Wo "Putzi" ihren Frieden findet
TRIER. Neben dem Trierer Tierheim legte der Tierschutzverein vor gut einem Jahr einen Tierfriedhof an. Es ist der einzige in der ganzen Region. Rund 30 Haustiere haben dort inzwischen ihre letzte Ruhe gefunden.
",Putzi‘ war ein kleiner Findling, mit der Puppenflasche haben wir ihn aufgepäppelt", erinnert sich Marie-Louise Groß. 15 Jahre gehörte das gescheckte Kätzchen zur Familie. Vor gut einem Jahr mussten seine Besitzer dann von ihm Abschied nehmen: ‚Putzi‘ litt unter Diabetes, ihr Gesundheitszustand hatte sich rapide verschlechtert. "Wenn es zu Ende geht, fragt man sich‚ wohin mit dem kleinen Körper", sagt Marie-Louise Groß. In die Mülltonne? Undenkbar und außerdem verboten. Irgendwo vergraben? Das Bestatten auf dem eigenen Grundstück ist erlaubt, wenn es sich nicht um ein Trinkwasserschutzgebiet handelt. Aber wenn man wie Marie-Louise Groß zur Miete wohnt, kommt diese Möglichkeit nicht in Frage. Blieben noch die Übergabe in eine "Tierkörperbeseitigungsanlage" oder an einen Tierbestatter. Auch das waren für die Katzenliebhaberin keine Alternativen. "Da las ich im Trierischen Volksfreund vom neuen Tierfriedhof des Tierschutzvereins, nahm Kontakt auf und schloss einen Pachtvertrag ab." Neben der preiswerten Finanzierung hat sie auch die ruhige und verkehrsgünstige Lage davon überzeugt, dass dies der geeignete Ort für "Putzis" letzte Ruhestätte sei. "Immer, wenn ich nach Luxemburg fahre, schaue ich hier vorbei", erzählt sie. "Die Lage ist optimal. Damit hat der Tierschutzverein sicher vielen Menschen geholfen." Die Katze der Familie Groß war das dritte Tier, das auf dem im Herbst 2005 eröffneten Trierer Tierfriedhof bestattet wurde. Inzwischen sind es knapp 30. "Die Pachtzeit beträgt vier Jahre", erläutert Andreas Lindig, Vorsitzender des Tierschutzvereins und Leiter des Tierheims. Sie laufe automatisch ab, könne aber auch verlängert werden. Die Gebühren betragen 70 Euro (für Kleintiere) bis 150 Euro (für große Hunde). Mit den Einnahmen werden die Einrichtungskosten des Friedhofs von rund 20 000 Euro gedeckt. Später können sie komplett in die Finanzierung des Tierheims einfließen, da keine Unterhaltungskosten für den Friedhof anfallen. Für Pächter jederzeit geöffnet
Die Besitzer können ihr Tier selbst begraben oder diese Aufgabe an einen Tierbestatter übertragen. Um nicht an die Öffnungszeiten des Tierheims gebunden sein zu müssen, erhält jeder Pächter einen separaten Schlüssel für das umzäunte Gelände. Für die Instandhaltung der Grabstellen sind die Besitzer zuständig und werden bei Bedarf auch daran erinnert. Lindig plädiert für eine Bestattung im Leinentuch oder in einer Decke. Auch Behältnisse aus Pappe oder Karton kommen in Frage. Wer mag, kann seinem verstorbenen Tier das Lieblingsspielzeug mit auf die letzte Reise geben. Die meisten Gräber sind schlicht gehalten, auf anderen tummeln sich Engelsfiguren und Primeln. Das hält Marie-Louise Groß für übertrieben. "Ich pflege Putzis Grab auch", sagt sie. "Aber sie war eben nur ein Tier und kein Mensch." Lindig pflichtet ihr bei. In der Friedhofsordnung sei extra ausgewiesen, dass ein Friedhofskult in Form menschlicher Totengedächtnisse oder die Verwendung von Symbolen religiöser Glaubensgemeinschaften zu unterlassen sei. Doch bisher habe er ein Auge zugedrückt. "Das Tier soll hier seinen Frieden finden und der Besitzer einen Ort, an dem er Kontakt zu ihm aufnehmen kann." Manchem Tierfreund hilft der üppige Grabschmuck offensichtlich, über den Verlust des geliebten Vierbeiners hinwegzukommen. Vom Tierheim nebenan klingt unterdessen verhaltenes Hundegebell herüber. "Es ist doch eine angenehme Vorstellung", sagt Lindig, "dass die Tiere auf dem Friedhof den lebenden im Heim ‚zuhören‘ können."