Wettbewerb für die Zukunft der Dörfer

Resignieren angesichts des zu erwartenden demografischen Wandels kommt für den Landkreis Trier-Saarburg nicht infrage. Aber als alleinhandelnde Stelle kann die Verwaltung nicht fungieren. Neues Instrument zur Bürger-Beteiligung ist der Wettbewerb "Lebendige Dörfer", zu dem Gemeinden ihre Ideen einreichen können.

 Wollen Akteure vor Ort aktivieren (von links): Landrat Günther Schartz, Ministerin Malu Dreyer, der Soziologe Rüdiger Jacob, Ex-Bürgermeister von Eichstetten, Gerhard Kiechle, und Moderatorin Sibylle Rahner. TV-Foto: Cordula Fischer

Wollen Akteure vor Ort aktivieren (von links): Landrat Günther Schartz, Ministerin Malu Dreyer, der Soziologe Rüdiger Jacob, Ex-Bürgermeister von Eichstetten, Gerhard Kiechle, und Moderatorin Sibylle Rahner. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Um dem demografischen Wandel mit zukunftsfähigen Lösungen zu begegnen, braucht es Ideen. Deshalb schreiben der Kreis Trier-Saarburg und die Stiftung Zukunft einen Wettbewerb aus, für den Gemeinden und Dörfer aus dem Kreisgebiet zur Teilnahme aufgerufen sind. Ihrer Kreativität sind so gut wie keine Grenzen gesetzt - Vorgabe für die Dörfer ist es nur, sich innovative, nachhaltige Projekte zu überlegen, die die Dörfer lebendig halten. Mögliche Themen sind das Älterwerden im Dorf, generations-übergreifendes Leben, die Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements oder die Sicherung der örtlichen Grundversorgung.

Ernüchternd mochten die Ausführungen und die Vorlage der Zahlen auf Datengrundlage des Statistischen Landesamts von Rüdiger Jacob bei der gutbesuchten Auftaktveranstaltung des Wettbewerbs gewirkt haben: Zwischen 2020 und 2050 seien dramatische Veränderungen zu erwarten, so der Soziologe der Trierer Universität - nicht nur bei der Entwicklung der Gesamtbevölkerungszahlen, sondern mehr beim Anstieg der Älteren und der Abnahme der Jüngeren. Vor allem die medizinische Versorgung werde im erforderlichen Maß schwer zu gewährleisten sein. Dabei spiele auch eine Rolle, dass Ärzte mitaltern, 48 Prozent von ihnen in den nächsten 20 Jahren in den Ruhestand gehen und auch Mobilitäts-Probleme nicht wegzudiskutieren sind. Bei allen Zahlen sei der Faktor Landflucht nicht einbezogen, sagte der Wissenschaftler - dadurch würden sich die Effekte noch potenzieren.

Ein Todesurteil für Gemeinden im ländlichen Raum muss das aber noch lange nicht sein. Eher als Chance denn als Herausforderung müsse man dies begreifen, sagte die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer. Sie nannte unter anderem Förderprogramme, die das Land bietet, Instrumente wie barrierefreier Umbau von Gebäuden, Mehrgenerationenhäuser, neue Wohnformen, nachbarschaftliche Netzwerke, bürgerschaftliches Engagement.

Ein Positiv-Beispiel für einen gelungenen, wenn auch langen Weg hatte Gerhard Kiechle, Alt-Bürgermeister von Eichstetten (Südbaden), als Denkanstoß im Gepäck. In seiner ehemaligen 3300-Seelen-Gemeinde gaben Anfang der 90er Jahre ältere Bürger mit dem Wunsch, im Alter oder pflegebedürftigen Zustand in ihrem gewohnten Umfeld bleiben zu wollen, den Impuls zur Gründung eines Vereins. Daraus ist die "Bürgergemeinschaft Eichstetten" entstanden. Diese hat Angebote wie betreutes Wohnen im eigenen Zuhause, eine Senioren-Wohnanlage, eine Tagesbetreuungs-Gruppe oder eine Pflegewohngruppe geschaffen.

Wie eine Solidargemeinschaft funktioniert und wie der Wille zur Verantwortung neue Perspektiven öffnen kann, dürfte interessierten Gemeinden in Trier-Saarburg Anlass zum Optimismus geben. "Wir freuen uns auf jede Idee", sagte Landrat Günther Schartz. Auch wenn die Teilnehmer inhaltlich frei sind, eines sollten ihre Projekte gemeinsam haben: Sie sollten neue Initiativen entwickeln.

Extra Beim Ideenwettbewerb "Lebendige Dörfer" können sich Gemeinden, aber auch Vereine, Gruppen oder einzelne Bürger bewerben. Bis zum 11. Dezember müssen die Ideen bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg eingereicht werden. Sie werden von einer Jury bewertet, eine Auswahl an den Stiftungsrat weitergegeben, der fünf Vorschläge aussucht, denen ein moderierter Projekt-Entwicklungsprozess ermöglicht wird. Nach dieser Phase müssen konkrete Vorschläge vorgelegt werden. Ansprechpartner bei der Kreisverwaltung sind Cornelia Strupp, Telefon 0651/715-402, E-Mail: cornelia.strupp@trier-saarburg.de, und Joachim Maierhofer, Telefon 0651/715-309, E-Mail: joachim.maierhofer@trier-saarburg.de. (cofi)

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