"Wer nicht kämpft, kann nicht gewinnen"

Alwine Molitor ist ihre schwere Krankheit kaum anzumerken. Die agile und lebenslustige Trierin erlitt vor acht Jahren einen Schlaganfall. Nun gründet die 57-Jährige eine Selbsthilfegruppe, um mit anderen Betroffenen Erfahrungen auszutauschen und ihnen in der schweren Situation zu helfen.

Trier. (mehi) Schlaganfall ist keine Krankheit alter Menschen. Diese schmerzhafte Erfahrung musste Alwine Molitor machen. Mit 49 Jahren erlitt sie einen Hirnschlag; von einem Tag zum anderen. Nach einem Hexenschuss habe sie sich von einem Arzt einrenken lassen, berichtet die ehemalige Chefarztsekretärin im Mutterhaus. Ein großer Fehler, wie die 57-Jährige heute weiß. Denn beim Eingriff riss ihre Halsarterie ein.Reger Austausch als Mutmacher

Der Schlaganfall überfiel sie sechs Wochen später. Auslöser war eine ungewohnte Bewegung, bei der sich ein Blutgerinnsel aus der Wunde löste. "Danach ging es mir gar nicht gut, ich kam nicht mehr die Treppe hoch", erinnert sich Alwine Molitor. Eine Woche habe sie im Brüderkrankenhaus auf der Intensivstation mit dem Leben gerungen. Die erste Zeit sei furchtbar gewesen. "Meine Krankheit hat uns alle weggeweht vom Boden", resümiert sie. "Das Schlimmste war, von morgens bis abends musste jemand da sein." Dass sie heute wieder fit ist, erscheint wie ein Wunder. Doch Alwine Molitor hat nie aufgegeben. "Ich habe mir den Titel einer Broschüre, die mir unheimlich geholfen hat, zum Motto gemacht: Wer nicht kämpft, kann nicht gewinnen." Ihre Familie habe ihr Kraft gegeben, sei vor drei Jahren ihr zuliebe aus Ehrang in die Stadt gezogen. "Das war der Durchbruch für mich. Hier kannte mich keiner." Heute fühlt sie sich heimisch im Schatten des Kirchturms von St. Martin. "Ich habe das Gefühl, ich bin anonym und kann trotzdem in zwei Minuten ein Gespräch haben." Nicht jeder habe das Glück eines intakten Familienverbundes. Viele Betroffene fühlten sich isoliert, empfänden einen Verlust der Lebensqualität und resignierten. Häufig seien sie mit einfachen Anforderungen des Alltags wie Einkaufen, Arztbesuchen oder Freizeitplanung überfordert. Alwine Molitor weiß um die Beschwerden und Einschränkungen, die die Krankheit mit sich bringt. Deshalb ruft sie nun die Schlaganfall-Selbsthilfe-Gruppe Trier (SSG) für Patienten und Angehörige ins Leben. "Auf den Ämtern kommt man sich vor wie ein Bettler. Wir helfen bei Anträgen an Krankenkassen und bei Behörden." Auch gemeinsame Unternehmungen seien geplant.Der rege Austausch mit anderen soll Mut machen und das Wissen über die Krankheit mehren. Denn eine bessere Kenntnis über die Risikofaktoren trage dazu bei, die Gefahr eines erneuten Schlaganfalls zu minimieren. Deshalb wird die Gruppe von Dr. Matthias Maschke, Chefarzt im Brüderkrankenhaus, medizinisch betreut. Auch das Elisabeth-Krankenhaus, das Haus der Gesundheit und Helga Bohnet vom Mutterhaus unterstützen sie. Die Treffen sind jeden ersten Mittwoch im Monat um 17 Uhr im Brüderkrankenhaus. "Wir wollen dem Schlaganfall nicht erliegen, sondern ihm die Stirn bieten."

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