„Wie ein Weltuntergang“

TRIER-SAARBURG. Von Pfalzel bis Kasel hat die Sturmwand vom Montagabend ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Die Aufräumarbeiten werden Tage dauern.

Hinter den Schienen, an der Grenze zum Stadtteil Ruwer, beginnt die Szenerie der Verwüstung: An den Rändern der Ruwererstraße häufen sich Wälle aus Ästen, Zweigen und Blättern. Orange Lastwagen stehen am Straßenrand, die Ladeflächen sind hoch mit dicken Ästen beladen. Arbeiter mit Motorsägen und Besen sind mit Aufräumen beschäftigt.

In der denkmalgeschützten Baumallee klafft eine Lücke, nur ein etwa sieben Meter hoher Stumpf ist von einem der riesigen Bäume übrig geblieben. Die tonnenschwere Krone ist auf die Luft- und Wasser-Servicestation der gegenüber liegenden Tankstelle gekracht. „Die weiße Sturmwand aus Regen und Hagel war so dicht, dass ich nicht einmal sehen konnte, wie der Baum runterkam“, sagt Tankstellen-Inhaber Harald Simmer. „Zehn Minuten vorher hatte da noch ein Auto gestanden.“ Der 65-Jährige fährt sich durchs Haar. „Ich dachte, die ganze Tankstelle fliegt weg.“ In Ruwer rattern die Motorsägen, überall befreien Anwohner Gärten und Straßenränder von dicken Ästen. In Mertesdorf ist gegenüber des Restaurants „California“ eine 30 Meter hohe und 60 Zentimeter dicke Pappel kurz über dem Boden vom Sturm gefällt worden. Mit sich gerissen hat sie eine dicke Natursteinmauer und etliche Bäume auf dem Grundstück des Restaurants. „Im Beton verankerte Lampen und Schirme – alles flog durch die Luft“, sagt Restaurant-Mitarbeiterin Elke Thielen. „Zwei Mädchen retteten sich gerade noch von der Bushaltestelle zu uns rüber.“ Drei Minuten habe der Spuk nur gedauert, bei dem auch ein parkender Kleinwagen zerstört wurde. Auf dem Gelände des angrenzenden Schwimmbads sind zwei 40 Jahre alte Bäume wie Streichhölzer umgeknickt.

Der Borweg in Eitelsbach ist eine verwüstete Schneise: „Die Hagelkörner haben knöchelhoch im Hof gelegen“, erzählt Hans Hauch und klopft auf die Reste des mächtigen Nussbaums, der wie etliche andere Bäume auf seinem Grundstück einfach umgeknickt ist. Seine Nachbarin räumt die Schieferschindeln aus dem Hof. Beim daneben stehenden Haus fehlt ebenfalls ein Teil des Daches. „Es hat so gekracht, dass ich dachte, die Welt geht unter“, sagt Hauch.

Große Teile der Weinernte zerstört Auf dem Karthäuserhof von Spitzen-Winzer Christoph Tyrell hängen die schweren Äste der Riesen-Zypresse zersplittert nach unten. Viele der alten Riesen sind beschädigt. „Die werden wir fällen müssen“, sagt Markus Schell vom Grünflächenamt, das für die Pflege der denkmalgeschützten Bäume zuständig ist. In mehreren Weinlagen des Ruwertals haben Hagel und Sturm schlimme Schäden verursacht: „70 bis 80 Prozent der Ernte könnten zerstört sein“, sagt Tyrell. „Der Hagelschlag schädigt auch die Triebe des nächsten Jahres“, sagt der Mertesdorfer Winzer Herbert Weis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort