass er Frauen grundsätzlich nicht die Hand gibt - Sandra Maischberger ebenso wenig wie Sabine Christiansen. Auch er ist beim Verfassungsschutz aktenkundig.Nun hat Uni-Präsident Peter Schwenkmezger die "Islamwoche" abgesagt. "Ich selbst bin vor rund zwei Wochen überhaupt erst durch besorgte Studenten auf die Veranstaltung aufmerksam geworden", sagt Schwenkmezger und weist die Kritik einer allzu kurzfristigen Absage zurück. "Nicht nur die Auswahl der Redner hat uns an der liberalen Intention der Vortragsreihe zweifeln lassen - vor allem war nicht klar, wer genau als verantwortlicher Veranstalter auftritt", sagt Schwenkmezger. Formell ist die "Muslimische Hochschulgemeinde der Stadt Trier" der Ausrichter, allerdings ist eine solche Hochschulgruppe an der Universität bislang nicht akkreditiert. Vielmehr zeigt sich, dass es organisatorische Parallelen zur jährlich stattfindenden Islamwoche an der Universität Stuttgart gibt. Im Jahr 2006 trat der umstrittene Leipziger Imam ebenfalls als Redner auf der Stuttgarter Islamwoche auf, der Verfassungsschutz publizierte im Vorfeld eine kritische Warnung. Die Trierer Studenten hatten ihrerseits beim Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der Uni Trier um eine Raumreservierung gebeten. "Die Studenten haben sich vorgestellt und eine kritische, dialogfördernde Vortragsreihe angekündigt", erinnert sich AStA-Sprecher Florian Krause. Nach Recherchen über die Redner habe man die Raumreservierung zurückgezogen. Unterdessen interessierte sich auch der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz für die Veranstaltung, wie eine Sprecherin des Mainzer Innenministeriums bestätigte. Auf der Internetseite der Trierer Islamwoche nehmen die Veranstalter indes auf die Entscheidung von Präsident und Asta Bezug. Darin stellen sie die Demokratie infrage und werfen den Verantwortlichen "Muslim-Bashing" vor. Diesen Vorwurf weist Präsident Schwenkmezger zurück: "Jede Hochschulgruppe hat bei uns die gleichen Chancen, sich zu verwirklichen, dazu ist es aber notwendig, dass bestimmte Regeln eingehalten werden." Schwenkmezger zweifle "keine Sekunde" an seiner Entscheidung, den Studenten eine Absage erteilt zu haben. Wie denken Sie über die Absage für die "Islamwoche" an der Trierer Universität? Senden Sie uns Ihre Meinung per E-Mail in Kürze (maximal 30 Zeilen zu je 30 Anschlägen).Meinung Völlig richtig entschieden Deutschland ist ein freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat. In unserem Land kann jeder seine Meinung sagen. In unserem Land wird nicht nur von Toleranz geredet, sondern sie wird auch gelebt. Hier kann jeder den Gott verehren, den er für den richtigen hält. Das heißt aber noch lange nicht, dass jeder tun und lassen kann, was er will. Es gibt Spielregeln, die für ein friedliches Miteinander unerlässlich sind. Die Ausrichter der islamischen Woche an der Uni Trier haben sich nicht an die Regeln gehalten. Sie haben sich nicht zu ihrer Aktion bekannt. Sie haben nicht offenbart, wer bei der Islamwoche als Redner auftreten und worüber er sprechen wollte. Deshalb hat Uni-Präsident Peter Schwenkmezger konsequent und völlig richtig entschieden. Regeln sind für alle da. Sie müssen auch von allen eingehalten werden. f.giarra@volksfreund.de

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