"Wir heben ab"

TRIER. Kinder lieben es, ihre Welt aus der Nähe zu erkunden und mit allen Sinnen zu spüren. Dass ihnen auch das Fach Fernerkundung viel Wissen und Spaß bringt, zeigte eindrucksvoll eine Veranstaltung der Kinderuni auf dem Campus II der Universität Trier.

"Fernerkundung, das hört sich doch irgendwie komisch an", leitet Referent Thomas Udelhoven die zweistündige Übung ein. 15 Kinder sitzen gespannt vor ihren Computern und erfahren, wie die Erde aus der Ferne per Satellit oder Flugzeug betrachtet werden kann. Doch keine langatmigen Ausführungen folgen, sondern das Austeilen von 3-D-Brillen, Stiften, Folien und Papier, mit denen die sechs- bis 14-Jährigen später heraus finden, an welchen Orten man sich nicht an erlaubte Wald-Rodungsflächen gehalten hat. Zum ersten Mal wird im Rahmen der Kinderuni die Übung "Die Erde aus dem All" angeboten. Die Nachfrage ist groß - auch die Folgeveranstaltung ist bereits ausgebucht.Große Nachfrage nach Veranstaltungen

Hochkonzentriert und sehr gut informiert zeigen sich die Jungforscher und arbeiten fleißig mit. Zunächst zeigt der wissenschaftliche Mitarbeiter Martin Schlerf, wie ein Astronaut unseren Planeten sehen kann. "Wir heben ab", heißt es, und schon verkleinern sich mit dem Computerprogramm Straßen- und Häuserzeilen, bis die Zuschauer quasi an Seite des Satelliten im Weltall den Erdball umrunden und Zeile für Zeile der Erdoberfläche abscannen. "Das ist Fernerkundung", sagt Schlerf. Bilder von Überschwemmungen folgen sowie Aufnahmen der extrem gewachsenen Stadt Las Vegas. Und natürlich vom brasilianischen Regenwald, dessen Aufnahmen klar zeigen, wo er abgeholzt ist und Waldboden sichtbar wird. "Mit diesen Fotos kann man Naturgefahren beobachten", erklärt der Diplom-Geograf und zeigt Bilder von den Galapagos-Inseln und dem Ätna. "Überrascht" ist er von den aktiven Kindern. "Die wissen verdammt viel!" Nun geht es an die praktische Arbeit. Es gilt, mit Hilfe der 3-D-Brillen auf einem Luftbild Triers Entfernungen zwischen Baudenkmälern zu messen. Udelhoven und Schlerf haben alle Hände voll zu tun, die jüngeren Mini-Studenten an den Computern zu unterstützen. Doch ein paar Cracks brauchen für ihre Aufgaben nur einen Wimpernschlag. Und eigentlich noch nicht einmal das Luftbild auf dem Computer. Der zehnjährige Benedikt etwa weiß sowieso aus dem Kopf, wie lang die Konstantin-Basilika ist. Anschließend schauen sich die Kinder ein Langzeit-Satellitenfoto der Mosellandschaft an. "Alles was hell ist, ist warm. Und alles was dunkel ist, ist kühl", erklärt Franz und zeigt auf dem Bild Häuserbebauung und Gewässer. Zum Schluss gibt es Informationen zum Kahlschlag im kanadischen Forst. Mit Hilfe der Daten der Fernerkundung lassen sich Kahlschlagsflächen erkennen. Detektivisch sind die Kinder Umweltfrevlern auf der Spur, die außerhalb des erlaubten Terrains Bäume abgeholzt haben. Dieser Programmpunkt ist nicht nur etwas für die Computerfreaks, er fesselt auch jüngere Kinder. Durchweg positive Stimmen der Kinder werden nach der Übung laut. Sie haben nicht nur viel gelernt, sondern waren auch aktiv in die Veranstaltung eingebunden. Auch Thomas Udelhoven zieht ein positives Resüme. "Das macht ja auch Spaß", sagt der junge Vater.

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