Widersprüche

Zu Artikeln über das Thema "Denkmalpflege" im TV vom 17. Januar diese Zuschrift:

Ich finde es erstaunlich, wie widersprüchlich in unserem Land und in unserer Stadt der Umgang mit zeitgeschichtlichen Baudenkmälern vor sich geht. 1. In unserem Land: 1.1. Kulturhistorisch: Die Nazi-"Ordensburg Vogelsang" in der Eifel. Der Gedanke, der dahinter steht, dürfte sein: Auch die schreckliche Zeit, aus der dieses Objekt stammt, gehört zur Geschichte, die wir nicht verleugnen können. Daher müssen wir es erhalten. Diese Begründung finde ich vertretbar. 1.2. Ideologisch: Der "Palast der Republik" in Berlin. Die Begründung für den Abbruch: "Erichs Lampenladen" stammt aus der ehemals unaussprechlichen DDR und gilt vielen Mitbürgern als ein Schandfleck im Bild der neuen Bundeshauptstadt. Irgendwie riecht mir der geplante Abbruch nach "damnatio memoriae". Besteht in diesem Zusammenhang nicht zu Recht der Verdacht, der Erhalt der "Ordensburg" könnte als ideologisch anzusehen sein? 2. In unserer Stadt: 2.1. Öffentlich-rechtlich: Das Südbad. Die beantragte Unterschutzstellung als Baudenkmal wird sich in nicht unerheblichem Maß auf die Sanierungskosten niederschlagen. Vielleicht sind die zusätzlichen Kosten so hoch, dass die Stadt bedauernd sagen kann: "Das können wir beim besten Willen nicht leisten." Und somit könnte die Sanierung unterbleiben. 2.2. Privatrechtlich: Das Herz-Jesu-Krankenhaus. Nach der Ankündigung von lautstarkem öffentlichen Protest konnte der Stadtrat sich wenigstens zum Erhalt der Fassade als beispielhaftem Baudenkmal der Neogotik entschließen. Ein Investor wird sich hierzu Gedanken machen müssen. Gleichzeitig läuft in meinem Kopf noch einmal der ganze Film der plattgemachten historischen Gebäude in der Stadt ab: Das Hotel Porta Nigra, die Treviris und der Trevererkeller und die Löwenbrauerei mit ihrem Biergarten und, und... "Da konnten wir von Seiten der Verwaltung nichts machen, die waren privat!", hieß es in diesen Fällen. Raimund Scholzen Trier

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