Wie geht Inklusion? Ein neues Projekt soll Trierer Schulen helfen

Trier · Künftig sollen alle Kinder gemeinsam lernen - unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben oder wo ihre persönlichen Stärken und Schwächen liegen. Wie kann Inklusion, so der Fachbegriff, an Schulen gelingen? Mit einem neuen Programm unterstützen die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und die Nikolaus-Koch-Stiftung Modellschulen aus der Region Trier bei der Umsetzung des guten Gedankens.

Trier. Aus 20 Bewerbungen wurden fünf Schulen zur Teilnahme am Programm "Gemeinsam Klasse - Inklusion macht Schule" ausgewählt. Es handelt sich um die die Integrierte Gesamtschule Salmtal, die Kurfürst-Balduin-Realschule plus in Trier, die Cusanus-Grundschule in Bernkastel-Kues, die Martin-Grundschule in Trier und die Bertrada-Grundschule Prüm.
Was heißt das nun für die Schulen? Sogenannte Praxiscoachs - zwei Lehrer, ein Förderschullehrer, eine Sozialarbeiterin, eine Psychologin sowie ein ehemaliger Schulrat - werden während der Projektdauer von zweieinhalb Jahren etwa einmal im Monat die mitmachenden Schulen aufsuchen.
Sie werden den Unterricht beobachten, beraten und gemeinsam mit dem Personal Lösungen für ein besseres gemeinsames Lernen entwickeln sowie Netzwerke knüpfen. Fortbildungen und Netzwerktreffen werden stattfinden. Das teilte Jutta Standop, Professorin für Schulpädagogik an der Uni Trier und Projektleiterin, am Rande der Auftaktveranstaltung im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais mit.
Unter den etwa 80 Teilnehmern war auch Peter Riedel. Er ist Schulleiter der noch jungen Integrierten Gesamtschule und "Schwerpunktschule" Salmtal. Seine Schule musste vor zwei Jahren "aus dem Stand heraus" wie er sagt, Ideen entwickeln. Denn dort - wie an einigen Schulen in der Region - lernen bereits vom lernschwachen bis zum hochbegabten Kind und Schüler mit einer körperlichen Behinderung zusammen.
Riedels Schule hat sich beworben, um besser mit den Herausforderungen umgehen zu können. Im Klassenzimmer trifft die Theorie die Praxis. Er spricht von einem Problembündel im Schulalltag: So etwa sei es schwer, einem Förderlehrer, der seit Jahrzehnten die Kinder zum Förderunterricht aus der Klasse nehme, verständlich zu machen, dass es nach neuesten Erkenntnissen besser sei, in der Klasse zu fördern, sagt der Schulchef.
Oder Antworten auf die Frage, wie man mit Hochbegabten umgehen soll, fehlten. Auch Ängste der Eltern, leistungsstarke Kinder könnten ausgebremst werden, müssten ihnen genommen werden, denn die Schulforschung sage etwas anderes.
Weg vom Frontalunterricht


Während der von TV-Redakteur Dieter Lintz moderierten Auftaktveranstaltung gab es in Workshops einen ersten Austausch von Praxiscoachs, Schulleitern und Lehrern, Mitarbeitern des Teams, welches das Projekt wissenschaftlich begleitet, und Eltern zum Thema Inklusion.
Das Ergebnis: viele noch ungeklärte Fragen, Hoffnungen, Wünsche und Ängste. Jutta Stendap machte während eines Vortrags deutlich: "Es geht um Haltung." Für den Unterricht konkret bedeute Inklusion: weg vom Frontalunterricht, hin zu einer größeren Öffnung. Diese Veränderung schüre bei manchem Pädagogen Ängste. Die Modellschulen betrieben Schulentwicklung, sagte Stendap.
2015 endet das Programm, das seitens der DKJS von Carolin Schmidt geleitet wird. Schulleiter Riedel wünscht sich, dass er dann nicht mehr so sehr für Integration und Inklusion argumentieren müsse. "Wir hoffen, in zweieinhalb Jahren die Stützrädchen am Fahrrad abmachen zu können", sagt er. Karl Manuel Seeger, Vater einer 15-jährigen Tochter mit Down-Syndrom, die eine Realschule plus besucht, wünscht sich, dass das Projekt dazu beitrage, dass Inklusion selbstverständlich werde und Eltern nicht mehr um alles kämpfen müssten. kat
Weitere Informationen im Internet unter www.gemeinsam-klasse.de

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