Wenn eine schwarze Kardinalin Papst würde…

Ist Christentum eine Religion? Kann ich glauben, ohne gläubig zu sein? Warum sollen sich gerade Ungläubige mit der Bibel auseinandersetzen? Auf Fragen wie diese antwortete Christian Nürnberger in der Lesung seines neuen Buchs "Jesus für Zweifler".

Trier. (mehi) "Man könnte glauben, Gott ist in. Gleich zwei Bücher über Gott sind in den Bestsellerlisten", begrüßt Geschäftsführer Thomas Brausch die Zuhörer der Lesung mit Christian Nürnberger in der Buchhandlung Interbook. Doch Christian Nürnberger ist keiner, der auf der kommerziellen Welle mitschwimmt. Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Journalist mit dem Glauben. "Jesus für Zweifler" ist sein viertes Buch über das Christentum."Gehe nicht in eine Bischofsstadt, wurde ich gewarnt, ich hätte darauf hören sollen", sagt Nürnberger mit Blick auf die spärlich besetzten Stuhlreihen. Und er berichtet, dass er in diesem Jahr zwei Bücher über den christlichen Glauben veröffentlicht habe. "Das Christentum" sei ein reines Sachbuch. "Jesus für Zweifler" sei meine Glaubensbiografie: "Mein Credo: das Credo eines Agnostikers.""Gläubige und Atheisten behaupten mehr, als sie wissen können." Auch wenn er im Theologiestudium den Glauben an Gott verloren habe - Atheist sei er nie gewesen, vielmehr sei er als fröhlicher Agnostiker durch die Welt gezogen, der behauptet: "Ich weiß es nicht". Was der 56-Jährige weiß ist, dass die abendländische Geistesgeschichte ganz tief in der Bibel wurzelt: "Glaube ist das, worauf wir letztlich bauen." Er bestimme die Handlungen und Entscheidungen eines jeden, ist seine Antwort auf die Frage nach seiner Beziehung zu Gott. Der mit der Fernsehnoderatorin Petra Gerster verheiratete Nürnberger wünscht sich, dass das Christentum künftig wieder eine stärkere Rolle spiele. Denn sein Heil außerhalb der Kirche zu suchen, erscheine ihm wenig Erfolg versprechend. Er habe Zweifel an kollektivem Wahn jeglicher Couleur, am Fundamentalismus, Nationalismus, an den "Selbstheilungskräften des Marktes" und Esoterikern. Das Christentum basiere auf einer Erfahrung, die eine weltverändernde Kultur hervorgebracht habe.Mit dem Judentum sei die Aufklärung in die Welt gekommen. Für viele Völker seien Sterne Götter gewesen, für die Juden waren es Lampen, die ihr Gott in die Welt gesetzt habe - eine Provokation und gleichzeitig eine Geistes-Leistung. Über Fortschritt und Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit berichte Bibel, über die Emanzipation der Geknechteten aus Ägypten und dem Ende der Herrschaft der Menschen über Menschen.Der letzte Kampf wird noch lange dauern

Dafür stehe in Israel das Sabbatjahr: "Man stelle sich vor, alle sieben Jahre würden die Grundstücke am Starnberger See neu verteilt." Sabbat und Sonntag stehen bis heute für alles Humane und Soziale. Doch noch heute kämpfe die letzte Gruppe um Gleichheit - die Frauen. Dieser Kampf werde erst beendet sein, wenn in Rom eine schwarze Kardinalin zum Papst gewählt sei.Christian Nürnbergers Buch "Jesus für Zweifler" (272 Seiten) ist erschienen im Gütersloher Verlagshaus und kostet 19,95 Euro.

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