Witzig, spritzig, scharfsinnig

Wozu sind Männer- und Frauenklischees da? Um sie richtig durch den Kakao zu ziehen. Genau das hat das Kölner Kabarett-Trio "Männerkulturen" in einer originellen und spritzigen Show mit dem Titel "Ich, ich, ich" in der Tufa getan und 250 Zuschauer restlos begeistert.

Trier. Sobald Peter Frohleiks, Tobias Willmann und Theao Vagedes zu Reggae-Rhythmen auf die Bühne tanzen, ist klar: Mit ihrem verschmitzten jungenhaften Charme, ihrem tänzerischen und pantomimischen Talent sowie mit hundertprozentiger Pointen-Trefferquote verbannen sie andere Boygroups in ein Schattendasein. Umso mehr, als sie diese Stärken einsetzen, um das Typische am "Boy" beziehungsweise Mann gründlich auf die Schippe zu nehmen. Der Mann, das parodierte Wesen

Angefangen von seiner Bescheidenheit, schon im Sperma-Stadium: "Ich bin Gott", über die vielfältigen Krankheiten, mit der die Krone der Schöpfung zu kämpfen hat: Putz-Legasthenie, Testosteron-Thrombose, Kochkomplex oder Vertrauensallergie, bis hin zur Midlife-Crisis. Dabei werden nur zu gerne Klischees, von der Kultstätte Hobbykeller bis zu zwischengeschlechtlichen Kommunikationshürden bemüht: Sie: "Küss mich, wo es am schönsten ist." Er: "Wie, heute noch nach Bottrop?" Doch all das ist in Parodie, Gesang, szenisches Spiel oder Vortrag so witzig und abwechslungsreich verpackt, dass es nicht nur originell und höchst unterhaltsam wirkt, sondern auch den Wiedererkennungswert steigert. Da gibt es Choreographien, in deren Verlauf ein Trolley zum Rasenmäher oder Presslufthammer mutiert, oder die Bohrmaschine zur "Bonanza"-Melodie Symbol archaischer männlicher Freiheitsträume wird. Es gibt den klassischen Rollentausch - in Frauenperücken persiflieren die Drei "beste Freundinnen", die lästern und Geheimnisse weitertratschen. Aber in die Gefahr, auf Abgegriffenem hängen zu bleiben, gerät das Programm nie, zumal es mit ironischen Seitenhieben auf Demokratieverständnis in Europa oder Doppelmoral in der Kirche politischen Gehalt hat. Am schönsten jedoch und vom Publikum mit stürmischem Applaus gefeiert, sind die Geschlechterklischees, die zum finalen Höhepunkt in einer Hommage an den spirituellen Mittelpunkt des Mannes, den Kasten Bier, gipfeln. Nach diesem Abend wird sicher ein Geheimnis die Runde machen: Dass sich ein Abend mit "Männerkulturen" absolut lohnt.

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