Wie macht man den Islam demokratisch?

Wie ist die Integration von Muslimen in die westliche Gesellschaft möglich? Mit dieser und der Frage nach einer Reform des Islam Richtung Demokratie beschäftigten sich auf Einladung der "Aktion 3. Welt Saar" und der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz ins Studienzentrum Karl-Marx-Haus nach Trier vier Experten.

Trier. Es ist ein schwieriger Prozess, den Islam zu demokratisieren und einzubürgern. Um diesen Prozess zu fördern, gibt es seit 2006 die Deutsche Islamkonferenz, deren Ziel es ist, den Dialog für vier Millionen Muslime in Deutschland zu führen. Darum bemühen sich Vertreter des Bundes, der Länder und Kommunen sowie der muslimischen Verbände und unabhängige muslimische Vertreter. Aber die Dialogpartner seien die orthodoxen Verbände, kritisiert Ali Ertan Toprak, zweiter Vorsitzender der Alevitischen Gemeinde Deutschlands und Mitglied in der Islamkonferenz. Den Dialog müsse man vielmehr mit den säkularen Kräften suchen und die Ausbildung "der nächsten Generation von Muslimen" dadurch erreichen, dass islamischer Religionsunterricht an Schulen von deutschsprachigen Lehrern, die an deutschen Hochschulen studiert haben, erteilt werde.

Dieses Argument unterstützt auch Klaus Beckmann. Der evangelische Pfarrer aus Homburg beschäftigt sich auch als Theologe von wissenschaftlicher Seite mit dem Dialog zwischen den drei monotheistischen Weltreligionen.

Hüseyin Kocak: "Islam ist Intoleranz"



"Die christliche Theologie bewegt sich heute in den Standards des wissenschaftlichen Diskurses. Aber wir haben so gut wie keine islamische Theologie. Man kann sicher nicht sagen, dass das Christentum mit der Demokratie im Ursprung identisch wäre." Aber das Christentum sei mit einer historisch-kritischen Lesart der Bibel bereits einige Schritte weiter als der Islam.

"Islam ist Intoleranz", kritisiert Hüseyin Kocak. Er war im Juni 2009 Kandidat der Linkspartei für das Amt des Landrats in Kaiserslautern. Aus der Partei ist er ausgetreten, weil er auch für seine kritische Einstellung zum Islam angefeindet worden ist. Vor allem die Scharia-Gesetze, die drakonische Strafen etwa für Ehebruch und Homosexualität vorschreiben, widersprechen den Menschen- und Grundrechten der westlichen Welt. "Islam bedeutet nicht Frieden, sondern Unterwerfung", sagt Kocak und fordert Aufklärung als Grundlage für eine Reform des Islam. Der Islam als Einheit von Religion und Staatsmacht müsse aufgespalten werden. "Unerlässliche Voraussetzung" für einen reformierten Islam sei es, die Scharia, den Djihad und die Prophetenüberlieferung "über Bord zu werfen", bestätigt Klaus Blees vom Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3. Welt Saar. "Eine Reform muss aus der Mitte der Muslime kommen", sagt Toprak. Konsens herrscht bei allen vier Experten darüber, dass die nicht durch die orthodoxen Verbände vertretenen in Deutschland lebenden Muslime - und das seien immerhin 80 Prozent - sich organisieren müssten, um in den Dialog miteinzutreten.

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