Witzig-Wortgewaltige im Wettstreit

TRIER. Sprache ist Verständigung. Verständigung heißt Verstehen. Und die Trierer sollen sich noch besser verstehen. Denn der Verein "Palais" möchte den "Poetry Slam" in Trier mit verschiedenen Aktionen noch präsenter machen. Unter anderem sollen auch Schüler davon profitieren.

Für die einen ist es "Seelen-Striptease", für die anderen höchste Sprachkunst. So einfach und doch so clever, so lustig und doch so ernst, so locker und doch so tiefgründig präsentiert sich manch ein Slam-Künstler auf der Bühne der Trierer "produktion" am Stockplatz. Und er ist damit nicht allein. Immer mehr wortwitzige, unterhaltsame, auch sensible und schüchtern scheinende Leute aus der ganzen Republik, aus Europa und den USA zieht es mit ihren poetischen Werken oder komödiantischen Einlagen auf die Bühne in Trier. Warum? Weil sich Trier inzwischen zu einer Slam-Hochburg gemausert hat. Mit ihren zweimal im Monat stattfindenden Slam-Events, einmal dem Comedy- und ein anderes Mal dem Poetry-Slam, hat der Palais e.V. eine Szene in Trier in Bewegung gesetzt, die viele verschiedene Charaktere anspricht. Im Publikum sitzt so der 20-jährige Student neben der 70-jährigen Rentnerin und dem Familienvater. Sie entscheiden jeweils per Applaus, welcher Künstler an diesem Abend - ob nun professionell oder selbst dazu ernannt - ihre Gunst und den Einzelsieg gewinnt. Seit rund zwei Jahren arbeiten vor allem Peter Stablo, Leiter des Bereichs Kultur und Kommunikation beim Verein "Palais", und seine Kollegin Kerstin Rubas an dem Erfolg der Trierer Slam-Szene. "Es ist eine Arbeit, die großen Idealismus voraussetzt", sagt Peter Stablo. An die kontinuierliche Slam-Begeisterung hätten die beiden vorher nie geglaubt. Und sie machen sich weiter Gedanken. Der Slam-Trend soll nun ausgedehnt werden. "Wir haben das Problem, dass bei unseren Slam-Events kaum mehr original Trierer auftreten", sagt Stablo. Um die stadteigenen Ressourcen zu fördern, wollen sie nun das Thema noch präsenter machen. Zum Einen findet am kommenden Wochenende, am Freitag, 19., und Samstag, 20. Mai, ein Uni-Workshop zum Thema "Poetry-Slam" statt. Am Samstagabend um 20 Uhr präsentieren dann die neuen Sprachkünstler das Ergebnis ihrer kreativen Tage in der "produktion". Bereits erfolgreiche Slammer treten am 17. Juni bei der Trierer Stadtmeisterschaft in der "produktion"auf. Sie kämpfen dabei um den Karl-Marx-Preis. Dort wird auch das erste Trierer Poetry-Slam-Buch "Verbum Varium Treverorum" vorgestellt. Ebenfalls demnächst soll das Projekt U-20-Slam vorangebracht werden. "Wir haben vor, auch Schüler und Lehrer an das Thema heranzuführen", sagt Stablo. Daher werde es schultypübergreifende Workshops geben. "Da sollen Hauptschüler mit Realschülern und Gymnasiasten zusammenarbeiten und jeweils voneinander profitieren." Und Kerstin Rubas ergänzt: "Wir sehen den Slam auch als Mittel der Gewaltprävention, ähnlich wie das HipHop-Mobil, das durch Berlin fährt." Kulturell angehaucht soll es beim Quattropolen-Slam zugehen, der für das Jahr 2007 anvisiert ist. Zusammen mit den Städten Metz, Saarbrücken und Luxemburg soll es ein international ausgerichtetes und zweisprachiges Slam-Event geben. Für den U-20-Slam sowie das Quattropolen-Vorhaben fehlen dem Palais noch die Zusagen öffentlicher Träger. "Das Interesse ist allerdings schon da", zeigt Stablo sich optimistisch. Der Comedy-Slam findet an jedem ersten, der Poetry-Slam an jedem dritten Samstag im Monat in der "produktion" am Stockplatz statt.

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