"Wir können nur beten"

TRIER. Die tödlichen Flutwellen in Südasien trafen am Sonntagabend Touristenzentren, in denen mehr als 6000 deutsche Urlauber die Feiertage verbrachten. Reisebüros in Trier machen sich Sorgen um Kunden in der Krisenregion, nach zwei Reisenden wird zur Zeit fieberhaft gesucht.

<Ulrich Fichtenberg von "Nix wie weg" hat den Kontakt zu einem Reisenden in Thailand verloren. Dort werden verletzte Urlauber mit Helikoptern aus den von den Flutwellen betroffenen Gebieten geflogen Foto: Jörg Pistorius,dpa>Jeanette Hellwig, Inhaberin des gleichnamigen Tui-Reisecenters in Trier, hat den Kontakt zu einem Reisenden verloren, der zurzeit in Thailand unterwegs ist - in der Region, die von den riesigen Wellen getroffen wurde. "Wir wissen nicht, wo er sich befindet. Wir wissen auch nicht, ob er zu den Opfern gehört oder ob es ihm gut geht", sagt sie. "Alle Versuche, Verbindung mit ihm aufzunehmen, sind bisher fehlgeschlagen." Die Reiseexpertin wirkt sehr betroffen. Kein Wunder: "Der Mann ist ein guter Freund von mir." Der Vermisste ist in Eigenregie unterwegs, er hat keine Pauschalreise gebucht. Hellwig: "Das macht es natürlich noch schwerer, ihn aufzuspüren."Alle Kontaktversuche fehlgeschlagen

Auch Ulrich Fichtenberg vom Reisebüro "Nix wie weg" in Trier hat einen Kunden, der sich im Süden Thailands aufhält. Dort haben die Wassermassen ganze Orte weggerissen. "Dieser Mann ist ein sehr erfahrener Asien-Reisender", sagt Fichtenberg. "Er kennt die Region sehr gut. Wenn es Anzeichen für die nahende Katastrophe gegeben haben sollte, dann hat er sie erkannt und sich im Landesinneren in Sicherheit gebracht." Doch bisher sind alle Versuche fehlgeschlagen, einen Kontakt herzustellen. "Das kann natürlich auch daran liegen, dass die Flut das Kommunikationsnetz zerstört hat", ergänzt Fichtenberg."Nix wie weg" hat bereits Erfahrung mit Katastrophen in normalerweise paradiesisch schönen Urlaubsregionen gemacht. Als die Stürme "Ivan" und "Jeanne" im September den US-Bundesstaat Florida verwüsteten, hielten sich dort 26 Kunden des Trierer Reisebüros auf. "Ich habe vier Wochenenden komplett durchgearbeitet und hatte praktisch keine ruhige Minute", erinnert sich Fichtenberg. "Das war die Hölle.""Wir hatten Glück", meldet Birgit Moritz von "Arche Noah Reisen" Trier. "Viele unserer Kunden haben sich für Ko Samui und Pattaya entschieden." Pattaya ist eine Touristen-Hochburg im Süden Thailands, die Insel Ko Samui liegt im Golf von Thailand. Beide Ziele liegen nördlich der von der Flut betroffenen Insel Phuket."Reisen nach Südasien sind im Dezember sehr gefragt", informiert Verena Feinen vom Reisebüro Thomas Cook in Trier. "Für Thailand ist momentan Hauptsaison. Wir stornieren bis Jahresende kostenlos alle gebuchten Reisen in diese Region und in die anderen von den Flutwellen betroffenen Gebiete." Große Sorgen macht sich auch das Team vom Karstadt-Reisebüro Trier. "Wir haben einige Kunden in den verschiedenen Katastrophenregionen", sagt Manuela Loch. "Es ist uns noch nicht gelungen, einen telefonischen Kontakt herzustellen.""Ich habe große Angst." Surakiart Surpasturpong (28) ist in Süd-Thailand aufgewachsen und kam im Alter von acht Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Vater und Onkel besitzen drei Restaurants im Großraum Köln-Bonn. Surpasturpong hat unter anderem in Trier studiert und arbeitet heute als Reiseleiter. "Mit einer Katastrophe dieser Größenordnung hat niemand gerechnet. Es gibt deshalb keinen wirksamen Schutz gegen derart gewaltige Flutwellen", sagt Surpasturpong. Viele seiner Verwandten und Freunde arbeiten für Hotels und Tourismus-Betriebe auf Phuket. "Wir wissen nichts von ihnen. Wir können nur beten."

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