"Wir kommen 2006 wieder nach Trier"

TRIER. An der fünf Kilometer langen Zugstrecke stehen die Zuschauer auf beiden Straßenseiten dicht an dicht. Sie feiern den Rosenmontagszug und damit die größte Open-Air-Party der Römerstadt. Möglich machen es 1500 aktive Karnevalisten, die jede Menge Zeit und Energie in dieses Großprojekt investieren.

Das Wetter und alkoholisierte Randalierer können aus einem präzise vorbereiteten Umzug ein Debakel machen. Gegen das Wetter sind die Organisatoren machtlos, doch nach dem Tumulten an Weiberfastnacht ist die Polizei auf Randalierer vorbereitet. Vor den Zuschauerreihen tauchen entlang der Zugstrecke immer wieder freundliche Ordnungshüter auf. Hinter den Reihen, den Blicken des jubelnden Volkes zum größten Teil entzogen, stehen Beamte der Bereitschaftspolizei. Die zu ihrer Ausrüstung gehörenden langen Knüppel sind keine Karnevalsutensilien. Doch kein einziger Knüppel wird auch tatsächlich eingesetzt werden, denn Trier hat am Rosenmontag zweifaches Glück. Der Schnee wartet bis zum Ende des Zuges, die Randalierer bleiben zu Hause. "Ich glaube, heute wird alles reibungslos laufen. Ich habe ein gutes Gefühl." Nik Herzer - sein schwarzer Vollbart ist eines der Markenzeichen der direkt hinter der Zugleitung marschierenden Eurener Koobengarde - soll Recht behalten. Der Zug setzt sich pünktlich in Bewegung, die große Party beginnt in der Saarstraße. Triers Weinkönigin Susanne Terges fährt im Jeep der Zugleitung mit und grüßt ihre jubelnden Untertanen. Die Trierer und ihre Gäste feiern den Umzug mit einer Begeisterung, die auch Karnevals-Skeptiker mitreißt. Alle Teilnehmer werden bejubelt. Große Wagen wie die der Eintracht, der KG Heuschreck oder der Trierer Stampers mit ihrem überdimensionalen Nashorn werden ebenso mit Jubelstürmen belohnt wie die tapfer der Kälte trotzenden Escher Majoretten oder der Rollstuhl-Fahrer Reinhold Larisch - ein Stammgast des Rosenmontagszugs. Mit dabei ist auch der Trierer Bobby Johannes Schneider, der seit fast elf Jahren in der historischen Uniform eines englischen Ordnungshüters in der Innenstadt auf Streife geht. Er sitzt auf einem Einrad und muss deshalb auf der gesamten Strecke um sein Gleichgewicht kämpfen. Die genaue Zahl der Menschenmassen an den Straßenrändern ist wie immer schwer zu ermitteln. Doch auch in diesem Jahr ist jeder Befragte davon überzeugt, man hat einmal mehr die 100 000 geknackt. "Der Trierer Umzug muss sich nicht verstecken", sagt Franz Grundmann, der auch den Straßenkarneval in Köln und Mainz seit 30 Jahren kennt. "Es ist in Trier immer sehr deutlich, wie viel Herzblut in diesem Umzug steckt." Begeistert sind auch Anja Zentes und Marion Reichert, beide 17. "Hier marschieren eben keine hohen Funktionäre im prachtvollen Kostüm, die sich einmal im Jahr einbilden, sie hätten Humor", sagt Anja, heute als Bienchen unterwegs. "Hier sieht man, wie die Leute sich reinhängen", ergänzt Marion. "Deshalb kommen wir auch 2006 nach Trier."

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