Wie die Aktien in Trier und Umgebung stehen

TRIER. Es war ein Jahr der unerwarteten Abstürze, der überraschenden Comebacks und der neuen Köpfe auf dem Trierer Parkett. Mit Landrat Groß wurde ein solides festverzinsliches Wertpapier vom Markt genommen, ähnliches steht der Stadt Trier im Börsenjahr 2006 bevor. Spannende Zeiten.

Für die im Sozial- und Sportbereich tätige Georg-Bernarding-AG erwies sich das mit vielen Hoffnungen verbundene Jahr als Debakel. Statt der anvisierten Kapitalaufstockung zwecks Finanzierung des Aufstiegs zum Branchenprimus am Rathaus-Markt musste das Unternehmen einen Kurssturz ins Bodenlose hinnehmen - ausgelöst durch mächtige Hintermänner beim Hauptgesellschafter CDU, einem bekannten einheimischen Machterhaltungskonzern. Der Firmeninhaber stellte zuletzt einen möglichen Neustart an der Buxtehuder Börse in Aussicht.

Ganz so schlimm ist es bei der Antikenfestspiel-GmsH (Gesellschaft mit städtischer Haftung) noch nicht. Doch der abrupte Wechsel des bei einer kleinen, aber feinen Klientel hoch geschätzten Warensortiments durch den neuen Chef-Einkäufer Gerhard Weber brachte erhebliche Umsatzeinbrüche und Kostenüberschreitungen. Die auf schwer verdauliche Kost abonnierte Kundschaft konnte sich mit den offerierten Light-Produkten nicht recht anfreunden, zudem fielen einige Lieferanten aus.

Zeitweise völlig aus dem Handel genommen wurden die seit Jahren hoch geschätzten Paul-Linz-Bonds. Noch im Frühjahr hatte das von ihm geführte Unternehmen für Tor-Produktion den Bau einer neuen Betriebsstätte in die Wege geleitet. Doch in letzter Sekunde büßte man durch ärgerliche Versäumnisse bei der Risiko-Abdeckung die Geschäftsgrundlage gänzlich ein. Die Analysten fürchten nun die Verlagerung der gesamten Produktion in den Hobby-Bereich.

Zwiespältig entwickelte sich die renommierte Karl-Diller-Ltd. Das Hermeskeiler Polit-Consulting-Unternehmen verlor auf heimischen Parkett die Marktführer-Stellung an den Newcomer Kaster-Marketing OHG, konnte sich aber dank massiver Unterstützung durch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre weiter den lukrativen Regierungs-Auftrag an der Berliner Börse sichern.

Als Geheimtipp für kommende Börsenjahre handeln die Insider die derzeit wegen Neuorientierung ausgesetzte Simeonstift-KG. Chefin Elisabeth Dühr darf beim Umbau des bisher durch äußere Umstände an der Expansion gehinderten Mittelständlers aus dem Vollen schöpfen, zudem prognostizieren Experten erhebliche Konstantin-Mitnahmeeffekte.

Alle Chancen auf den Titel "Unternehmer des Jahres" hat der soeben konkurrenzlos im Amt bestätigte Vorstandsvorsitzende der Uni-Trier-Holding, Peter Schwenkmezger. Eine Firma erfolgreich zu leiten, in der jede Sparte für sich allein entscheidet, was sie will, und bei der alle leitenden Angestellten die grundgesetzlich verbriefte Freiheit haben, zu machen, was sie für richtig halten, kommt einem Wunder gleich.

Mit Spannung blicken die Börsianer auf das Landratsamt am Willy-Brandt-Platz, wo die Saargau-Landmaschinen-GmbH mit ihrem Geschäftsführer Günther Schartz sich an der Rolle des Global-Kreis-Players versucht. Der ehrgeizige Aufsteiger übernimmt ein etabliertes Unternehmen samt dem über Jahre patriarchalisch geführten Mitarbeiterstamm seines mächtigen Vorgängers.

In diesem Jahr sind beide auf der Gewinnerseite, am nächsten Silvester wird der eine auf Bullen reiten, während den anderen die Bären beißen: Der Ulrich-Holkenbrink-Fonds und die Klaus-Jensen-Personengesellschaft wetteifern bis zur Aktionärs-Vollversammlung im Herbst um die Übernahme des Trierer Helmut-Schröer-Imperiums. Holkenbrink will die seit Jahrzehnten gewohnte Erbfolge am Augustinerhof fortsetzen, Jensen spekuliert auf eine feindliche Übernahme der Konzern-Zentrale. Die mangelnde Liquidität des Betriebs samt drohender Insolvenz schrecken die Interessenten offenbar nicht.

Als Stehaufmännchen erweist sich der Sven-Herzog-Medientrust. 2001 nach einer herben Pleite auf dem letzten TAX-Platz liegend, hat sich der umtriebige Firmenchef entgegen allen Kassandra-Rufen nach der Übernahme der maroden Trier-plus-Klitsche einen kleinen, aber überlebensfähigen Radio- und Fernsehkonzern aufgebaut. Ob die heiklen Warentermingeschäfte auf Dauer laufen, ist bei Analysten umstritten, aber Herzog gilt als Überlebenskünstler.

Die Performance des Jahres 2005 lieferte fraglos die Bernhard-Kaster-Marketing OHG. Durch pausenlose Präsenz in der Öffentlichkeit selbst bei den nichtigsten Anlässen, aber auch durch Fleiß und clevere Verkaufe nach innen sicherte sich das Jung-Unternehmen den Status des Unentbehrlichen und warf dabei selbst alteingesessene Meisterbetriebe aus dem Rennen. Weitere Marktwertsteigerungen vor allem auf überregionaler Ebene dürften programmiert sein.

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