Winfried der Glückliche

TRIER. Winfried Weber würde mit Vornamen treffender Felix oder Fortunatus heißen. Glückliche Fügungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das berufliche Leben des Dommuseums-Chefs und Bistums-Archäologen, der als "Zugezogener" einer der prominentesten Bewohner von Ruwer-Eitelsbach ist.

Von seinen Barbarathermen-Erlebnissen erzählt Winfried Weber mit glänzenden Augen. Die Ruinen der römischen Bäderanlage waren sein Spiel- und Abenteuerplatz. Und zwar direkt vor der Haustür, seit Familie Weber in den 50er-Jahren das Wärterhäuschen bezogen hatte. Mutter Magda kümmerte sich um die Barbarathermen, Vater Vincenz fungierte als Kastellan (Aufsichtsbeamter) für andere staatliche Römerbauten in Trier. Das geschichtsträchtige Ambiente prägte den Junior nachhaltig. Bei der Heilig-Rock-Ausstellung 1959 war der damals 13-Jährige Triers wohl jüngster Fremdenführer. Mit eindeutigem Berufswunsch: "Ich wollte immer Archäologe werden. Dass mir das in meiner Heimatstadt möglich wurde, war ein einzigartiger Glücksfall." Und es sollte nicht der einzige bleiben. Weber, der nach dem Studium in Mainz und Bonn 1974 als wissenschaftlicher Assistent von Franz Ronig im Amt für kirchliche Denkmalpflege anheuerte und dort "immens viel lernte", landete vier Jahre später in gleicher Funktion beim Bischöflichen Museum. Wobei es sich, wie Weber vermutet, als "ganz und gar nicht hinderlich" erwies, dass der damalige Museumschef Theodor Konrad Kempf (1914-2004) einst ebenfalls das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium besucht hatte. Die "FWG-Connection" gipfelte schließlich in der doppelten Amtsübernahme: Seit Juli 1985 ist Weber Museumsdirektor und Bistumsarchäologe. "Wieder so eine traumhafte Sache", sinniert Kempfs Nachfolger: "Ich war nicht nur Leiter eines einzigartigen Museums. Ich durfte auch den Neubau mitplanen." Und damit das Provisorium im Altbau in der Banthusstraße beenden. Seit Mai 1988 präsentieren Dom und Bistum ihre bedeutende Sammlung mit den weltberühmten konstantinischen Deckengemälden sowie jährlich bis zu drei Sonderausstellungen im um- und ausgebauten ehemaligen Gefängnis in der Windstraße. Der Chef tanzt derweil auf vielen Hochzeiten. Spektakuläre Ausgrabungen wie auf dem Domfreihof, im Garten der Kurie von der Leyen (wo unter der heutigen Dom-Information die Reste der ersten Christenkirchen nördlich der Alpen konserviert wurden) und aktuell in St. Matthias fordern auch den Archäologen Weber in hohem Maße. Von Überbeanspruchung will der frisch gebackene 60-Jährige, der seit 2002 auch noch als Honorarprofessor für christliche Archäologie an der Uni Trier tätig ist, nichts wissen: "Ich habe das Glück, mit einem guten Team zusammen zu arbeiten. Die Kolleginnen und Kollegen bringen ein hohes Maß an emotionaler Bindung und fachlicher Kompetenz mit ein in die vielfältige Arbeit unseres Museums. Auch deshalb empfinde ich meinen Job als sehr schön und verantwortungsvoll."Entspannung bei Hausmusik

Schön und verantwortungsvoll geht es weiter: Zur Konstantin-Landesausstellung 2007 steuert das Bischöfliche Museum den Part "Der Kaiser und die Christen" bei: "Wir haben uns viel vorgenommen", kündigt Weber an, den bei der Ausstellungvorbereitung die ältere der beiden Töchter unterstützt. Mit Ehefrau Renate bewohnt Weber seit 27 Jahren "ein wahres Märchenschloss" in Ruwer-Eitelsbach. Dort findet er die notwendige Entspannung beim Flöten- und Klavierspiel ("für den Hausgebrauch") - wenn er nicht gerade an der Erweiterung seiner jetzt schon ellenlangen Publikationsliste arbeitet.

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