Werte und Visionen aus dem Orient

TRIER. Wer den "Triki"-Pavillion beim Rathaus betritt, stößt zunächst auf einige geheimnisvolle Koffer, dann auf jede Menge spannender Spiele, bunte Kinderbilder - und mittendrin eine freundlich lächelnde junge Frau: Sandra Rouhi.

Seit über zehn Jahren leitet die Trierer Pädagogin aus einer deutsch-persischen Familie das "Trierer Kinderbüro" ("Triki"). Ihre Freude an der Arbeit hat in all den Jahren nicht nachgelassen: "Mein Arbeitsbereich bringt mir immer wieder ganz viel Neues, es bleibt spannend - von den Menschen und den Themen her!", sagt Sandra Rouhi. 1992 lernte sie, damals im ersten Semester, die "Mobile Spielaktion" und deren Projekt der Spielstadt kennen. "Das hat mich direkt entflammt!", erinnert sie sich. "Diese Art des spielerischen Lernens, dass eine Institution den Rahmen vorgibt und die Kinder gemäß ihrer ganz eigenen Art lernen können, das hat mich fasziniert." Was Sandra Rouhi besonders gut gefiel: "Das ist kein defizitäres Menschenbild, sondern jedes Kind hat ganz viele Erfahrungen, ganz eigene Interessen und soll sich in Spielaktionen wiederfinden können. Ich persönlich glaube fest daran, dass jeder Mensch einen riesigen Schatz an Fähigkeiten hat." Daher setzt sie auf ganzheitliches Lernen: Nicht nur kognitiv, sondern auch sozial, emotional und motorisch. 1994 entwickelte sie mit der mobilen Spielaktion den "Triki-Club" mit Beratungstelefon und Spieleverleih. 1995 wurde das Triki-Büro gegründet, zunächst befand es sich zwei Jahre lang in einem Bauwagen vor dem Rathaus: "Im Winter war das ganz schön kalt." Während Erwachsene die neue Einrichtung nicht immer ganz ernst nahmen, war die jüngere Klientel fasziniert, berichtet Sandra Rouhi lachend. "Bei einem Gewitter kamen acht oder neun Kinder aus der Umgebung rein und meinten: ‚Muss das cool sein da drinnen!'" Zu einigen von ihnen hat sie noch Kontakt. "Kürzlich kam ein Mädchen von damals mit ihrer Tochter vorbei. Die nächste Generation kennt mich schon!" Freude machen ihr bei ihrer Arbeit die vielfältigen Kontakte. "Ich bekomme alle Blickwinkel mit - und kann die Verwaltung entsprechend informieren." Eltern möchte sie vor allem Mut machen: "Dass sie Dinge, die ihnen wichtig sind, so weitergeben an ihre Kinder." Sandra Rouhi möchte grundlegende Werte vermitteln: Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, miteinander teilen. Bei der Spielstadt in den Sommerferien ist sie seit 1993 dabei, seit 1998 leitet sie sie. "Das ist mir ein Herzensanliegen, Zeit habe ich dafür eigentlich nicht", lacht sie. Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr engagiert sie sich in der multireligiösen Arbeit mit Kindern. "Ich habe nie verstanden, wieso Religionsangelegenheiten trennen müssen. Wieso macht man Barrieren zwischen Religionen, Ländern, Nationalitäten?" Ihre Klassen befassen sich mit Themen wie Vertrauen, Toleranz, Behinderungen. "Religion und Job habe ich aber strikt getrennt", betont Sandra Rouhi. Über sich selbst berichtet die junge Frau mit dem strahlenden Lächeln: "Ich bin verheiratet, habe eine Tochter und lebe auf dem Land. Ich liebe die Natur und die Ruhe, spiele Gitarre und singe sehr gern." Woher sie ihren Humor, ihre Werte und Visionen nimmt? "Ich bin mit orientalischen Geschichten und Lebensweisheiten großgeworden, das ist ein wahrer Schatz!" Die Öffnungszeiten des Triki-Büros beim Rathaus: Montag bis Mittwoch von 14 bis 17.30 Uhr.

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