"Wir sind gegen eine Teerpiste durch unsere Gärten"

TRIER-KÜRENZ. Gar nicht gut zu sprechen auf die Stadt sind Anwohner der Straße Am Grüneberg sowie Hobby-Gärtner der gleichnamigen Kleingartenanlage. Der Grund für den Bürgerunmut sind Planspiele der Stadt für die Umgehung Kürenz. Die unmittelbar Betroffenen fühlen sich als die Verlierer, falls das Projekt realisiert wird.

Willy Schmaus, der älteste aktive Kleingärtner der Gartenanlage "Am Grüneberg" könnte noch mit einem blauen Auge davon kommen, wenn die städtischen Planungen der Variante "Grüneberg-Lösung" bei der Umgehung Kürenz tatsächlich Wirklichkeit werden. Schmaus' Garten scheint zum jetzigen Zeitpunkt nur am Rande betroffen. "Ich fühle mich wohl hier. Hätte ich den Garten nicht mehr, könnte ich nur noch daheim auf dem Balkon sitzen", erzählt der 83-jährige Trierer mit trauriger Stimme. Nicht nur sein Schicksal, sondern auch das seiner Kollegen sei ihm wichtig. "Wir verstehen uns untereinander prächtig." Der seit über 50 Jahren aktive Kleingärtner ist einer von rund 80 Zuhörern beim Info-Abend für Gartenpächter und Anwohner des betroffenen Bereichs im Gasthaus Kordel in der Nellstraße. Aufgeschreckt von den Verkehrsplanungen der Stadt Trier für die Umgehung Kürenz (der TV berichtete) hat der Unterbezirk Trier (325 Mitglieder) der Kleingärtner-Vereinigung "Bahn-Landwirtschaft" (General-Pächter aller 87 Gartenanlagen im Eigentum der Bahn AG mit einer Fläche von insgesamt 249 Ar) zu dem Informationsaustausch gebeten. Gartenpächter und Anwohner sind aufgebracht bei dem Reizwort "Umgehung", sehen sie doch ihre Felle wegschwimmen, sollten die Planungen in die Tat umgesetzt werden: 15 bis 20 Kleingärtner müssten um die Existenz ihrer Anlagen fürchten, erläuterte Vereinsvorsitzender Klaus Mock und stellte, begleitet von lautem Applaus, unmissverständlich klar: "Wir sind gegen die Teerpiste durch unsere Anlage." Mit Ruhe und Beschaulichkeit sei es dann vorbei. Der sich entladende Zorn landete bei Baudezernent Peter Dietze, aber auch Oberbürgermeister Helmut Schröer bekam nicht die besten Noten. Politiker waren zu dem Treffen nicht gebeten worden. Niemand fahre mit seinem Auto raus aus der Stadt, um anschließend wieder stadteinwärts zu fahren, sagte Richard Haas, Sprecher der Bürgerinitiative "Lebenswertes Kürenz." "Eine total unsinnige Lösung", pflichtet Migel Lliteras bei, "was Dietze macht, ist ein Trauerspiel." Die Verkehrsprobleme nähmen nicht ab, sondern würden nur verlagert werden, heißt es durch die Bank bei den Anwesenden. Folge: Auch andere Stadtteile bekämen dies zu spüren. "Die Bürger sind mal wieder die Gelackmeierten" und würden ganz zum Schluss nur per Zufall von den städtischen Planungen erfahren. "Wir sollten nicht länger warten, sondern die Dinge direkt angehen", fordert Hildegard Adams. Klaus Mock: "Als nächstes gehen wir von Haus zu Haus, um Unterschriften zu sammeln."

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