"Wir fahren bei Wind und Wetter"

TRIER. Das Psychologie-Studium verschlug Ulrich Al Amily nach Trier. Doch als nach zwei Semestern fest stand, dass das nicht sein wirklicher Traumberuf werden würde, machte sich der junge Mann mit einem Fahrrad-Kurierdienst selbstständig. Seit mittlerweile fünfzehn Jahren führt er seine "mobile Zentrale" erfolgreich mit fünf Mitarbeitern.

"Als Nächstes bitte in die Ehrangerstraße" sagt Ulrich Al Amily plötzlich mitten im Gespräch. Diese Anweisung gilt einem seiner Mitarbeiter, dem er gerade über sein am Ohr befestigtes Mikro einen weiteren Auftrag gegeben hat. Noch öfter wird er über seinen Knopf im Ohr über irgendetwas informiert und koordiniert so "nebenbei" sein Tagesgeschäft. Al Amily, dessen Name auf seinen irakischen Vater zurückgeht, aber selbst in Mannheim geboren wurde, kann mit seiner technischen Ausrüstung stets und überall Aufträge annehmen und sie an seine Mitarbeiter delegieren oder sich selbst umgehend auf sein Fahrrad schwingen. "Das ist super praktisch. Ich bin quasi eine mobile Zentrale" lacht der sportliche Mann. Seit mittlerweile 15 Jahren ist der 40-Jährige für dringende Aufträge aller Art ein gefragter Mann und erledigt zusammen mit seinem Team nicht selten bis zu 40 Anfragen an einem Tag. "Wir transportieren alles. Von Gebissen, über Kündigungen, Blumen, Druckfilme oder Disketten bis hin zu pathologischen Proben." Üblicherweise erledigt das Team des "Velo-Vite"- Kurierdienstes dieses im gesamten Trierer Stadtgebiet auf Fahrrädern, doch manchmal gehen auch überregionale Aufträge ein, die dann mit dem Roller oder Auto bewältigt werden. "Der Vorteil am Fahrrad ist einfach, dass man auch beim längsten Stau immer mobil ist. Und das kommt in Trier ja nicht selten vor." Nicht nur technisch ist Al Amily professionell ausgestattet, sondern auch, was seine Kleidung betrifft. Flache Fahrradschuhe, eine wetterfeste Hose und Jacke gehören zur Berufskleidung. "Da gibt es mittlerweile gute Sachen für jedes Wetter.Nebeneffekt: Fitness

Natürlich ist der Sommer die bessere Zeit, aber wir fahren bei Wind und Wetter" so der WahlTrierer. Außerdem sei es ein schöner Nebeneffekt, sich auch noch während der Arbeit fit zu halten und immer "irgendwie in Bewegung zu sein." Feste Aufträge wechseln sich mit ungeplanten Direktanfragen ab und machen die Arbeit so jeden Tag abwechslungsreich. Neben dem "Velo Vite" mit Sitz in der Dietrichstraße hat sich Al Amily vor kurzem noch ein zweites Standbein geschaffen. Am Bahnhof hat er das Café "Lecca" eröffnet und bietet dort neben Frühstück auch Mittagessen an. Trier ist mittlerweile die Wahlheimat des ledigen Mannes, und nur noch selten kommt es vor, dass er auf den Stadtplan schauen muss, um einen Auftrag an Ort und Stelle zu erledigen. "Natürlich kenne ich nicht alle Straßen, zum Beispiel die auf dem neuen Petrisberg, aber es ist eher die Ausnahme, dass ich nicht genau weiß, wo ich hin muss."

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