Werkstatt in der Panzerhalle

TRIER. Zerfallene Gebäude, Fenster und Türen in Trümmern, verwaiste Fahrzeughallen - das ehemalige französische Kasernenareal Castelnau wirkt wie eine gerade nicht genutzte Kriegsfilmkulisse. Daraus soll ein Handwerkerparadies werden - so wollen es Verwaltung und Handwerkskammer. Doch politischer Widerstand könnte die Umsetzung verhindern.

"99 Prozent der Vorbereitungen sind abgeschlossen, wir haben bisher 400 000 Euro in Gutachten, Untersuchungen und Planungen investiert", sagt Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch. "Wenn das Projekt jetzt gestoppt wird, war alles umsonst." Doch immerhin sei die ausführliche Planungsarbeit wertvolle Munition für ein eventuelles Gerichtsverfahren.Der Handwerkerpark ist ein kurioses Konstrukt. Die alten Panzerwaschanlagen, die verrottete Tankstelle und die verfallenen Mannschaftsbaracken, aus denen ein modernes Gewerbegebiet werden soll, bilden einen Komplex mit dem im Herbst 2003 als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Mattheiser Wald. Doch eine Gefährdung von Gelbbauchunke, Fadenmolch und Neuntöter weist die Handwerkskammer entschieden zurück: "Der Handwerkerpark macht mit 18 Hektar nur sechs Prozent der Gesamtfläche des Mattheiser Waldes aus", sagt HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks. "Der Naturschutz wird nicht beeinträchtigt."Es fällt in der Tat schwer, nach einem näheren Blick auf die für den Handwerkerpark vorgesehene Fläche an sich tummelnde Molche und Unken zu denken. Das Gelände ist mit verfallenen Bauten bedeckt, im Boden stecken noch jede Menge Blei und andere Altlasten. Weitere Hinterlassenschaft: ein Netz asphaltierter Holperpisten, einst gebaut für die Bewegung des schweren militärischen Geräts. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord habe laut Mitteilung der Wirtschaftsdezernentin entschieden, die für den Handwerkerpark vorgesehene Fläche aufgrund dieser Belastungen nicht unter Naturschutz zu stellen. "Die Leute denken immer gleich, wir wollen den Mattheiser Wald abholzen", sagt Kocks. "So ist es natürlich nicht. Eine wirtschaftliche Nutzung ist aus unserer Sicht die einzige Möglichkeit, die Probleme dieses 18 Hektar großen Geländes zu beseitigen." Kocks ergänzt: "Es steht fest, dass hier etwas geschehen muss. Das Gelände ist nicht verkehrssicher und stellt eine Gefahr dar."Bis zu 80 Betrieben könnten in mehreren Abschnitten in Feyen angesiedelt werden, erklärt Kocks. "Wir haben Anfragen von 15 Firmen, die in einer ersten Welle dorthin wollen." Der Wunsch vieler Handwerksbetriebe, Standorte für die Errichtung oder Erweiterung ihrer Betriebe zu finden, ist das zentrale Argument der HWK, den Handwerkerpark zu realisieren.Doch im Stadtrat wird die Luft dünn: Nur noch die CDU steht hinter dem Standort Feyen. In der März-Sitzung des Stadtrats machte Rainer Lehnart (SPD) klar: "Wir haben uns entschlossen, das Risiko nicht mehr mitzutragen." Grüne, UBM und FDP sind nicht gegen den Handwerkerpark, aber gegen den Standort Feyen. Wirtschaftsdezernentin Horsch kündigt an: "Wir beenden unsere Bemühungen um den Standort erst, wenn der Stadtrat es sagt."

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