Wo Rollis einfach ins Taxi rollen

TRIER. Vom Rollstuhl aus auf große Fahrt: Ohne ihren eigenen Wagen zu verlassen, können Gehbehinderte seit kurzem in Trier sorgenfrei ins Taxi rollen. Unternehmer Ralf Herrig hat die Idee an die Mosel gebracht – und fährt damit auf Erfolgskurs.

"Wir transportieren täglich mehrere Rollstuhlfahrer", erzählt der Unternehmer und klopft aufs beige Blech. Seine rollende Erfolgsgeschichte neben ihm steht voll beladen und abfahrbereit. "Für die Behinderten ist normales Taxifahren oft kein Vergnügen", weiß Chauffeur Herrig, der in der zweiten Generation in der Branche arbeitet, aus Erfahrung. "Die Behinderten in den Beifahrersitz wuchten und den Rollstuhl in den Kofferraum quetschen" - oft genug hätten er und seine Kollegen das gemacht. Immer wieder seien Nachfragen von frustrierten Kunden gekommen, die sich eine Patentlösung zum bequemen Transport wünschten. "Muffensausen" vor hohen Investitionen

Eine Idee, die Herrig jahrelang nicht mehr losließ. Trotz "ein bisschen Muffensausen wegen der Zitterpartie mit hohen Investitionskosten" hat der Mut schließlich gesiegt: "Zum Glück, das Geschäft läuft prima", freut sich der Geschäftsmann. Zwei Taxis kutschieren für den 44-Jährigen durch Trier und Umgebung. Eins davon seit November als Hybrid speziell für Behinderte und "halbe Fußballmannschaften". Eigentlich ist der neue Benz des Transportunternehmers ein ganz normales Großraumtaxi - "allerdings mit dem gewissen Extra", bemerkt Herrig augenzwinkert: Bis zu sieben Personen können in dem scheinbar gewöhnlichen Minivan Platz finden. Mit wenigen Handgriffen lässt sich auch die hintere Sitzreihe so zusammenlegen, dass ein Rollstuhlfahrer direkt per maßgeschneiderter Rampe ins Auto fahren kann. Das Angebot wird gut angenommen. "Jede Menge Aufträge" gehen laut Herrig bei der Taxifunkzentrale, die seinen Wagen betreut, ein. Die Mundpropaganda funktioniert. Viele Dialysestationen und Altenheime hätten die Nummer gegen den Rollstuhlfahrerkummer schon fest gespeichert. Tendenz stark steigend. Nun überlegt der innovative Konzessionsträger, weiter zu wachsen: "Wir sind rund um die Uhr und täglich erreichbar, aber ab und zu kommt es schon mal zu Doppelanfragen", sagt Herrig. Da gelte es, noch besser gerüstet zu sein. "Vielleicht schon zum Ende des Jahres" könnten sich die Trierer Rollis über Transportzuwachs freuen, spekuliert der Unternehmer und schaut zuversichtlich auf sein Ausnahmeauto.

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