Wirksame Beruhigungspille

TRIER. Starker Andrang beim Tag der offenen Baustelle an den Kaiserthermen: Insgesamt etwa 400 Interessierte ließen sich am Sonntag über den Stand der Bauarbeiten des neuen Entréegebäudes informieren. Die Image-Aktion des Landes für das umstrittene Projekt fruchtete offenbar: Zahlreiche Teilnehmer zeigten sich hinterher beruhigt.

Die Aktion roch zwar nach Aprilscherz, war aber sehr ernst gemeint. Mit dem Tag der offenen Kaiserthermen-Baustelle versuchte das Land gestern das nachzuholen, was nach dem Empfinden zahlreicher Trierer bisher deutlich zu kurz gekommen war: der Öffentlichkeiten zeigen, was und warum zwischen Palastgarten und Kaiserthermen-Palästra gebaut wird."Keine Gefahr für Weltkulturerbe-Status"

Seit Ende 2003 steht fest: Das Architekturbüro Oswald Mathias Ungers (Köln) und Landschaftsarchitekt Bernhard Korte (Grevenbroich) als Gewinner eines anonymen Wettbewerbs gestalten im Auftrag des Landes ein Entrée für die Kaiserthermen. Alles in allem sechs Millionen Euro investiert Mainz, um das Römergemäuer aus dem 4. Jahrhundert endlich angemessen zu präsentieren und in ursprünglicher imperialer Dimension erfahr- und erlebbar zu machen. Ein sinnhaftes Anliegen, von dem man beim Land allerdings wohl glaubte, es bedürfe keiner Öffentlichkeitsarbeit. Seit Sommer 2005 wird gebaut - und die Trierer fühlen sich übergangen. "Ja, wir haben zu wenig getan, um zu erklären, was wir vorhaben", räumt Thomas Metz, Chef der Landeseinrichtung Burgen, Schlösser, Altertümer (BSA), freimütig ein. "Im Dialog Befürchtungen abbauen und falsche Wahrnehmungen entkräften" lautete seine für den Tag der offenen Baustelle ausgegebene Devise. Mit Metz standen gestern Ungers-Bauleiter Stefan Zeltwanger, Landschaftsarchitekt Korte, Julius Brenner vom Landesmuseum sowie Klaus Marx und Otmar Gilz vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) Rede und Antwort. Das rege Interesse bestätigte den Nachholbedarf an Information aus erster Hand, der viele Wogen zu glätten vermochte. "Die Info-Veranstaltung hat mich in vielfacher Hinsicht schlauer gemacht und beruhigt", sagte beispielsweise Gästeführer Heinz Fischer (61). "Es ist schwer, Trier-Besuchern zu erklären, was die Betongebilde am Palastgarten sollen, wenn ich es selbst nicht weiß. Nun bin ich sicher, dass hier etwas Sinnvolles und Vernünftiges entsteht." Auch Trudel Heyer-Krisam (75) sieht ihre "schlimmen Befürchtungen nicht bestätigt. Ich bin beruhigt, dass die Sichtverbindung vom Palastgarten zur Thermenruine erhalten bleibt." Christel Kreber (66) hingegen fühlt sich in ihrer positiven Auffassung bestätigt: "Ich empfinde Ungers'-Architektur als wirkungsvollen und angenehmen Kontrast zu den Thermen und im Zusammenwirken als sehr gut gelungene Kombination." Nach dem Geschmack von Anne Grandjean (63) mit allerdings einem Schönheitsfehler: "Der Aussichtsturm an der Stadtmauer ist von der Grundidee her eine gute Sache. Aber ich hätte mir gewünscht, er wäre filigraner und weniger wuchtig ausgefallen." Diejenigen, die glaubten, es bleibe bei nüchterner Betonarchitektur, konnten aufatmen. Die eigens zum Baustellentag als Vorzeigemuster aufgemauerte Ziegelverkleidung beruhigte zahlreiche Gemüter: "Das sieht hinterher ja ganz gut aus." Das Entree-Gebäude soll im September in Betrieb gehen. Die Befürchtungen des Trierer Grünen-Landtagsabgeordneten Reiner Marz, die Kaiserthermen könnten ihren Status als Weltkulturerbe-Denkmal verlieren, teilt Metz nicht: "Die Unesco war von Beginn an über unsere Planungen informiert. Sämtliche Denkmalfachbehörden waren von Beginn an mit im Boot."

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