Windkraft statt Kohle

12,5 Millionen Euro wollen die Stadtwerke in den Bau eines Steinkohlekraftwerks der RWE investieren. Das Trierer Bündnis für erneuerbare Energien läuft dagegen Sturm. Anfang November entscheidet der Stadtrat, ob die Millionen tatsächlich in die "graue Energie" fließen werden.

Trier. Demonstrationen vor dem Rathaus, Info-Veranstaltungen für die Stadtratsfraktionen, Unterschriftenaktionen, Pressemitteilungen: Seit einem halben Jahr kämpft das Trierer Bündnis für erneuerbare Energien (Beet) mit aller Kraft gegen die Pläne der Stadtwerke (SWT), rund 12,5 Millionen Euro in den Bau eines neuen RWE-Steinkohlekraftwerks zu investieren. Mit dieser Summe wollen sich die SWT für die nächsten 20 Jahre zehn Megawatt Leistung des 1500-MW-Werks sichern, um damit rund 17 Prozent ihres Strombedarfs zu decken. "Die Preise, zu denen wir Steinkohlestrom einkaufen, sind nahezu konstant. Wir setzen auf diese konventionelle Schiene, damit wir denen, die nicht bereit sind, für Strom aus regenerativen Quellen mehr zu bezahlen, konkurrenzfähige Preise anbieten können", erklärt SWT-Vertriebsleiter Thomas Waßmuth. Michael-Ron Stallwood, Greenpeace-Mitglied und Beet-Sprecher, hält dagegen: "Will man tatsächlich was für den Klimaschutz tun, kommt eine Investition in Steinkohle-Strom nicht infrage!" Zuviel klimaschädliches Kohlendioxid werde bei der Verstromung von Kohle freigesetzt, die investierten Millionen fehlten für die Weiterentwicklung von Techniken, um regenerative Energiequellen wie Wind und Sonne konkurrenzfähig zu machen. "Außerdem würde die Investition in eigene Kraftwerke vor Ort die hiesige Wirtschaft stärken, Arbeitsplätze schaffen und unabhängig machen von der globalen Versorgungslage und schwankenden Strommarktpreisen", sagt Stallwood. Das Argument der SWT, dass das neue Kohlekraftwerk dank neuer Technik ab 2015 ohne den Ausstoß von CO{-2} betrieben werden könnte, lässt Stallwood nicht gelten: "Diese Technik ist sehr teuer und energieaufwändig, dazu kommt, dass das Klimagas dabei lediglich aufgefangen und in unterirdischen Behältern gelagert wird - das Problem wird aufgeschoben, nicht gelöst."Im November entscheidet der Stadtrat, ob die SWT-Millionen in das Kohlekraftwerk fließen dürfen. An den Ratsbeschluss ist Oberbürgermeister Klaus Jensen gebunden. Lehnt der Rat ab, muss der SWT-Verwaltungsratsvorsitzende Jensen diese Weisung umsetzen - die Trierer Teilhabe am RWE-Steinkohlekraftwerk wäre gestorben.Um den Stadtrat zu überzeugen, hat das Beet eine Unterschriftenaktion initiiert: Mehr als 2200 Trierer haben sich dafür ausgesprochen, dass die SWT darauf hinarbeiten sollen, mindestens 50 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Zurzeit macht Strom aus regenerativen Quellen nach SWT-Angaben rund 30 Prozent des Gesamtportfolio aus.Die Unterschriftenlisten werden am Freitag Oberbürgermeister Jensen übergeben. Für Samstag, 3. November, hat das Beet eine Demonstration angekündigt, die um "fünf vor 12" von der Porta Nigra zum Kornmarkt zieht. Ende Oktober soll gar eine "Stromwechsel-Party" stattfinden. "Da werden wir über die Wechselmöglichkeiten zu anderen, garantiert ökologischen Stromanbietern informieren", erklärt Philipp Jakobs von Greenpeace. Anfang November sollen weitere Unterschriftenlisten, die sich konkret gegen die SWT-Beteiligung an einem Kohlekraftwerk richten, dem Stadtrat übergeben werden.Der öffentliche Druck der Aktivisten könnte Erfolg haben: Sowohl in Bremen als auch in Bielefeld haben die lokalen Stromversorger ihre Pläne zu Neubauten von Kohlekraftwerken ad acta gelegt: In Bielefeld hatte der Stadtrat sein Veto eingelegt, in Bremen gaben die Stadtwerke laut einem Zeitungsbericht die "Kampagne der Umweltschutzorganisation Robin Wood" als Grund für ihren Rückzieher an. Wer gehört zum Bündnis? Im Trierer Bündnis für erneuerbare Energien haben sich die Umweltschutzorganisationen BUND, Nabu, Greenpeace und die Trierer Umweltinitiative zusammengeschlossen. Auch die Katholische Studierende Jugend, die Trierer Anti-Atomkraft-Initiativen "Stop-Bure" und "Maus", der Allgemeine Studierenden Ausschuss (Asta) der Universität, die Globalisierungsgegner "attac", das Multikulturelle Zentrum und mehrere Privatpersonen gehören zum Bündnis. Kontakt: Greenpeace-Büro Trier: Telefon: 0651/14577818, E-Mail: info.beet@o2online.de.

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