"Wie die gesengten Säue"

KÜRENZ. Die andauernden Straßenbauarbeiten in Kürenz erfordern ihren Tribut - auch von den Anliegern der Straße Am Grüneberg. Die Umleitung bringt für die Anwohner ein deutliches Mehr an Verkehr. Betroffen ist auch das weiterführende Teilstück bis kurz vor Ruwer.

Die Verkehrsverhältnisse Am Grüneberg in Kürenz treiben Peter Kinzig die Zornesröte auf die Stirn. "Tag für Tag fahre ich mit dem Fahrrad durch die Ruwerer Straße und Am Grüneberg zur Firma Ehm. Mit meinen Erlebnissen könnte ich vier DIN A 4 Seiten voll schreiben." Der Unterschied zwischen dem Hockenheimring und "Am Grüneberg" bestehe darin, dass der Hockenheimring eine anerkannte Hochgeschwindigkeitsstrecke sei. Am Grüneberg habe man das gleiche Gefühl. "Ich wurde des öfteren bedroht, genötigt, gefährdet und beleidigt", so der genervte Mann über seine Erlebnisse auf dem "Promilleweg". Die Autofahrer führen wie die "gesengten Säue."Rüpelhaftes Verhalten von Autofahrern

Nur an einer Stelle würde mit angepasster Geschwindigkeit gefahren: An einer Querrinne, etwa auf Höhe der halben Durchfahrtsstrecke zwischen Kürenz und dem Bahnübergang bei Ruwer. "Die Stoßdämpfer könnten ja Schaden nehmen", vermutet Kinzig. Auch Anwohner beklagen sich über das teils "rüpelhafte" Verhalten von Autofahrern. Das Teilstück zwischen Ruwer bis zur Eisenbahnbrücke ist für Anlieger frei, plus der Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern. "Daran hält sich keiner hier", erzählt eine Anwohnerin. "Du alter Opa, was willst du denn", habe ihr Mann einmal zur Antwort bekommen, als er einen Autofahrer zur Rede stellte. Dass man den "Finger gezeigt bekommt" sei an der Tagesordnung. Durchfahrts-Spitzenzeiten seien der frühe Morgen und die Feierabendstunden. Man könne die Uhr danach stellen. "Manchmal ist es nicht auszuhalten", so eine Anwohnerin. Unfälle habe es schon gegeben. Lastkraftwagen würden sich hin und wieder auch mal zwischen das schmale Straßenstück bis Ruwer verirren.Das Problem des erhöhten Verkehrsaufkommens, vor allem in dem vorderen Bereich ab der Abzweigung Avelsbacher Tal über die Eisenbahnbrücke (bedingt durch die Straßenbauarbeiten), ist Ortsvorsteher Manfred Maximini bekannt - und der Stadtverwaltung Trier. Gleichwohl will Ralf Frühauf von der städtischen Pressestelle nicht alle Vorwürfe gelten lassen. Von einem "Promilleweg" habe er noch nie etwas gehört. Auch fänden laufend Polizeikontrollen statt, insbesondere werde die gefahrene Geschwindigkeit überprüft. Etliche Leute hätten auch schon ein Knöllchen bezahlt. "Natürlich wissen wir, dass sich die Straße nicht in einem tollen Zustand befindet", gesteht Frühauf ein. Es handele sich nur um eine zeitlich begrenzte Umleitungsstrecke. Falls die Witterung mitspiele, könne die Umleitung etwa im März aufgehoben werden, rechnet Frühauf. Ein viel größeres Verkehrsaufkommen als vor der Sperrung hat auch Otto Vogel festgestellt. "Durch die Einbahnregelung bleibt ein Teil zwar weg, andererseits kommt ein größerer durch die Sperrung hinzu."Besonders gefährlich für Fußgänger

Schlimmer als die Pkw seien die Lastkraftwagen, "die fast alle zu schnell fahren." Ab und zu sehe man die Polizei vorbeifahren, Kontrollen habe er allerdings noch keine festgestellt. Tochter Monika Vogel ergänzt: "Am Gefährlichsten leben hier die Fußgänger." Manchmal könne man sich nur durch einen Sprung in die Böschung vor einem herannahenden Fahrzeug retten. Peter Kinzig, der den Teil ab Eisenbahnbrücke bis nach Ruwer anprangert, kommt es mitunter vor, als ob "der Herr Oberbürgermeister zum Sektfrühstück eingeladen hat, und jeder will der erste sein." Kaum einer halte sich an die 30 Kilometer-Regelung. Pressesprecher Frühauf hält dagegen, dass das "Provisorium" keineswegs als "unfallträchtig" aufgefallen sei. Sein Appell: Mit der gebotenen Vorsicht verkehrsgerecht fahren. Ortsvorsteher Manfred Maximini hat von Kürenzern gehört: "Das war der einzige Weg, auf dem man ruhig spazieren gehen konnte." Und er hofft, dass nach der Umleitung wieder Ruhe eingekehrt und die Fußgänger (wieder) die Oberhand bekommen.

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