Winzer-Tochter als Alleinherrscherin

TRIER. Kein Fall für zwei: Triers nächste Weinkönigin Susanne Terges (23) will als "Alleinherrscherin" ohne Prinzessin den edlen Rebensaft repräsentieren. Die Krönung findet am 28. Juli statt.

Manchmal liegt das Gute ja so nah. Auf der Suche nach einer Kandidatin für das Amt der Trierer Weinkönigin tat sich Olewigs Oberwinzer Peter Terges (50) schwer - bis ihm seine älteste Tochter in den Sinn kam. Und die ließ sich nicht lange bitten. "Weinkönigin werden wollte ich schon als Fünfjährige. Am Stand meines Vaters auf der Grünen Woche bin ich immer mit Dirndl und Papp-Krone rumgelaufen", erinnert sich Susanne Terges. Dass sie jetzt tatsächlich zu weinmajestätischen Würden kommt, verdankt sie vor allem Martina Anton. Die Noch-Prinzessin verzichtet darauf, die amtierende Weinkönigin Marion Gehlen zu beerben und macht damit den Weg frei für eine neue Königin. Doch geeignete Kandidatinnen sind eine rare Spezies. So musste die Arbeitsgemeinschaft Olewiger Winzer, die traditionsgemäß Triers Weinrepräsentantin bestimmen darf, schon mehrfach auf junge Damen aus anderen Stadtteilen zurückgreifen. Frei nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn" hatten die Olewiger ihre aus eigenen Reihen stammende künftige Königin zunächst gar nicht auf der Rechnung. Denn Susanne Terges absolvierte bis August 2002 eine dreijährige Ausbildung als Diät-Assistentin in Münster und arbeitete anschließend ein Jahr lang im Reha-Zentrum Orscholz. Nach Ablauf des Vertrages wechselte sie nach Luxemburg und arbeitet abwechselnd auf Tankstellen in Dommeldange und Junglinster, "weil ich in meinem Beruf keinen Job finde". Da blieb keine Zeit, wenigstens mal ein Jahr als Prinzessin am Regentinnen-Amt zu schnuppern und sich für höhere Weihen zu qualifizieren. "Aber ich denke, ich kann auch ohne praktische Vorkenntnisse ins Amt hineinwachsen und meine Sache gut machen", zeigt sich die 23-Jährige optimistisch. Sie will zudem ohne Prinzessin antreten, muss aber keinen mangelnden Beistand fürchten: Lebensgefährte Oliver Badem will möglichst oft dabei sein, "aber selbstverständlich ganz dezent im Hintergrund. Und ich weiß, das mir die ganze Familie die Daumen drückt. Auch meine Omas Anni Terges und Eva Thul sind mächtig stolz auf mich." Rund 50 Termine, einige davon im Ausland, kommen in ihrem Amtsjahr auf die Botschafterin des Rebensaftes aus der ältesten Stadt Deutschlands zu. In Anbetracht des Tankstellen-Schichtdienstes ein hartes Stück ehrenamtlicher Arbeit, aber für Susanne Terges "kein Problem. Ich freu' mich riesig und stecke schon mitten in den Vorbereitungen". Das Grußwort fürs Programmheft zum 56. Trierer Weinfest (30. Juli bis 2. August) steht bereits, die Antrittsrede zum Krönungsabend (Mittwoch, 28. Juli, im Olewiger Klostergarten) nimmt Konturen an, und in den nächste Tagen ist Kostüm-Anprobe in Tante Elisabeth Müllers Boutique "Ma Jolie".Mit echter Krone nach Berlin

Das "helle, ins Goldene gehende Kleid" verrät viel den persönlichen Weingeschmack der designierten Majestät: "Ich bevorzuge Weißwein, am liebsten Riesling, und am liebsten lieblich. Aber natürlich nicht ausschließlich." Alles andere hätte auch verwundert, denn der Fünf-Hektar-Betrieb von Peter Terges zählt nicht zuletzt dank seiner trockenen Weißweine zu Triers meistprämierten Weingütern. Im kommenden Januar begleitet Susanne Terges erstmals nach vielen Jahren wieder ihren Vater zur Grünen Woche nach Berlin - diesmal mit echter Krone.

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