Wenn der Wald in Wallung kommt

TRIER. Sehen Blätter immer rostig aus? Und wo findet man Tipis im Wald? 20 Kinder und 13 Erwachsene gingen am Donnerstagnachmittag solchen und ähnlichen Fragen auf den Grund. Angeführt wurde die lebhafte Truppe auf ihrer Wanderung durch den Stadtwald von dem freiberuflichen Forstingenieur Karl-Josef Prüm.

Treffpunkt: Parkplatz am Wildgehege, 14 Uhr. Sonne. 20 kleine Teilnehmer sitzen auf Holzbänken um den Tisch, der aus einem halben Baumstamm gefertigt wurde, und lassen ihre Beine baumeln. Gespannt lauschen sie den Worten des Forstingenieurs: "Damit das Wünschen funktioniert, müssen die Glückssteine feste gedrückt werden", erklärt Karl-Josef Prüm (47), der Baumgutachter als seine Hauptbeschäftigung nennt. Beim Drücken der Steine werden die Gesichter rot, so sehr wollen die Kinder, dass ihr Wunsch in Erfüllung geht. "Wir wünschen uns?" - "Viel Spaß!" - "Und keinen Regen!", rufen sie aufgeregt durcheinander. Und schon geht der TV -Ferienspaß los. Gut ausgestattet mit Getränken und Lunchpaketen bewegt sich die Truppe Richtung Wald-Lehr-Pfad. "Man weiß ja nie, was so passiert", sagt eine Mutter und lacht. Zwischenstopps markieren den Weg bis zum Wald. "Autsch, die piekst!", ruft ein Junge. Übeltäter ist eine Sitkafichte, um die sich die Kinder tummeln. "Die gehört zu den stärksten Waffen Europas!", ruft ein Junge aus dem Gewusel, während eine Libelle sich aus sicherer Entfernung das Spektakel von oben anschaut. Die Eibe ist als nächste dran. Kinderhände begreifen ihre langen, grünen Zweige. Pieksen tut sie zwar nicht, dafür kann aber ein Pferd sterben, wenn es ein paar ihrer Zweige frisst, erklärt Prüm, und die Gruppe zieht weiter. Als nächstes wird die Rosskastanie zum Objekt des Interesses. "Warum nur sehen die Blätter stellenweise so rostig aus?", erörtert die Wandergruppe ihr Äußeres. "Der Baum ist krank. Minier-Motten legen ihre Eier wie Minen ins Blattinnere. Schlüpfen dann die Raupen und fressen sich satt, sieht das Blatt braun und rostig aus", verrät Prüm. Eine Geschichte über den Wallnussbaum, der direkt dahinter steht, bringt wieder etwas Ruhe in die Truppe. "Früher hatte jeder Hochwaldbauer über seinem Misthaufen einen stehen, weil der Geruch von grünen, frischen Wallnuss-Schalen die Fliegen und Insekten vertreibt", erzählt Prüm. Auf dem Weg zum Waldrand werden aber auch so grundlegende Fragen wie "Was braucht ein Baum zum Leben?" geklärt. Die jungen "Forstmeister" entpuppen sich bei Fragen und beim Erraten von Baumnamen als äußert kompetente Wegbegleiter und kennen sich schon gut mit der Flora des Waldes aus. Bäume brauchen Wasser, Sonne, Wärme, Erde und Luft zum Leben - "ist doch klar". Prüm zeigt immer wieder Einfühlungsvermögen und hilft bei Problemen. Es wird spannend. Vier Riesenlebensbäume bilden ein Tipi, in dessen Inneres sich die Kinder quetschen. "Da war es ganz schön dunkel drin", erzählt Marcel (6) aus Niederkeil danach. "Vorhang auf" heißt es an der provisorisch errichteten Waldbühne. Wildschweine, Fledermäuse, Frösche und Dachse stürmen die Bühne, und das Publikum errät die pantomimisch dargestellten Waldbewohner. "Das Tiere-Raten hat mir am Besten gefallen", sagt Verena (7), und Selina (9) aus Trier fügt hinzu: "Weil das lustig war." "Mir hat alles gefallen", ruft Marcel (6). Auch das Memoriespiel fand großen Zuspruch. In Zweiergruppen mussten Dinge wie Federn, Steine und Pilze im Wald gesammelt werden, nachdem man diese vorher 30 Sekunden in einem Tuch des Leiters angeschaut und sich gemerkt hatte. Trotz einiger Regentropfen sah man bunte T-Shirts und Kappen zwischen den Bäumen eifrig umherflitzen. Das Hase-und-Fuchsspiel, bei dem sich zwei Gruppen fangen müssen, sorgte für einige Verwirrung. "Das war mir zu stürmisch", verrät Sarah (7) aus Trier. Am Ende haben die Glückssteine ihre Funktion erfüllt. Die Sonne kam immer wieder raus, es wurde viel gelernt und gelacht, und nach drei Stunden kehrten alle unversehrt und zufrieden an den Ausgangspunkt zurück.

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