Wenn die Welt des Mannes ins Wanken gerät

TRIER. Ob Frau oder Mann: Die Lebensmitte kann bei beiden Geschlechtern zu unterschiedlichen Reaktionen und Problemen führen. Weil auch Männer "in die Jahre kommen können", gibt es ein neues Beratungs- und Gesprächsangebot bei "Pro familia" in Trier mit Männern und nur für Männer.

Wann ist der Mann (noch) ein Mann? Um schlauer zu werden, böte sich Herbert Grönemeyers Song "Männer" an. Doch Fehlanzeige. Rauf und runter kann man die CD abspielen und wird nicht fündig, ob der Status des Mannes ins Wanken geraten oder gar kippen kann. Zweifellos gibt es sie, die Schwachstellen beim Mann. Patrick Hamm (43) von "Pro familia" in Trier weiß, dass die Lebensmitte beim Mann problematisch verlaufen kann. Gleichwohl: Der eine merkt es, der andere weniger. Glücklich dürfte der sein, der überhaupt nichts von einer altersbedingten Zäsur in seinem Leben feststellt. "Die Lebensmitte des Mannes"

"Männer kommen erst dann zu uns in die Beratung, wenn sie überhaupt nicht mehr klar kommen", weiß der Diplom-Psychologe von männerspezifischen Problemen. Mitunter seien es ganz banale Ereignisse, die das persönliche "Selbstwert-Gebäude" zum Wanken oder Einsturz brächten. Ausgangspunkt sei oft eine Partnerschaftskrise oder Trennung. "Viele Männer bekommen das nicht geregelt." Wie war das noch bei Grönemeyer: "Männer sind furchtbar stark, können alles, müssen durch jede Wand und immer weiter…" Wohl nur bei Grönemeyer, denn Patrick Hamm hat den anderen Typ Mann kennen gelernt: Männer seien nicht gewohnt, über ihre Bedürfnisse, über Verletzungen, Ängste und Schwächen zu sprechen, denn: "Sie haben gelernt, dass ein Mann alles geregelt kriegt und alles im Griff hat." Seine Probleme offen legen oder zu zeigen, dass Hilfe dringend angeraten erscheint, gelte als unmännlich. "Über Probleme zu sprechen, ist bestenfalls Sache der Frauen." In Konflikt-Situationen reagierten Frauen - alleine schon wegen ihres Naturells - anders als Männer, weiß der Psychologe. "Frauen würden Probleme gar nicht so weit kommen lassen, sondern nähmen viel eher Angebote zur Konfliktberatung und Beseitigung an als Männer", unterstreicht die Leiterin der Beratungsstelle in der Kochstraße 4, Diplom- Psychologin Claudia Heltemes. "Männer kommen erst kurz, bevor das Fass überläuft, zu uns." Für das Gefühlsleben seien die Partnerinnen zuständig. Patrick Hamm will offensiv auf problembelastete Männer zugehen. Dazu hat der Psycho-Therapeut zwei völlig neue "Pro familia-Angebote" ausgearbeitet. Eines ist mit "Die Lebensmitte des Mannes" überschrieben. Konfliktsituationen (Krankheit, älter werden, nachlassende Fitness) böten immer auch eine Chance, beispielsweise Bilanz zu ziehen oder Verbesserungen herbeizuführen. Bei einem "offenen Gesprächsabend ausschließlich unter Männern und unter fachlicher Anleitung" könnten sich Interessierte zu dem Thema "Lebensmitte" austauschen. Auch mit Hamms Kollege, Diplom-Psychologe Wolfgang Weil. Angebot zwei legt sich nicht von vorneherein fest, sondern will offen sein für alle möglichen Themen: "Krisen?", "Partnerschaftskonflikte?", "Probleme mit der Sexualität?" schweben Patrick Hamm als Ansatzpunkte vor. Die "offene Sprechstunde" ziele auf Männer jeden Alters, sagt der Psychologe, der helfen will, Männer mit ihren Problemen nicht im Regen stehen zu lassen. Kontaktaufnahme bei "Pro familia", Trier, Kochstraße 4, Telefon 0651/22660, oder bei der Beratungsstelle in Gerolstein, Brunnenstraße 18a, Telefon 06591/983790.

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