Wo 20 000 Bienen lauern

PFALZEL. Ein Schwarm Bienen sorgte am Montagnachmittag rund drei Stunden lang für Aufregung im Stadtteil Pfalzel. Vor allem Mütter kleinerer Kinder waren verunsichert, da sich die summende Wolke an einem der Hauptwege zum und vom Kindergarten sowie unweit eines Spielplatzes versammelt hatte.

Aus einiger Entfernung und auf den ersten Blick hin sah es aus wie eine dichte, aufgewirbelte Staubwolke. Beim Näherkommen war ein lautstarkes Summen und Surren zu vernehmen. Und der "Staub" wirbelte auch nicht einfach so in der Luft herum, sondern wogte in Kreisen über den Platz vor dem Pfalzeler Feuerwehrhaus in Richtung der hohen Birke. Sind das Bienen? Wespen? Oder gar Hornissen? Im nahe gelegenen Kindergarten trafen besorgte Mütter ein, die sich mit ihren Kindern nicht mehr durch die fliegende Wolke trauten. Was könnte gegen die Insekten-Invasion getan werden? Ein Anruf beim Städtischen Ordnungsamt führt schnell auf die richtige Spur. Rudolf Grundhöfer betont zwar, dass das Amt eigentlich für Fang oder Beseitigung von Insekten nicht zuständig sei. Aber er vermittelt in kürzester Zeit den Kontakt zu einem Namensvetter und Imker. Kurz vor 16 Uhr trifft Klaus Grundhöfer aus Ruwer ein. Inzwischen ist von Bienen, Wespen oder sonstigem Getier kaum noch eine Spur. Nur bei genauem Beobachten schwirren über einer Buchenhecke vereinzelte Tiere. Dem erfahrenen Imker ist die Sachlage sofort klar: "Die Bienen haben sich in der Hecke niedergelassen." Und mit einem gezielten Griff legt er eine gewaltige Insekten-Traube frei.Das "Pfalzeler Völkchen" wohnt jetzt in Ruwer

Auf 15 000 bis 20 000 Tiere schätzt Klaus Grundhöfer den Schwarm. Bis etwa 24. Juni noch sei die Hauptzeit des Bienenflugs. Da komme es durchaus vor, dass sich ganze Schwärme auf die Reise begeben, wenn es der Königin nach einem Ausflug zumute ist. "Allerdings fliegen alte Königinnen nur in kürzesten Strecken", informiert Imker Grundhöfer. Eine junge, noch nicht begattete Bienen-Chefin könne jedoch durchaus sechs bis sieben Kilometer weit fliegen. Dagegen, so erklärt der Fachmann weiter, treten die weitaus aggressiveren Wespen nie in derart großen Schwärmen auf. Außerdem fliegen sie verstärkt erst Anfang bis Mitte August. Seit 1966 besitzt Klaus Grundhöfer Bienenvölker. Nachdem sein Bestand im vergangenen Jahr einer Krankheit zum Opfer gefallen war, hat der Bienenfreund noch zwei neue Völker "für den eigenen Honigbedarf". Das Pfalzeler Völkchen wird er nun mitnehmen. Dazu zieht der 73-Jährige zunächst einmal seine Ausrüstung an: Netzhelm, Gummihandschuhe und Armschutz. Er stellt eine Holzkiste auf, schneidet den behangenen Buchenast ab, schüttelt mit einem festen Schlag die Bienen ab und klappt den Deckel zu. Im Nu kommt wieder Bewegung in die Insekten. Jetzt ist Geduld gefragt. Durch einen kleinen Schlitz im unteren Kistenteil krabbeln die Tierchen - angelockt vom Geruch ihrer Königin - ins Innere. Zur Beruhigung und Abkühlung bespritzt Imker Grundhöfer die aufgeregte Truppe ab und zu mit etwas Wasser. Nach eineinhalb Stunden ist der Schwarm so gut wie im Kasten. Die noch vereinzelt herum fliegenden Bienen werden ohne Königin bald sterben. Der Rest aber wird im Grundhöferschen Garten ein neues Zuhause finden. Und in Pfalzel können Mütter und Kinder wieder ohne Angst vor Bienenstichen zu Spielplatz und Kindergarten gehen.

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