Wie die Aktien in Trier und Umgebung stehen

TRIER. Die Trierer Aktienbörse verzeichnete 2003 die Ruhe vor dem Sturm, der im kommenden Jahr mit Landesgartenschau und "Trier 2020" ins Haus steht. Für Aufregung sorgten einzelne abrupte Insolvenzen etablierter Größen wie die des Unterhaltungs-Giganten "Gritzmacher Inc.". Gut platziert wurde am Neuen Markt die Arena-Großveranstaltungs-AG. Eine ernsthafte Bewertung der Aktie dürfte allerdings erst nach dem ersten Geschäftsjahr möglich sein.

Zum Beginn des neuen Jahres wird die " Trier-plus-Televisions-Holding " vom Markt genommen. Trotz beispiellosen Einsatzes der Belegschaft, die monatelang auf ihre Gehälter verzichtet hatte, schlug die Brand-Sanierung fehl. Der Firmenslogan "Wir sehen uns wieder" galt zuletzt öfter für Treffen beim Insolvenzgericht als für Sendungen auf dem Bildschirm. Vor allem die Kult-Nachrichten mit Anchorman Eric Lentes werden der Kundschaft fehlen. Ob die Moselland-Ausstellung im kommenden Jahr irgendjemandem fehlt, ist eine andere Frage. Das einstige Renommier-Objekt des pfälzischen Schwab-Konzerns kam aufgrund des Desinteresses des Mutter-Unternehmens immer mehr herunter, die Trierer Filialleiterin Rosemarie Annen stand angesichts der Dauer-Baisse auf verlorenem Posten. Die Stadt sucht inzwischen nach einem neuen Partner, das Finale war eher peinlich: Selbst den einst hoch geschätzten, vom MA-Gründer gestifteten Otto-und-Elsbeth-Schwab-Preis ließ man nach öffentlicher Ausschreibung klammheimlich entschlafen. Weniger klammheimlich entsorgte die FH-Systems , einer der Marktführer auf dem Trierer Ausbildungsmarkt, die Vorstandsvorsitzende Adelheid Ehmke . Nach jahrelanger, durchaus innovativer Betriebsführung entschied sich die männerdominierte Aktionärsversammlung für einen grundsoliden, erfahrenen Nachfolger aus der Stahlbau-Branche. Der unangefochtene Shooting-Star auf dem Trierer Wirtschaftsparkett war in den letzten Jahren Stadtwerke-Manager Martin Cirener . Als unerschrockener Privatisierer wurde er gefeiert, der einen rückständigen öffentlich-rechtlichen Riesen aus dem Winterschlaf holte und für den harten Markt-Wettbewerb fit machte. Nun ist er weg, und keiner will's gewesen sein. Aufsichtsratschef Helmut Schröer kippte dem gen Krefeld Enteilenden jede Menge Lob und Hudel hinterher. Insider prophezeien der Stadtwerke-Aktie einen Kurssturz. Einen Zick-Zack-Kurs ohnegleichen verzeichnete die Georg-Kern-Ich-AG im Laufe des Jahres. Bis zum Sommer hatte der Alleingesellschafter erfolgreich im Ehrenamt die lokale PR-Agentur "City Initiative Trier" geleitet, zahllose Preise für seine Kommunikationsleistungen und sein Engagement eingeheimst. Doch ausgerechnet sein Kern-Geschäft entwickelte sich ausgesprochen mäßig, was eine Insolvenz zur Folge hatte. Zurzeit wird die Restrukturierung vorbereitet. Die Landesgartenschau , von der Stadt Trier als langfristiger Investment-Fonds angelegt, geht mit enormen Vorschusslorbeeren in sein entscheidendes Geschäftsjahr 2004. Das Geschäftsführer-Duo Roman Schleimer und Matthias Schmauder legte nach mühsamem Start kräftig zu und beeindruckte die Analysten durch bemerkenswerte Fortschritte beim Unternehmensprofil. Angesichts des anstehenden großflächigen Warentermingeschäfts mit leicht verderblichen pflanzlichen Produkten bleiben aber allerlei Unwägbarkeiten. Eine vorzügliche Performance bringt den vor eineinhalb Jahren neu berufenen Manager der "Vereinigten Bildungswerke Trier", Rudolf Hahn , in die TAX-Spitzenränge. Der Saarland-Import übernahm die von der Muttergesellschaft Stadt Trier sträflich vernachlässigten Töchter VHS und Musikschule, sorgte für eine reibungslose Fusion, erneuerte Teile der Angebotspalette, entwickelte frische Ideen und befriedete das zerstrittene Umfeld. Zum zweiten Mal nach 1999 schaffte Manfred Bitter den Sprung in den TAX. Seinerzeit reüssierte er als Chef des Sicherheitskonzerns Polizeipräsidium, wo er sich seither länger hält als die meisten seiner Vorgänger. Seine neue Platzierung gilt der Übernahme des Vorsitzes beim florierenden Mäzenaten-Imperium " Nikolaus-Koch-Stiftung ", das unter anderem Einrichtungen für schwer erziehbare Jugendliche unterstützt. Ziehen Bitters Safety-Männer jemanden aus dem Verkehr, päppeln ihn die Bitterschen Stiftungs-Projekte wieder auf - ein ideales Joint Venture. Im kommenden Sommer wird die Lukas-Kindermann-Aktie endgültig vom Trierer Theater-Markt genommen. Im letzten Geschäftsjahr sorgte der Seniorchef noch mal für eine kräftige Hausse, eröffnete auf dem Domfreihof einen neuen "point of sale" und räumte beim Sommer-Sonderverkauf im Amphitheater kräftig ab. Mit allerlei sensationellen Schnäppchen treibt er noch bis zum Saison-Ende die Umsätze hoch - entsprechend hoch hängt der Brotkorb für seinen Nachfolger Gerhard Weber. Er kam aus dem Nichts und bewahrte die Aktie der City-Initiative vor einem Kurssturz ins Bodenlose: Hans P. Schlechtriemen musste zur Übernahme des höchst ehrenvollen, aber rendite-armen Postens des Vormanns bei der Trierer Kaufmannschaft erst überredet werden. Er brachte das von heftigen Böen erfasste Handels-Konsortium zügig in ruhigere Gefilde. Unangefochtener Spitzenreiter im TAX ist ein Export-Papier von der Luxemburger Börse. Die "Jean-Claude-Juncker-Bonds" , Star-Offerte beim europaweiten Geldanlagen-Spezialisten Schangenland , erschienen als Ehren-Emission auf dem Trierer Parkett. Dass die Initiatoren auf Gewinnmitnahme-Effekte hoffen, ist nicht auszuschließen.

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