Wie die Ex, so die Neue

Trier hat eine neue Weinkönigin: Stefanie Weinberger repräsentiert ein Jahr lang die Rebensäfte und Winzer aus Deutschlands ältester Stadt. Beim emotionsgeladenen Festabend im Olewiger Klostergarten flossen außer Wein auch viele Tränen.

Trier-Olewig. "Bitte sehen Sie es mir nach. Ich bin eben ganz nah am Wasser gebaut und kann jetzt nicht anders." Doch auch ohne "Entschuldigung" hatte jeder der Gäste vollstes Verständnis für den tränenreichen Abschied von Ursula Bach (27). Das zurückliegende Jahr als Weinkönigin habe sie geprägt, in ihrer Entwicklung reifen lassen, und es sei trotz vieler Termine und Anforderungen "wunderschön" gewesen, aber leider viel zu schnell vorbeigegangen. Den "positiven Stress" des Ehrenamtes der Weinmajestät bekommt in den nächsten zwölf Monaten Stefanie Weinberger (22) ab. Auch sie konnte sich der Schluchzer und Tränen nicht erwehren, als sie auf der Bühne stand und versprach, dem Wein und den Winzern eine gute Repräsentantin sein zu wollen. Dass sie das kann, hat sie als Prinzessin an der Seite von Ursula Bach bewiesen. Angesichts der rührenden Auftritte, die die alte und die neue Weinkönigin beim Krönungsabend am Mittwoch im Olewiger Klostergarten boten, wurde auch im Publikum so manches Augenpaar feucht, vornehmlich bei der Verwandtschaft und den zahlreich vertretenen Fans und Freunden von Ursula und Stefanie, die eigens vom gemeinsamen Studienort Aachen angereist sind und auch über das heute beginnende 59. Trierer Weinfest in Olewig bleiben.

Ärger nur über Trittbrettfahrer beim Fest

Die alte und die neue Weinkönigin sind ebenso wie die frisch gebackene Prinzessin Jennifer Deschunty waschechte Trie rerinnen; beim Fest-Schirmherrn handelt es sich um einen "Import": Bernd Clemens, Unternehmer aus Wittlich, hatte den Krönungsabend offenbar als "Betriebsfest" deklariert. Neben seinem Vater Bernard (Gründer der Clemens Maschinenfabrik) hatte der 48-Jährige noch zahlreiche Mitarbeiter und Kunden der Firmen Clemens Maschinenfabrik und Clemens Hobby-Tec im Schlepptau. "Obwohl Wittlicher", zeigte sich Bernd Clemens, der auch gleich für 2008 die Weinfest-Schirmherrschaft übernehmen will, sehr geehrt, seine "Liebe zum Wein" in Trier zur Geltung bringen zu dürfen.

OB Klaus Jensen konterte die Anspielung auf alte Rivalitäten zwischen Trier und Wittlich augenzwinkernd auf staatsmännische Weise: "Sollte es jemals welche gegeben haben, so erkläre ich sie hiermit für beendet." Da fragte sich so mancher im Publikum, ob Jensen das auch bei einem Schirmherrn aus Saarbrücken sagen würde

Zur festlich-harmonischen Stimmung an einem rundum gelungenen Krönungsabend trug auch das Wetter bei. Wo es vor Jahresfrist bei der Amtsübernahme von Ursula Bach in Strömen geregnet hatte, herrschte diesmal eitel Sonnenschein.

Abgesehen von einigen Buh-Rufen. Sie galten einer "Verweigerungshaltung", die Peter Terges (54), der Vorsitzende der Vereinigung Olewiger Winzer, anprangerte. Das Weinfest auszurichten, gestalte sich zunehmend schwieriger. Ein Großbetrieb mitten im Ort "benutze" das Fest selbstverständlich, beteilige sich aber seit Jahren nicht mehr an den Organisationskosten: "Hierdurch wird unsere Traditionsveranstaltung immer mehr infrage gestellt".

Die Krönung von Triers neuer Weinkönigin Stefanie I. übernahm Moselweinkönigin Katja Fehres (Brauneberg). Zu den Gratulanten gehörten zahlreiche Majestäten von Ruwer, Saar und aus Luxemburg sowie die Deutsche Weinprinzessin Barbara Fendel (Oberwesel). Für die musikalische Umrahmung sorgten der Musikverein Tarforst (Leitung: Franz-Josef Schmitt) und der "singende Kellermeister" Horst Schmidt, der zudem als Conférencier durchs Programm führte.

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