Wie die Aktien am Jahresende stehen

Das Jahr 2007 war an der Trie rer Aktienbörse von großen Umbrüchen gekennzeichnet. Langjährige Spitzenvaleurs zogen sich vom Markt zurück, hoch gehandelte Aufsteiger mussten Kurs-Einbrüche hinnehmen, etablierte Wertpapiere gerieten aufgrund firmeninterner Skandale ins Trudeln. Als sattelfest erwiesen sich vor allem traditionelle Anlagen.

Lange Jahre galt der Joe-Whelton-Trust als nicht unbedingt lukrative, aber doch solide Größe in der bundesweiten Korbmacher-Branche. Doch als das Unternehmen mit Sitz in der Trierer Arena seine Mitarbeiter immer rascher austauschte, stockte nicht nur der Workflow innerhalb des Teams, sondern auch die Corporate Identity ging verloren. Die Stammkundschaft verspürte wenig Lust, sich jeden Monat auf neue Ansprechpartner einzustellen. Nun soll ein neues Management für Kontinuität sorgen und den Kurssturz bremsen. Über zu viel Umweltfreundlichkeit stolperte kurz vor Jahresende der breit verschachtelte Handarbeit- und-Werkzeug-Konzern (kurz: HWK), in Trier auch als "Kocks-Imperium" bekannt. Das Abrechnungswesen der hausinternen Umwelt-Zentralabteilung zeichnete sich durch ein Übermaß an Fantasie bei gleichzeitigem Mangel an Ehrlichkeit aus. Mit ungläubigem Kopfschütteln wurde an der Börse vor allem die gänzliche Abwesenheit jeglichen Controllings kommentiert.Noch zu Jahresbeginn galt die Wolfgang-Krämer-Rechts consulting-Ich-AG als sicherer Anwärter auf die Einführung an der rheinland-pfälzischen Justizbörse in Koblenz. Doch dann holte den Firmenchef eine verunglückte Umdekorierung seiner Unternehmenszentrale am Trierer Nikolaus-Koch-Platz ein. Er hatte den traditionellen Wandschmuck entfernen lassen, was in konservativen Anlegerkreisen für massive Verärgerung sorgte. Ungeschicktes Handling in der Öffentlichkeit kam hinzu, so dass die Börsenaufsicht in Mainz von der erwarteten Platzierung auf dem Koblenzer Parkett absah.Bislang wurde die Bernhard-Kaster-Bundesanleihe als bombensichere, festverzinsliche Geldanlage mit garantierter jährlicher Wertsteigerung gehandelt. Aber 2007 gab der Kurs erstmals nach, nachdem der Versuch einer feindlichen Übernahme der Billen-Landmaschinen-KG mit Stammsitz im CDU-Bezirk Trier am Einspruch einer Mehrheit der Anteilseigner scheiterte. Nach fulminantem Start im Börsenjahr 2006 sucht der frischgebackene Vorstandsvorsitzende Klaus Jensen mit seiner Stadt-Trier-AG noch nach einem stabilen Platz in den Kommunal-Charts. Jensen punktete mit symbolträchtigen Neu-Produkten im Bürgerbeteiligungs-Sektor, irritierte aber seinen persönlichen Kundenstamm mit dem Bekenntnis zu Investitionen im Motorsport-Bereich. Der erste Anlauf zur Generalsanierung des chronisch klammen Unternehmens scheiterte an der Konzeptlosigkeit der Abteilungsvorstände und an der Unlust der Aktionärsversammlung, unangenehme Entscheidungen zu treffen.Nach langem Auf und Ab verzeichnete die Gerhard-Weber-Entertainment-Inc. endlich eine stabile Hausse. Die Standard-Produktpalette des Theater-Betriebs hat zwar leichte Absatzprobleme bei der alternden Kundschaft, aber zusätzliche Dienstleistungen für neue Zielgruppen stabilisierten die Umsätze, ebenso wie aufwendig in Szene gesetzte Sonder-Events in antikem Ambiente. Analysten raten zu Investitionen in eine stärkere Unabhängigkeit vom Klima.Einen geradezu sensationellen Aufstieg an die Hauptstadt-Börse vollzog der Dr.-Carl-Heinz-Müller-Fonds für Gesundheitsmanagement. Aufgrund der in dieser Branche eher raren Kombination von Fachkompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Korruptionsresistenz überlebte der Trie rer Ein-Mann-Betrieb nicht nur unbeschädigt mancherlei Skandale im Kollegen-Kreis, sondern wurde auch in höhere Gefilde berufen.Auf umgekehrtem Weg gelang der Christiane-Horsch-Kommunalobligation das Comeback des Jahres. Auf dem Trierer Großstadt-Parkett bereits als wertloser Penny-Stock verramscht, konnte sie sich am Neumagener Dorf-Markt als aufgehender Stern und rentables Investment etablieren.Mit einem Kurs-Feuerwerk verabschiedete sich das Bischof-Marx-Konsortium aus Trier. Die Begeisterung über die seit sieben Jahren amtierende Management-Spitze war bei Fachpresse und Groß-Anteilseignern einhellig, bei den Klein-Aktionären des größten Glaubens-Dienstleisters am heimischen Markt gab es aber auch Unmut über den radikalen Konsolidierungskurs. Der scheidende Chief Executive Officer wird für höchste Management-Aufgaben der weltweit operierenden Unternehmensgruppe mit Zentrale in Rom gehandelt.Vom gleichen Stammsitz aus eroberte auch der unangefochtene TAX-"Bulle des Jahres 2007" einst die Welt. Kaiser Konstantin amtierte vor 2700 Jahren als autoritärer Firmen-Patriarch eines afro-europäischen Trusts, der sich geschickt zwischen krimineller Vereinigung und gemeinnützigem Verein bewegte. Mit cleverem Management, professioneller Vermarktung und innovativen Produkten zeigten die Unternehmensnachfolger, dass sich aus verjährten Straftaten nach angemessener Anstandsfrist prächtig Profit schlagen lässt.

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