"Wir müssen uns wehren"

TRIER. Morgenstund hat Schock im Mund. Eine Abordnung von Gewerkschaftern empfing zum Auftakt der TV-Brennpunkte-Bereisung das Bundestagskandidaten-Quintett am Hauptbahnhof mit einer schlechten Nachricht. Demnach will die Bahn ab Anfang 2006 zehn Arbeitsplätze beim Bahnhofsmanagement streichen.

Das hatte sich Bernhard Kaster ganz anders vorstellt. Der selbst ernannte "bahnpolitische Einzelkämpfer für die Region" verkündet seinen jüngsten Erfolg auf druckfrischen Wahlplakaten: "Trier wird ICE-Stadt." Doch statt Schulterklopfen erntete der CDU-Mann am Samstag auf dem Bahnhofsvorplatz bange Blicke von Eisenbahnern. Ein Dutzend Kolleginnen und Kollegen haben Transnet-Gewerkschaftssekretär Dieter Mohr und der Trierer GDBA-Chef Bertold Neises als Empfangskomitee für die fünf Bundestagskandidaten zusammengetrommelt. Die schlechte Nachricht vom drohenden weiteren Personalabbau bei der Bahn verfehlt ihre Wirkung nicht. "Das kann und darf nicht sein", erklärt der sichtlich überraschte Bernhard Kaster. "Ich werde dem nachgehen. Wir müssen uns wehren", stimmt er den Gewerkschaftern zu. Zehn der 25 Stellen beim Bahnhofsmanagement will die DB nach Gewerkschafts-Informationen streichen, darunter auch die der Bahnhofsmanagerin. "Dann haben wir zwar eine ICE-Verbindung, aber keinen Service mehr in Trier", schildert Dieter Mohr die drohenden Folge des Personalabbaus. Auch der Info-Stelle in der Bahnhofshalle (Service-Point) drohe das Aus. Ein Schlag ins Kontor für alle Bemühungen, den Bahnhof attraktiver zu machen und damit auch das angekratzte DB-Image aufzupolieren. Einen florierenden Schienenverkehr haben sich alle fünf Kandidaten auf die Fahnen geschrieben. Christoph Pitsch (FDP) sieht sich in einem wichtigen Punkt auf einer Linie mit Corinna Rüffer (Grüne). Beide fordern nebst Einbeziehung ins europäische Liniennetz den Ausbau der Regionalbahn und finden in Albert Schtschepik einen Verbündeten: Der erblindete Linkspartei-Bewerber schildert aus seiner Erfahrung als "Zwangskunde" die Notwendigkeit, Behinderten Mobilität zu ermöglichen. Das unausweichliche "Wer tut mehr für die Schiene?"-Duell der beiden Abgeordneten findet auch noch statt, aber nur auf kleiner Flamme. Kaster bezeichnet sich als Vater aller Errungenschaften. Karl Diller (SPD) macht eine andere Rechnung auf: Die Bundesregierung, der er als Staatssekretär angehört, habe die Strecke Trier - Luxemburg in die höchste Dringlichkeitsstufe aufgenommen und stelle 40 Millionen Euro bereit, um sie fit zu machen für Neige-Technik. Allerdings gibt es derzeit noch keine Planung. Verbesserungen sind demnach nicht vor dem Jahr 2010 zu erwarten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort