"Wir schützen das Kind mit der Frau, nicht gegen sie"

TRIER. (gsb) Mit dem Rückzug der Caritas und des Sozialdienstes Katholischer Frauen aus der Schwangerschaftskonfliktberatung vor zwei Jahren hat das Diakonische Werk sein Beratungsangebot weiter ausgebaut. Das Fazit: "Unsere Stellen sind angenommen worden."

Seit rund 20 Jahren ist das Diakonische Werk in Trier schon Anlaufstelle für Frauen in Notlagen - vor zwei Jahren kamen weitere Außenstellen in Daun, Wittlich und eine gebündelte Stelle für Thalfang/Hermeskeil/Morbach hinzu. Insgesamt fünf anerkannte Fachberaterinnen leisten für das Diakonische Werk die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung. "Wir haben bei Null angefangen", beschreibt der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, Bernd Baumgarten, das neue Beratungsangebot. Zum Beispiel in Wittlich: Im Jahr 2002 wurden dort 73 Konfliktberatungen durch geführt - erheblich mehr als im Jahr zuvor. Gleichwohl entschlossen sich einige Frauen nach der Konfliktberatung für das Austragen des Kindes. Manche nahmen in Wittlich das Angebot wahr, sich in schwierigen Situationen durch die Schwangerschaft begleiten zu lassen. "Entsprechend der gesetzlichen Vorgabe werden unsere Beratungen zum Schutz des ungeborenen Lebens und ergebnisoffen ausgelegt", sagt Bernd Baumgarten. "Die letzte Entscheidung fällt die Frau, nicht die Beraterin. Wir beeinflussen die Frau nicht." Die Beraterinnen geben soziale und rechtliche Hinweise darüber, was die Frau in ihrer Notlage machen kann. Zum Beispiel können sie auf die finanzielle Hilfe der Bundesstiftung Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens hinweisen. Oder auf Unterstützung in der Anschaffung von Baby-Erstausstattung und den landeskirchlichen Härtefond. Hilfreich ist die Vernetzung der verschiedenen Beratungsangebote des Diakonischen Werkes, wie der Schuldner- oder Suchtberatung. "Wir schützen das Kind mit der Frau, nicht gegen sie", nennt Baumgarten eine Maxime der evangelischen Beratung. "Als Kirche haben wir eine gesellschaftspolitische Verantwortung, Frauen in Konfliktsituationen als Ansprechpartner zu dienen." Einen weiteren Schwerpunkt setzt das Diakonische Werk mit sexualpädagogischen Maßnahmen und regelmäßigen Frauengruppen.Von 115 besuchen nur zehn die Konfliktberatung

115 Klienten sprachen im vergangenen Jahr in der Trierer Beratung für Schwangere vor, davon waren nur zehn in der Konfliktberatung. Das sei ein "traditionelles" Ergebnis, sagt Baumgarten. Die meisten Frauen gingen in Trier zu Pro Familia, der zweiten Beratungsstelle in der Stadt, die den erforderlichen Beratungsschein für einen Schwangerschaftsabbruch ausstellt. Steigende Zahlen verbuchte die Trierer Beratungsstelle des Diakonischen Werkes bei Sozialberatungen und Anfragen zu Stiftungsanträgen. Und entspricht damit offenbar einem bundesweiten Trend: Schwangerschaftsabbrüche sind im vergangenen Jahr in Deutschland um 3,4 Prozent gegenüber 2001 gesunken. Rheinland-Pfalz liegt bundesweit an letzter Stelle. Die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung des Diakonischen Werkes in Trier ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Telefon: 0651/20900-53.

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